Chinua Achebes erschuf mit seinem Roman die literarische Stimme Afrikas. In ›Alles zerfällt‹ erzählt er von den Konflikten eines archaisch lebenden Dorfes, das mit Kolonialherren konfrontiert wird. Es geht um Verrat und Rache, um Leidenschaften, die keine Ruhe finden, und Sehnsüchte, die keine Zukunft haben. Okonkwo, der starke und jähzornige Held, stößt sich an den strengen Stammesregeln und zerbricht an dem Regime der britischen Herren aus Übersee.
»Da war ein Autor mit dem Namen Chinua Achebe, in dessen Gesellschaft die Gefängnismauern einstürzten.« Nelson Mandela über Chinua Achebe
Von innen betrachtete afrikanische Kultur und ihre Zerstörung durch den "weißen Mann"
PMelittaM aus Köln am 04.10.2019
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Nigeria, Ende 19., Anfang 20. Jahrhundert: Okonkwo gehört dem Stamm der Igbo an, sein Vater war ein Taugenichts, aber er hat es geschafft aus eigener Kraft zu etwas zu bringen und sich einen guten Status im Dorf zu sichern. Als christliche Missionare im Dorf eintreffen, ändert das das Leben des ganzen Stammes für immer.
Chinua Achebe, selbst Nigerianer, veröffentlichte diesen Roman bereits 1958. In einem sehr interessanten Vorwort erfährt man einiges über den Autor und den (zunächst geplanten) Roman, der letztlich in die Afrika-Trilogie mündete, „Alles zerfällt“ ist der erste Band dieserTrilogie und erzählt das Leben eines afrikanischen Stammes „von innen“, Anmerkungen im Anhang vertiefen manches.
Der Roman lässt sich sehr gut lesen, wird aber manchen erschüttern. Nicht immer wird deutlich, warum der Stamm dieses oder jenes tut, und für unser eigenes Verständnis wirkt vieles fremd und „barbarisch“. Hier hilft aber der Blick von innen, den der Autor einnimmt, der eben nicht wertet, und so sollte man es auch als Leser halten, und den Kontext der Zeit und des Ortes berücksichtigen. Dabei hilft, dass viele verschiedene Lebenslagen erzählt werden. Der Eingriff des „weißen Mannes“ in die Kultur ist heftig, wenn auch zunächst schleichend, aber nach und nach wird sie komplett zerstört, die Würdenträger des Dorfes gedemütigt, die Jugend verliert die bisherigen Werte – die Veränderung, die der Stamm durchmacht, ist gravierend. Nicht nur Okonkwo zerbricht daran.
Der Roman ist gut geeignet, das urtümliche Afrika aus Sicht der Afrikaner kennen zu lernen. Es zeigt auch die Zerstörung einer Kultur durch eine andere auf, die sich für höher entwickelt hält und es daher nicht für nötig hält, sich erst einmal mit ihr auseinanderzusetzen – ein Roman, den man gelesen haben sollte.
ALLES ZERFÄLLT - CHINUA ACHEBE
Bewertung aus Ludwigshafen am 26.03.2019
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
ALLES ZERFÄLLT – CHINUA ACHEBE
Wer Afrika verstehen will, sollte dieses Buch lesen! Es ist für mich ein Lesehighlight
Mit Mythen und Märchen, viel Humor aber auch traurig
Alles zerfällt
Chinua Achebe , Uda Strätling , Chimamanda Ngozi Adichie
Flexibler Einband: 240 Seiten
Erschienen bei FISCHER Taschenbuch, 27.11.2014
ISBN 9783596905744
Genre: Romane
Inhaltsangabe zu "Alles zerfällt" (übernommen)
Chinua Achebes erschuf mit seinem Roman die literarische Stimme Afrikas. In ›Alles zerfällt‹ erzählt er von den Konflikten eines archaisch lebenden Dorfes, das mit Kolonialherren konfrontiert wird. Es geht um Verrat und Rache, um Leidenschaften, die keine Ruhe finden, und Sehnsüchte, die keine Zukunft haben. Okonkwo, der starke und jähzornige Held, stößt sich an den strengen Stammesregeln und zerbricht an dem Regime der britischen Herren aus Übersee. »Da war ein Autor mit dem Namen Chinua Achebe, in dessen Gesellschaft die Gefängnismauern einstürzten.« Nelson Mandela über Chinua Achebe
Meine Meinung:
1890 In der vorkolonialen Zeit lebte im Südosten von Nigeria in dem Igbo-Dorf Umoufia = Menschen des Waldes, Okonkwo. Er arbeitet hart, bis es nicht mehr ging und konnte sich dadurch 3 Frauen und 4 Hütten leisten. Er war sehr stark und hatte sogar die Katze (den bis dahin stärksten Mann) besiegt. Er hatte als Kind immer darunter gelitten, dass sein Vater Unoka faul und bequem war. Er hatte überall Schulden und wenn er mal zu Geld kam, kaufte er eine Kallebasse mit Palmwein, lud Freunde ein, feierte und machte Musik. Dann war er der glücklichste Mann, nur seine Frau und Kinder hungerten. Okonkwo hatte sich geschworen, dass er so nie werden wolle. Er hatte es sogar zu Ansehen gebracht und gehörte zu den Egwugwu/Maskenträgern. Er war sehr geachtet und aber auch sehr jähzornig. Seine größte Angst war, dass er Schwäche zeigen könne. Okonkwo schlug sehr oft seine Frauen und Kinder, besonders sein Sohn Nwoye hatte darunter zu leiden, denn er kam in seinen Augen auf den Großvater und zeigte oft Schwäche. Nur seine Tochter Ezinma mochte er und er dachte sehr oft, wenn sie doch ein Junge wäre.
