
Inhaltsverzeichnis
Konturen der Problematik. Dabei geht es mehr um Typologie
als um Historie. Inwiefern haben antike und
mittelalterliche Positionen ein anderes Verständnis des
Menschen und seines Weltverhältnisses vertreten als die
Moderne – und inwieweit bestehen gleichwohl gewisse
Vorläuferschaften? Welche Argumente für eine Weltverbundenheit
des Menschen sind den älteren Konzeptionen
noch immer zu entnehmen? Wodurch kam es am Ende der
Neuzeit und zu Beginn der Moderne zur Ausbildung und
schließlich zur Herrschaft der anthropischen Denkweise?
Welches Spektrum unterschiedlicher Facetten hat diese
Position anschließend angenommen? Und was sind ihre
Dauerprobleme?
Der Zweite Teil arbeitet die Tiefenstruktur der modernen
Denkform heraus: den grundlegenden Dualismus von
Mensch und Welt sowie dessen idealistisch-konstruktivistische
Konsequenzen. Anschließend wird das moderne
Widerspiel von Idealismus und Realismus verfolgt.
Schließlich wird gezeigt, wie die zeitgenössische analytische
Philosophie – bei allen anti-dualistischen Plädoyers
– der anthropischen Konstellation der Moderne verbunden
und dem genannten Widerspiel ausgesetzt bleibt.
Der Dritte Teil thematisiert Zeugnisse, die für ein nicht-dualistisches
Weltverhältnis sprechen. Sie sind überwiegend
dem literarischen und künstlerischen Bereich entnommen.
Es geht um Phänomene, die über die moderne Denkform
und deren Basisannahmen hinausweisen. Erfahrungsanalysen
verdeutlichen zusätzlich die tiefe Welthaftigkeit
unserer Existenz. Deren Erklärung wird dann in den anschließenden
Teilen unternommen.
Der Vierte Teil entwickelt ein evolutionäres Verständnis
des Menschen. Zunächst wird im Anschluss an eine
Kurzdarstellung der kosmischen und biotischen Evolution
die evolutionäre Prägung des Menschen dargestellt.
Anschließend wird das Verhältnis von Natur und Kultur
thematisiert sowie die Emergenz der Kultur aufgeklärt.
Dann wird, insbesondere im Blick auf kognitive Leistungen,
das Zusammenspiel von biologischen Vorgaben und
kultureller Fortführung behandelt. Der Mensch verspielt
die anfängliche Welthaltigkeit der Kognition in deren
Weiterentwicklung nicht, sondern verstärkt und erweitert
sie. Er bleibt gerade auch kulturell ein Weltwesen.
Der Fünfte Teil wendet sich nach der Neubestimmung der
Anthropologie den Feldern der Ontologie und Epistemologie
zu. Zunächst wird das Konzept einer konsequent
genetischen Ontologie entwickelt. Anschließend wird im
Blick auf die ontologische Verankerung der Kognition die
Seinsbedeutung und Objektivität der Kognition herausgearbeitet.
Damit ist der moderne Denkrahmen endgültig
überschritten.
Homo mundanus
Jenseits der anthropischen Denkform der Moderne
Buch (Kunststoff-Einband)
78,00 €
inkl. gesetzl. MwSt.Beschreibung
Details
Einband
Kunststoff-Einband
Erscheinungsdatum
01.04.2012
Verlag
VelbrückSeitenzahl
1004
Maße (L/B/H)
22,2/14/5,3 cm
'Der Mensch ist der einzigartige Begriff, von dem man ausgehen und auf den man alles zurückführen muss.' Diese 1755 von Diderot formulierte Formel bildet das innerste Axiom der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sich bildenden Moderne.
Wolfgang Welsch bezeichnet es als das 'anthropische Prinzip': Der Mensch ist das sinngebende Prinzip von allem.
In der Kritik der reinen Vernunft (1781) hat Kant die umfassende und bis heute wirkmächtige Begründung dieses Prinzips gegeben: Weil alle Gegenstände, auf die wir uns beziehen, grundlegend durch die apriorischen Formen unseres Erkenntnisvermögens (Anschauungsformen und Kategorien) bestimmt sind, müssen sich 'die Gegenstände […] nach unserem Erkenntnis richten'. Wir können insgesamt 'nicht anders verfahren als […] zu anthropomorphisieren'. So bildet der Mensch in der Tat das Maß der Welt. Der Mensch ist nicht erst das sinngebende, sondern schon das gegenstandskonstituierende Prinzip der Welt. Das ist der ausschlaggebende Schritt. Kants theoretische Philosophie hat dem von Diderot ausgerufenen anthropischen Prinzip
seine perfekte epistemische Legitimation verliehen. Diderot hatte das Prinzip proklamiert, Kant hat es verbindlich gemacht.
