Eine Träne im Wasser. Ein Splitter im Herzen. Ein verwunschener Prinz. Als der Spiegel ihrer Großmutter zerbricht, verliert Leonie mit der Erinnerung an sie auch den letzten Halt in ihrem Leben. In der Schule nur als Brillenschlange gehänselt und verlacht, hat sie längst aufgegeben dazugehören zu wollen. Ihr bleibt nur eine Möglichkeit, mit allem fertig zu werden. Eine beschissene Möglichkeit, wie Fynn meint. Nur kann er ihr gerade keinen guten Rat geben, weiß er ja selbst nicht einmal, warum er sich in Leonies Aquarium wiederfindet. Nur noch 20 cm groß mit glitschiger, kupferfarbener Haut und seltsamen Wucherungen dort, wo eigentlich sein Hals sein sollte, werden die zehn Quadratmeter ihres Zimmers seine neue Welt. Bevor er das Rätsel seiner Verwandlung allerdings lüften kann, enthüllt eine blutige Scherbe ihm Leonies bitteres Geheimnis. Nun hat er die Wahl: Will er weiter in Selbstmitleid baden, oder wird er die helfende Hand, die Leonie braucht? Froschkönig trifft Schneekönigin. Im Axolotlkönig spinnt die Autorin Sylvia Rieß die Elemente zweier weltbekannter Märchen in einer witzig-modernen und zugleich düsteren Romanze zusammen, die uns zeigt, wie wichtig es ist, die Welt manchmal mit anderen Augen zu sehen.
Meine Meinung:
Was macht es mit einem Menschen, wenn er ununterbrochen gehänselt und gemobbt wird? Wenn die Gemeinheiten selbst online nicht vor einem Halt machen? Diesen Fragen geht Autorin Sylvia Rieß in ihrem „Axolotlkönig“ auf düster-komische Weise nach. Denn dieser Roman ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, stellenweise erschreckend und bedrückend, doch ebenso lustig und erheiternd.
So gestaltet sich der Einstieg in die Geschichte zunächst höchst amüsant. Denn der aus reichem Hause stammende Fynn muss plötzlich feststellen, dass er kein begehrter Leadsänger mehr ist. Stattdessen findet er sich schnell als glitschigen Lurch im Aquarium seiner Mitschülerin Leonie wieder – ausgerechnet bei der Streber-Brillenschlange! Wie das überhaupt möglich ist? Das wüsste der Jugendliche auch gern. Während man bis dahin noch schmunzeln kann, weicht der anfängliche Humor jedoch der ernsten Grundthematik, als Fynn durch seine neue Gestalt immer tiefere Einblicke in Leonies Privatleben erlangt. Was er so über die Folgen des täglichen Mobbings erfährt, die das Mädchen ertragen muss, lässt ihn vollkommen entsetzt zurück …
Obwohl die Handlung sich größtenteils in Leonies Zimmer abspielt, weiß die Geschichte dennoch zu fesseln. Zu verdanken ist das nicht nur dem Perspektivenwechsel zwischen den beiden Teenagern, sondern auch den verarbeiteten Märchenelementen, die der Handlung einen angenehm magischen Touch verleihen. Die Bestandteile des Froschkönigs und der Schneekönigin harmonieren hier ganz wunderbar miteinander, man erkennt sie auch wieder. Und sie vermitteln dem Leser so viel mehr, als nur die Auswirkungen von Cybermobbing. Nein, zwischen den Zeilen findet sich Zahlreiches, das einem zum Nachdenken und Selbstreflektieren animiert. Wie sehr wir z. B. manchmal in Schubladen-Denken verfallen, obwohl unser Gegenüber aus weitaus mehr Facetten besteht als denen, die wir sehen. Dass Worte zerstören wie auch heilen können. Wie wichtig familiärer Halt und Freundschaft sind.
Verfasst ist der Roman in lockerer Jugendsprache, passend zu den Charakteren. Diese selbst muten zwar stereotypisch an, aber ein Vergleich mit der Rollenkonstellation, die man noch vom eigenen Schulalltag in Erinnerung hat, wird schnell klar: So abwegig sind sie gar nicht. Ob Mädchenschwarm, Klassenclown, Diva oder Streber, diese ‚Verteilung‘ in den Klassen entspricht leider viel zu oft der Realität. Besonders in Leonie konnte ich mich gut hineinversetzen. Schmerz, Depression und Isolation waren unser beider Leid. Gerade ihre schwarzen Momente schockierten mich zutiefst! Wäre all das nicht schon für eine positive Gesamtwertung genug, lernt man nebenbei noch etwas Nützliches über Axlotl und die Macht alter Kulturen. Abgerundet wird der Roman zu guter Letzt von herrlichen Scherenschnitten.
