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FREUNDSCHAFT SIEGT, FRIEDENSFAHRT 1952 & DIE WINDROSE - Drei DEFA-Dokumentarfilme von Joris Ivens
j.h. aus Berlin am 26.02.2018
Bewertet: Film (DVD)
Der Niederländer Joris Ivens (1898-1989) zählt zu den größten Dokumentarfilmregisseuren des 20. Jahrhunderts. Ab 1951 arbeitete er einige Jahre für die DEFA. Drei der in jener Zeit entstandenen Dokumentarfilme wurden nun von ICESTORM in einem 2-DVD-Set veröffentlicht und sind somit seit langer Zeit erstmals wieder zugänglich:
FREUNDSCHAFT SIEGT (1951, 96 min, Farbfilm)
1951 fanden in Ost-Berlin die mit übergroßem Aufwand ausgerichteten III. Weltjugendfestspiele des Weltbundes der demokratischen Jugend (WBDJ) statt. Gezeigt werden die Herkunftsländer der Teilnehmer, die sich als Friedensstafetten unter Einsatz pathetisch-sinfonischer Musik auf den Weg nach Berlin machen - oftmals gegen regierungsseitige Widerstände in ihren Ländern. "Es schien, als ob in Berlin die friedliebende Jugend der ganzen Welt versammelt war, als im Licht der Scheinwerfer die Jungen und Mädel dem Frieden die Treue schwuren. Die imposante Weltfeier der Jugend im Film festzuhalten, den Atem jener Tage und die Gestalten junger Kämpfer gegen den Krieg zu den Millionen Zuschauern zu tragen - das war die große und ehrenhafte Aufgabe, die vor den Gestaltern des neuen Farbdokumentarfilms 'Freundschaft siegt' stand." (Progress-Filmillustrierte, 1952).
Joris Ivens war der Hauptregisseur der DEFA für die Koproduktion mit dem Mosfilm-Studio unter der Gesamtleitung des Stalinpreisträgers Iwan Pyrjew (1901-1968). So befremdlich scharfmacherisch mancher Kommentar dieses in der Frühzeit des Kalten Krieges realisierten Films auch sein mag - er ist ein hochinteressantes Zeitdokument. Ein Dokument auch für jene Phase der ostdeutschen Politik, in der sich die DDR noch als Sachwalter eines sich unter demokratischen Vorzeichen wieder vereinenden Deutschlands sah - während Adenauer am Rhein die Teilung zementierte.
FRIEDENSFAHRT 1952 WARSCHAU - BERLIN - PRAG (1952, 50 min, Farbfilm)
Seit 1948 fand die Friedensfahrt als internationale Etappen-Radrennfahrt für Amateurfahrer statt - 1952 erstmals mit der DDR als Mitveranstalter. An der Friedensfahrt 1952 nahmen 94 Fahrer aus 16 Nationen teil, die 12 Einzeletappen von Warschau über Berlin nach Prag (2135 km) zu bewältigen hatten. Nach ausgiebiger Würdigung der aktuellen Aufbauleistungen werden in verschiedenen Etappen in Polen, der CSR und der DDR immer wieder um den Sieg kämpfende Radfahrer gezeigt, denen entlang der Strecke begeistert zugejubelt wird.
Die Sportreportage entstand in Koproduktion mit dem Warschauer Dokumentarfilm-Studio und stellt hinsichtlich der politischen Instrumentalisierung des Sports ebenfalls ein interessantes Zeitdokument dar, das auch den Blutsonntag in Essen und das Vorgehen der Polizei gegen Wiederbewaffnungsgegner in Westdeutschland thematisiert.
DIE WINDROSE (1956)
Der Episodenfilm zeigt fünf ungleiche Frauen in Brasilien, der Sowjetunion, Frankreich, Italien und China, die der Kampf um Gleichberechtigung vereint. Die fünf dokumentarisch inszenierten Episoden unterschiedlicher Regisseure sind in Originalsprache zu sehen und mit einem erklärenden deutschen Kommentar unterlegt - ebenso wie der Prolog gesprochen von Helene Weigel.
Prolog von Maximilian Scheer: "Ich will sie auf einer Reise in andere Länder begleiten und ihnen diese Reise ohne Gepäck ein wenig erleichtern. Wir werden Szenen aus der Wirklichkeit fremder Länder sehen, kurze Episoden aus dem Leben von heute ... Diese 5 Frauen unterscheiden sich eine von der anderen, sie leben verschieden, sie handeln verschieden, sie gehen jede einen anderen Weg, aber sie gehen zu einem großen Ziel, ihre Herzen und Hirne weisen die Wegrichtung, um die Zukunft so wie die Windrose allen Seefahrern, Piloten und Forschern, allen Suchenden den Weg zeigt, der zum guten Ziele führt."
Joris Ivens hatte für diesen im Auftrag der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (IDF) gedrehten Film die künstlerische Oberleitung. Daran mitgearbeitet haben zahlreiche namhafte Autoren und Regisseure wie Alberto Cavalcanti, Sergej Gerassimow, Gillo Pontecorvo oder Jorge Amado.
Bonus: JORIS IVENS - ER FILMTE AUF FÜNF KONTINENTEN (1963, 23 min)
Das aus Anlass des 65. Geburtstages von Joris Ivens von Regisseur Joachim Hadaschik realisierte Porträt stellt in Kurzfassung Ivens wichtigste Filme vor und zeigt ihn im Schneideraum, bei Kongressen sowie beim Sprechen über seine Arbeit.
Die digitalisierten Filme liegen in - dem Alter entsprechend - nahezu hervorragender Bild- und Tonqualität vor. Das 8-seitige Booklet mit Texten von Günter Jordan ist um eine zeitgemäße Einordnung der teils sehr propagandistischen Filme bemüht und enthält die kompletten Stabsangaben der Filme.
Für Sammler zeitgenössischer Dokumentationen eine sehr empfehlenswerte Veröffentlichung!