Damit war es, zweihundertfünfzig Jahre nach der kosmischen Dezentrierung durch Kopernikus, zu einer epistemischen Rezentrierung des Menschen gekommen. Selbstverständlich blieb die Stellung des Menschen im Kosmos dezentral. Aber dem begegnete nun eine epistemische Rezentrierung. Hinsichtlich der Erkenntnis und schon hinsichtlich aller Erfahrung bildet der Mensch das Zentrum der Welt: alle Gegenstände der Welt sind menschlich konfiguriert, sind ein Reflex unserer Verfassung. Dieser neuartige Anthropozentrismus bildet fortan das tragende Prinzip der modernen Denkweise. Zwar gab es auch Ansätze zu einer Kritik dieser Denkweise, ja sogar engagierte Versuche, sie zu überwinden.
Doch all diese Ansätze haben schließlich die anthropische Bahn nicht verlassen, sondern allenfalls variantenreicher gemacht. So etwa Frege, Husserl, Heidegger und auch Foucault mit dem vielleicht fulminantesten Angriff auf die anthropische Denkform der Moderne – er, der als
der entschiedenste Kritiker der anthropischen Denkform angetreten war, wurde zu deren Erneuerer.
Aber das Befangensein in dieser Denkform lähmt unser Denken. Eine effiziente Kritik daran ist dringender denn je.
Eben dieser Aufgabe hat sich Wolfgang Welsch gestellt. Er deckt den eigentlichen Grund sowohl der Ausrufung wie der Verfehltheit des anthropischen Axioms auf: die Annahme
einer grundlegenden Disparität zwischen Mensch und Welt, einer essentiellen Weltfremdheit des Menschen.
– Mit Homo mundanus legt er eine ebenso umfassende wie fundierte Kritik des anthropischen Prinzips vor.
Wolfgang Welsch bezeichnet es als das 'anthropische Prinzip': Der Mensch ist das sinngebende Prinzip von allem.
In der Kritik der reinen Vernunft (1781) hat Kant die umfassende und bis heute wirkmächtige Begründung dieses Prinzips gegeben: Weil alle Gegenstände, auf die wir uns beziehen, grundlegend durch die apriorischen Formen unseres Erkenntnisvermögens (Anschauungsformen und Kategorien) bestimmt sind, müssen sich 'die Gegenstände […] nach unserem Erkenntnis richten'. Wir können insgesamt 'nicht anders verfahren als […] zu anthropomorphisieren'. So bildet der Mensch in der Tat das Maß der Welt. Der Mensch ist nicht erst das sinngebende, sondern schon das gegenstandskonstituierende Prinzip der Welt. Das ist der ausschlaggebende Schritt. Kants theoretische Philosophie hat dem von Diderot ausgerufenen anthropischen Prinzip
seine perfekte epistemische Legitimation verliehen. Diderot hatte das Prinzip proklamiert, Kant hat es verbindlich gemacht.
Damit war es, zweihundertfünfzig Jahre nach der kosmischen Dezentrierung durch Kopernikus, zu einer epistemischen Rezentrierung des Menschen gekommen. Selbstverständlich blieb die Stellung des Menschen im Kosmos dezentral. Aber dem begegnete nun eine epistemische Rezentrierung. Hinsichtlich der Erkenntnis und schon hinsichtlich aller Erfahrung bildet der Mensch das Zentrum der Welt: alle Gegenstände der Welt sind menschlich konfiguriert, sind ein Reflex unserer Verfassung. Dieser neuartige Anthropozentrismus bildet fortan das tragende Prinzip der modernen Denkweise. Zwar gab es auch Ansätze zu einer Kritik dieser Denkweise, ja sogar engagierte Versuche, sie zu überwinden.
Doch all diese Ansätze haben schließlich die anthropische Bahn nicht verlassen, sondern allenfalls variantenreicher gemacht. So etwa Frege, Husserl, Heidegger und auch Foucault mit dem vielleicht fulminantesten Angriff auf die anthropische Denkform der Moderne – er, der als
der entschiedenste Kritiker der anthropischen Denkform angetreten war, wurde zu deren Erneuerer.
Aber das Befangensein in dieser Denkform lähmt unser Denken. Eine effiziente Kritik daran ist dringender denn je.
Eben dieser Aufgabe hat sich Wolfgang Welsch gestellt. Er deckt den eigentlichen Grund sowohl der Ausrufung wie der Verfehltheit des anthropischen Axioms auf: die Annahme
einer grundlegenden Disparität zwischen Mensch und Welt, einer essentiellen Weltfremdheit des Menschen.
– Mit Homo mundanus legt er eine ebenso umfassende wie fundierte Kritik des anthropischen Prinzips vor.
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