“Ein erschütterndes Buch, aber es ist eine heilsame, eine befreiende Erschütterung, eine hilfreiche, mit der man deutlich weiter kommt als mit aller wohltuenden Erträglichkeit. [...] im Kern eine Liebesgeschichte – und ein großes Zeugnis.” Sten Nadolny
Ein Schlaganfall, zehn Tage später der zweite, haben ihren Mann aus allem herauskatapultiert, was er bis dahin gelebt hatte. Und aus ihr wird die Frau des Kranken. Wie liebt und hütet man einen Mann, der an dem Tag zusammenbricht, an dem man ihm gesagt hat, man könne nicht mehr leben mit ihm? Wie schafft man die Balance, in der Krankheit zu sein und im Leben zu bleiben? Gabriele von Arnim beschreibt in diesem literarischen Text, wie schmal der Grat ist zwischen Fürsorge und Übergriffigkeit, Zuwendung und Herrschsucht. Wie leicht Rettungsversuche in demütigender Herabwürdigung enden. Und Aufopferung erbarmungslos wird.
"Das Leben ist ein vorübergehender Zustand" ist eine leidenschaftliche, so kühle wie zärtliche Erzählung eines bedrängten Lebens.
«Bitte lesen Sie dieses Buch, das mit einer solch stillen Wucht daherkommt, dass man zunächst gar nicht merkt, wie es einen umhaut. Ganz große Kunst und so nah am Leben.» Daniel Schreiber
Eine Geschichte, die den Leser berührt, gleichzeitig aber auch bedrückt. Der sehr literarische Schreibstil der Autorin zieht einen in seinen Bann. Ein Buch, für das man sich die nötige Zeit nehmen sollte!
Das Buch lies mich wütend zurück.
kvel am 28.06.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Inhalt, gemäß Umschlaginnenseite:
Ein Schlaganfall, zehn Tage später der zweite haben ihren Mann aus allem herauskatapulitert, was er bis dahin gelebt hatte. Und aus ihr wird die Frau des Kranken. Der nicht deutlich sprechen, nicht gehen, nicht lesen, nicht schreiben kann – aber nach wie vor wasserhell denkt. Zutiefst eingekerkert in sich, ausgeschlossen von der Welt, die er bisher so großräumig bewohnt hat. Ein zerrütteter Mensch, ein Bär ohne Wildnis.
Und sie sitzt ratlos zusammen mit der Vergangenheit und der Zukunft auf der schmalen Bank namens Jetzt. Wie lebt man mit Krankheit? Zehn Jahre lang haben die beiden gekämpft, gelitten, gewütet und sich gegenseitig mit neuer Innigkeit kennengelernt.
Gabriele von Arnim beschreibt in diesem literatischen Text, wie schmal der Grat ist zwischen Fürsorge und Übergriffigkeit, Zuwendung und Herrschsucht. Wie leicht Rettungsversuche in demütigender Herabwürdigung enden. Und Aufopferung erbarmungslos wird. Wie liebt und hütet man einen Mann, der an dem Tag zusammenbricht, an dem man ihm gesagt hat, man könne nicht mehr leben mit ihm? Wie schafft man die Balance, in der Krankheit zu sein und im Leben zu bleiben?
Meine Meinung – Achtung, es wird aus dem Inhalt berichtet:
Ich war sehr auf dieses Buch gespannt, da mich die Beschreibung und auch die Bewerbung auf der Buchrückseite gepackt hatten.
Der Schreibstil ist echt beeindruckend!
Ja, die Autorin kann wirklich erzählen!
„Krankheit und Kränkung. Erst in diesen Jahren habe ich den semantischen Zusammenhang vertanden. Den Angriff der Krankheit auf die Unabhängigkeit, auf die Selbstachtung, auf fast alles, was das Ego bisher ausgemacht hat. Wie sich behaupten im ruinierten Zustsand.“ (S. 43)
Ich vermute mal, die Intention der Autorin diese Autobiographie zu schreiben, liegt darin begründet, sich Lob (sei es für ihr Duchhaltevermögen oder ihre unerschütterliche Liebe zu ihrem Mann) aus der Leserschaft abzuholen.
Und da bin ich schon bei meinem ersten Kritikpunkt.
Denn die meiste Zeit beim Lesen hätte ich die Dame am Liebsten rechts und links abgewatscht; man merkt schon, dass das Lesen bei mir gewisse Aggressionen hervorgerufen hat.
Ja, sie hat auch selbstkritisch über sich geschrieben.
Aber dies kann dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Geschriebene vor Selbstgerechtigkeit / Selbstbeweihräucherung nur so trieft.
„Ich überfordere ihn ständig. Tue ich das für ihn oder für mich? Für sein Wohlbefinden oder für mein gutes Gewissen?“ (S. 124)
Ja, ich weiß, dass man jemanden, der so selbstlos und aufopfernd ist, eigentlich gar nicht kritisieren darf.
