Das meinen unsere Kund*innen
Die Sache mit der Zeit
Tarika Vanhi am 19.01.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Wir sind besessen von der Zeit, davon, sie zu messen, zu kontrollieren, zu verkaufen, sie unvergänglich und sinnerfüllt zu machen. Wie sind wir derart unter das Diktat der Zeit geraten und was lässt sich dagegenhalten?
Die Geschichten dieses Buches führen auf die Spuren unserer Zeitbesessenheit. Ein Engländer kehrt aus Kalkutta heim, weigert sich aber, seine Uhr auf die heimische Zeitzone umzustellen. Beethovens symphonische Wünsche werden übergangen. Ein Augenblick im Krieg wird auf alle Zeit festgehalten. Der Fahrplan kommt mit der Dampflok. Eine Frau entwirft eine Uhr mit Zehnstundenzifferblatt und erfindet den Kalender neu. Ein britischer Uhrmacher wetteifert mit der uhrengewaltigen Schweiz. Und Prinz Charles unternimmt den Versuch, die Zeit in einem Ort stillstehen zu lassen.
Simon Garfield nimmt uns in seinem neuen Buch mit auf eine höchst unterhaltsame Zeitreise. (Klappentext) ~*~
Zeit ist relativ, Zeitfieber von Simon Garfield ist relativ relativ interessant, relativ langweilig, relativ voll an Informationen. Nun mag man sich wundern, warum sollte man denn seine Zeit in ein 380 Seiten starkes Buch investieren? Eine gute Antwort auf diese Frage habe ich nicht. Denn als höchst unterhaltsam habe ich diese Zeitreise nicht empfunden und während zumindest zweidrittel des Buches noch eine halbwegs erkennbarer roter Faden erkennbar ist, verliert sich der Autor am Ende in Geschichten, deren thematische Zusammengehörigkeit eher mit der Lupe suchen musste. ~
Auf keinen Fall aber will ich leugnen, dass es so einige faszinierende Fakten zu erfahren gab, wie z. B. dass es anfangs in den USA eine Vielzahl an verschiedenen Zeitzonen gab, bis man schließlich die Zeit vereinheitlicht hat, wobei die Erfindung des Fahrplans eine wesentliche Rolle spielte, oder warum ein Popsong drei Minuten dauern sollte und eine ganze Menge mehr an Informationen. Aber es gab auch immer wieder Stellen, die mehrere Seiten lang waren, die ich einfach nur gähnend langweilig fand. ~
Vielleicht lag es auch daran, dass ich etwas gänzlich anderes erwartet habe, etwas amüsanteres, und vielleicht auch mehr Wissen darüber, wie sich die Zeitmessung entwickelt hat. Stattdessen bekam ich eher ein Buch, mit verschiedenen Geschichten der Vergangenheit, die irgendwie mit Zeit zu tun haben, oder damit zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
~*~
Zu diesem Buch möchte ich diesmal weder eine Empfehlung aussprechen, noch davon abraten. Die vielen Informationen in diesem Buch sind nämlich durchaus gut recherchiert und im Grunde ist Zeitfieber voll von faszinierendem Wissen. Vielleicht braucht man für ein Buch über Zeit auch einfach genügend Zeit, um es in kleinen Portionen zu genießen.
Zuwenig Zeit, um die Zeit zu nutzen
Buchgespenst am 19.01.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Was ist Zeit? Wie nutzen wir sie richtig und warum haben wir immer zu wenig davon? Schon immer hat sich der Mensch mit diesen Fragen herumgeschlagen, hat immer wieder andere Antworten darauf gefunden und sich bedingungslos dem selbst aufgezwungenen Diktat unterworfen. In interessanten und aufschlussreichen Episoden berichtet Simon Garfield von wichtigen und unwichtigen Ereignissen rund um die Zeit. Dabei kommt er von der Revolutionsuhr aus Frankreich zu der Geschichte der Eisenbahn, die weltweite Auswirkungen auf unser Zeitverständnis hat bis zur Erfindung der CD. Musik und Kunst, Alltag und Geschichte, Sport und Raumfahrt die Zeit ist allgegenwärtig und hat unser Leben und unsere Kultur nachhaltig geprägt.
Dieses Buch ist keine Geschichte der Zeit! Schlaglichterartig werden Episoden geschildert, oft bewusst subjektiv vom Autor beleuchtet. Manchmal wirkt gerade diese Subjektivität langatmig, trocken oder auch verwirrend. Ob er schildert wie er ein Auto zusammensetzt, im Zusammenhang mit der Industrialisierung, oder ob er von der Schwierigkeit berichtet eine Uhr zu bauen, im Rahmen der Geschichte der Uhrmacherei immer wieder vermischt er persönliche Erlebnisse mit interessanten Fakten. Leider wird er oft weitschweifig und ermüdet den Leser, wenn er sich in diesen Eindrücken verliert.
Fazit: ein durchaus lesenswertes Buch, doch hätte ich mir tatsächlich ein zusammenhängenderen und dynamischeren Ansatz gewünscht. Etwas mehr Humor hätte die Lektüre ebenfalls aufgelockert. Viel zu oft verlieren sich die durchaus interessanten Episoden seitenlang in Belanglosigkeiten oder auch im Eindruck der Schleichwerbung. Sehr schade, denn von anderen Büchern her weiß ich, dass der Autor es besser kann.