Fazit:
Eine düster-witzige Märchenerzählung, die daran erinnert, dass Zwischenmenschlichkeit nicht an Vorurteilen scheitern sollte. Ich vergebe fünf Sterne.
Eine originelle Märchenadaption mit ernsten Elementen
Monika Schulze am 06.03.2021
Bewertet: eBook (ePUB)
Meine Meinung:
Anfangs begegnet man Fynn, wie er in der Schule mit Leonie zusammenstößt und diese sogleich als Brillenschlange verhöhnt. Man bekommt sofort mit, dass er sich selbst ziemlich wichtig nimmt und dabei auf Leuten wie Leonie herumtrampelt. Das machte ihn mir auf Anhieb unsympathisch. Ich gönnte es ihm richtig, dass er in einen Axolotl verwandelt wird :)
Leonie ist noch sehr jung und sehr intelligent. Sie hat ein paar Klassen übersprungen und scheint auch etwas exzentrisch zu sein. Deswegen hat sie auch nie so wirklich einen Platz in ihrer Klasse und auch keine Freunde gefunden. Im Gegenteil: Sie wird täglich verspottet und gemobbt. Das und ihr Familienleben hinterlassen bei Leonie Spuren. Spuren in ihrer Psyche, mit denen sie nicht umgehen kann..
Meiner Meinung nach nimmt Mobbing heutzutage wirklich Überhand und in Zeiten von Facebook und Co ist es auch leider sehr einfach geworden. So wie Leonie geht es sicher mehreren jungen Mädchen und ich finde, da muss dringend etwas passieren. Deshalb gefiel es mir sehr gut, dass Sylvia Rieß dieses Thema in ihrem Märchen aufgegriffen hat. Es zeigt, wie weit solche Spötteleien gehen können, was diese für die Opfer bedeuten und dass Eltern davon oft nichts mitbekommen. Einfühlsam führt die Autorin ihre Leser in Leonies Gefühlswelt ein und lässt diese hautnah am Schicksal des Mädchens teilnehmen. Oft wünschte ich mir Teil des Märchens zu sein und Leonie helfen zu können, so sehr berührte mich die Geschichte.
Als Fynn ein Axolotl wird und schließlich bei Leonie im Aquarium landet, bekommt er auch mit, was er und seine Freunde dem Mädchen antun. Erst da kommt er ins Grübeln und denkt über sein eigenes Verhalten nach. Dabei erfährt man auch mehr über Fynns eigene Geschichte, was ich wirklich super fand. Überhaupt machen die Charaktere in diesem Buch eine tolle Entwicklung durch, die jedoch nicht so schnell vonstatten geht, dass sie unglaubwürdig wird.
Doch neben all den ernsten Themen, die dieses Buch behandelt, ist es immer noch ein Märchen und enthält ein paar spannende Fantasy-Elemente, die der Geschichte noch einmal eine andere Richtung geben und versuchen, die Situation etwas aufzulockern. Man darf also nicht ganz so ernst nehmen, wenn ein Krebs z.B. am Computer eine Nachricht tippt. Doch ich denke, genau das macht auch ein bisschen den Charme dieser Geschichte aus. Hier werden ernste Themen in ein Märchen gepackt und sollen so die Leser auf unterhaltsame Weise etwas sensibilisieren, was meiner Meinung nach sehr gut gelingt.
Auch der Schreibstil der Autorin gefiel mir. Die Geschichte wird abwechselnd aus Leonies und Fynns Sicht erzählt und die Sprache passt super zu den beiden Jugendlichen. Sie ist flüssig und locker und das Buch lässt sich schön entspannt lesen.
Fazit:
„Der Axolotlkönig“ ist eine originelle Märchenadaption, die ernste Themen behandelt und mit ein paar fantastischen Elementen und einem lockeren Schreibstil den Leser dafür sensibilisieren soll. Mich hat die Geschichte von Leonie und Fynn wirklich berührt und ich finde, das hier ist definitiv ein Buch, das sehr gut in meine Kategorie „Hidden Treasure“ passt.
Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.
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