Erst als das Opferkind Ikemefuma aus dem Dorf Mbaino Okonkwo als Pflegekind aufnimmt, wird sein Verhältnis zu Nwoye besser. Ikemefuma freundet sich mit Nwoye an, der dadurch selbstbewusster wird. Es komm so weit, dass Ikemefuma Vater zu Okonkwo sagt.
Doch eines Tages, so verlangt es die Göttin, muss Ikemefuma getötet werden. Okonkwo will keine Schwäche zeigen und tötet ihn, obwohl er es nicht durfte. Damit geht es mit Okonkwo so langsam bergab. Bei einer Beerdigung löst sich ein Schuss aus seiner Pistole und Okonkwo muss für 7 Jahre das Dorf verlassen. Er zieht ins Mutterland in das Dorf Mbanta, in dem er sehr herzlich aufgenommen wird und in dem viele Verwandte wohnen. Nicht umsonst sagt man: „Wir bitten nicht um mehr Geld, sondern um mehr Verwandte. Wir sind deshalb besser als Tiere, weil wir Verwandte haben. Ein Tier reibt sich die juckende Flanke an einem Baum, ein Mann bittet seinen Verwandten, ihn zu kratzen.“ S. 181
Nach 7 Jahren kehrt er nach Umoufia ins Vaterland zurück. Doch Okonkwo muss feststellen, dass nichts mehr ist wie vorher, denn die Männer sind verweichlicht, zeigen Schawäche, und die Kolonisation durch die Missionare hat begonnen. Sogar sein Sohn Nwoye ist zu dem neuen Glauben übergetreten. Obieika, ein Freund von Okonkwo sagte zu ihm: „ Unsere eigenen Männer und Söhne laufen zu den Fremden über. Sie wenden sich ihrem Glauben zu, und sie helfen ihre Regierung aufrechtzuerhalten…………Der weiße Mann ist listenreich. Er kam ruhig und in Frieden mit seinem Glauben. Wir haben über seine Dummheit gelacht und ihm gestattet, zu bleiben. Jetzt hat er unsere Brüder für sich gewonnen, und der Klan kann nicht mehr geschlossen handeln. Er hat ein Messer auf die Dinge gelegt, die uns zusammenhielten, und wir sind zerfallen.“ S. 192
Chinua Achebe hat einen sehr bildgewaltigen poetischen Roman geschrieben, der voller Mythen, Märchen und Sprichwörtern steckt. Auch der Humor kommt nicht zu kurz und auch die Traurigkeit fehlt nicht. Mich hat dieses Buch von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen und ich bin restlos begeistert. Dieser Roman ist erstmals 1958 erschienen und ist der erste Band der Afrika-Trilogie.
Chinua Achebe wurde 1930 in Ogidi im Osten Nigerias als Sohn eines Katechisten aus dem Stamm der Igbo geboren. Er studierte am University College von Ibadan und lebt seither als Professor an nigerianischen, englischen und amerikanischen Universitäten. 1958 erschien sein erster Roman „Things Fall Apart“, heute das meistgelesene Buch eines afrikanischen Autors. 2002 wurde Achebe für sein politisches Engagement mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt, 2007 erhielt er den Man Booker International Prize. Chinua Achebe starb 2013 in Boston.
Fazit:
Wer Afrika verstehen will, sollte diesen ganz wunderbaren Roman unbedingt lesen. Denn gerade die Vergangenheit gehört mit zu der Geschichte Afrikas. Da es der erste Band, aber in sich abgeschlossen, der Afrika-Trilogie ist, werden die beiden andere Romane „Heimkehr in ein fremdes Land“ und „Der Pfeil Gottes“ noch folgen.
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