Schloss Gripsholm: Ja, Kurt Tucholsky konnte auch Belletristik. Eines seiner erfolgreichsten Werke ist die Liebesgeschichte Schloss Gripsholm, in der ein verliebtes Paar einen Sommerurlaub in Schweden verbringt. Leicht, locker, erotisch-verspielt – und natürlich nicht ohne Melancholie.
Die perfekte Sommerlektüre im Handtaschenformat: wer sich mal wieder einen Klassiker gönnen und auf schöne Sprache und gute Unterhaltung nicht verzichten will, sollte sich Schloss Gripsholm in die Tasche stecken und direkt an den Strand fahren!
Tucholskys bekannte Erzählung startet mit einem fiktiven Briefwechsel zum nächsten Buch zwischen dem Autor selbst und dem Verleger Ernst Rowohlt, der uns wohl allen bekannt ist. Dieser Briefwechsel ist spaßig verfasst und auf diese leichte Art war ich dann eingestellt.
Der Herr Rowohlt sagt, „eine heitere Liebesgeschichte“ soll es werden. Doch der Kurt sträubt sich noch, obwohl er doch mehr Kohle verdienen will.
Der Erzähler fährt mit seiner Freundin, die er „die Prinzessin“ nennt in den Urlaub. Nach Schweden fahren sie heuer. Die Überfahrt gestaltet sich unspektakulär, die Suche nach einer Unterkunft wird etwas spannender. Schließlich landen sie in einem kleinen Örtchen und beziehen in Schloss Gripsholm ihr Quartier. Nach einiger Zeit kommt das Karlchen zu Besuch und danach kommt dann auch die Billie in die illustre Runde. Im „zweiten Teil“ Teil des Buches retten die beiden dann ein Kind aus den Fängen eines ansässigen Kinderheims. Dann fahren sie wieder heim.
Soweit so gut – das war das Buch.
Meine Meinung:
Cover wunderschön. Schreibstil des Tucholsky großartig. Übersetzung super.
Der Start mit den Briefen war lustig, dann wurde es etwas langatmig und die Entwicklung plätscherte so dahin. Doch was die Story nicht ganz pointier bringt, kommt jedenfalls mit der Sprache des Autors daher. Sowohl der Humor vom Karlchen, als auch die beobachtende Beschreibung und die Ironie innerhalb des Werkes sind großartig.
Was meinen Humor komplett traf: Man kann den Hintern schminken, wie man will, es wird kein ordentliches Gesicht daraus. (Zitat)
Hinzu kommt dann zum Schluss eine Dreiecksbeziehung mit Billie, was ich schon sehr gewagt fand (1930er).
Eine unbeschwerte, leicht erzählte "Sommer(liebes)geschichte" – befreit, fröhlich und idyllisch, aber nicht sentimental oder kitschig.
Alles in allem eine Kauf- und Leseempfehlung für die Ironie, die Offenheit, das plattdeutsche Geplappere und den Witz en point. Mein liebster war hier definitiv das Karlchen.
Ein kurzweiliger Klassiker mit sommerlicher Idylle und viel Tiefgang auf wenigen Seiten. Es erzählt keine klassische Liebesgeschichte, sondern beruht auf "modernen" Vorstellungen von Freiheit, Partnerschaft und Freundschaft. Dazu kommt die Geschichte eines kleinen Mädchens, das in der Nähe von Schloß Gripsholm Herzlosigkeit und Unterdrückung erlebt. Gerade der Beginn hat mir gut gefallen: Ein fiktiver Briefwechsel zwischen Kurt Tucholsky und dem Verleger Ernst Rowohlt, der dann in den Roman mündet. Die Sprache (insbesondere Dialekte und Plattdeutsch) ist gewöhnungsbedürftig und ich hätte mir noch mehr Szenen mit Ada gewünscht.
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Ein sommerleichter Roman - aber im Hintergrund Donnergrollen
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Wie fein ist dieses Buch. Am besten liest es sich vermutlich am Strand oder in der Hängematte. Aber auch an einer lärmigen Bushaltestelle wird es funktionieren und flugs ist man mit dem Erzähler in einem kleinen, malerischen Anwesen in Schweden: in Schloss Gripsholm. Hierher reist Peter mit seiner Freundin Lydia um dem Berliner Alltagsstress zu entkommen. Zu Besuch kommt noch ein guter Freund von ihm und später auch die beste Freundin Billie, die beste Freundin Lydias. Und alle unterhalten sich prächtig, freuen sich am Sommer und der Freundschaft. Und entspannt sich zwischen Peter, Lydia und Billie noch etwas mehr?...
Tucholsky, einer der bekanntesten Satiriker der Weimarer Republik, schreibt einfach unnachahmlich. Locker und leicht; und als Leser freut man sich einfach über die fröhlichen Dialoge und den verspielten Umgang der Romanpersonen miteinander. Alles könnte ungetrübt sich entspinnen, wenn nicht in der Nähe von Schloss Gripsholm ein Kindererziehungsheim liegen würde, das von einer sadistischen Aufseherin geführt wird. Bei einem Ausflug stoßen die Freund auf ein verängstigtes und heulendes Mädchen. Und sie beschließen kurzerhand, dieses zu retten. Bei der Schilderung des Erziehungsheimes muss man unweigerlich an die Nazizeit denken, die in diesem Buch wie ein fernes Gewittergrollen die Sommeridylle bedroht.
Zwei Jahre nach Erscheinen dieses Buches wird ganz Deutschland von ähnlichen Sadisten beherrscht, die auch in diesem Erziehungsheim die Kleinen und Schwachen unterdrückten. Tucholsky wandert aus, hört auf zu schreiben und stirbt schon 1935 unter unklaren Umständen. Selbstmord ist nicht unwahrscheinlich.
Das alles kann aber der sommerliche Grundstimmung des Buches nichts anhaben. Und es tut einem einfach gut, mit wie viel Mitgefühl für Schwache die Freunde der Erziehungsheimleiterin die Stirn bieten.
Also, wer es noch nicht kennt - unbedingt mit Kurt Tucholsky in die Sommerfrische nach Gripsholm reisen und die Seele baumeln lassen!
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