Aber ich kann schon verstehen, dass sich Freunde und Bekannte im Laufe der Zeit abgewendet haben. Denn Freundschaft bedeudet ja auch, dass man gemeinsame Interessen hat und sich auf Augenhöhe begegnet. Wenn jedoch etwas davon abhanden gekommen ist, kann ich schon verstehen, dass sich andere abwenden; dies muss gar kein bewusster Prozeß sein oder etwas mit Berührungsängsten zu tun haben, sondern kann auch schleichend „einfach so“ passieren. Also muss Frau von Arnim dies gar nicht so bemängeln; mit diesem Unterton, dass diejenigen schlechtere Menschen wären als sie selbst.
Schließlich hat sie reichlich Geld: um sich privat Pflegepersonal und Ärzte leisten zu können. Sie organisiert Personen aus ihrem persölichen Umfeld, die die Zeit ihrem Mann durch Vorlesen vertreiben. Sie lässst ihren Mann aus ihrer Wohnung im fünften Stock nach unten tragen, um mit ihm zum Einkaufen auf den Markt zu fahren. Ja, man darf sich Hilfe holen. Aber wenn die Vorleser wahrscheiblich ganz ehrlich zu sich selbst sind, würden sie zugeben, dass sie das Vorlesen auch nur für ihr eignes Selbstbild machen würden. Und das Einkaufen auf dem Markt dient bestimmt auch dazu dem Patienten eine Abwechslung zu bieten, aber eben bestimmt auch, um selbst als selbstlose Kümmerin in den Augen anderer dazustehen. Ich weiß dies sind viele Unterstellungen meinerseites, aber man darf nicht vergessen, dass Frau von Arnim alles selbst so bestimmt hat, dass alles so war wie es war.
Aber ich möchte hier eine Rezension zu dem Buch schreiben und keinen Gegenentwurf an Argumenten.
Deshalb bleibt am Ende die Frage:
Hat mir dieses Buch gefallen? Nein.
Hat es mir etwas gebracht – unabhängig von meinen persönlichen Gefühlsausbrüchen? Nein.
Ist es lesenwert - in Anbetracht des wirklich hervorragenden Erzählstils? Ja.
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Ein autobiografischer Bericht. Ich zolle Gabriele von Arnim großen Respekt für die Kraft, die sie aufgebracht hat. 10 Jahre hat sie ihren Mann gepflegt, der innerhalb weniger Tage 2 Schlaganfälle erlitt. Kurz zuvor wollte sie sich von ihm trennen. Doch seine Krankheit hat ihre Pläne über den Haufen geworfen. Mit einem guten Schuss Pragmatismus hat sie etwas bewältigt, was nicht selbstverständlich ist. Tief beeindruckend.
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Gabriele von Arnim, Jahrgang 1946, ist eine erfolgreiche Journalistin, die unter anderem für DIE ZEIT schreibt, für den WDR und ARTE arbeitet, die Lesungen und Kultursendungen moderiert, deren Leben beruflich in gesicherten Bahnen läuft. Verheiratet ist sie mit dem ARD-Chefredakteur Martin Schulz, einem Lebemann und brillanten Intellektuellen. Doch ihre Ehe ist am Ende und sie beschließt, sich von ihm zu trennen. Genau an dem Tag, an dem sie ihren Entschluss in die Tat umsetzen will, bekommt er seinen ersten Schlaganfall und sie bleibt bei ihm. Es folgen ein zweiter Schlaganfall, eine schwere Lungenentzündung, und er wird zum Pflegefall.
Obwohl er hellwach im Kopf ist, macht sein Körper nicht mehr mit. Er kann nicht gehen, nicht lesen, nicht schreiben, nicht klar sprechen. Sie wird ihn 10 Jahre lang pflegen bis zu seinem Tod, wird die Wohnung nach seinen Bedürfnissen umbauen und alles in Bewegung setzen, um sei Leiden erträglich zu machen. Das ist oft ein schmaler Grat zwischen Fürsorge und Übergriffigkeit, zwischen Zuwendung und Herrschsucht, zwischen Aufopferung und Demütigung. Doch sie schöpft immer wieder Kraft aus ihrer eigenen Arbeit, aus den Begegnungen mit Freunden und verlässt auch immer wieder sehr bewusst das Haus, geht auf Abstand. Für ihn hat sie 15 Vorleser gefunden, die auch sie entlasten und ihn ein Stück weit mit der Welt verbinden. Eine sehr glückliche Fügung für alle!
Dieses tieftraurige, wahrhaftige und auch tröstliche Buch ist nach seinem Tod entstanden aus ihren eigenen Tagebucheinträgen und Erinnerungen, versehen mit vielen literarischen Zitaten und essayistischen Betrachtungen. Ein wunderbares Buch voller Gedanken an Momente von Glück und Liebe, von Vertrauen und Leichtigkeit, aber auch an all das, was schwer und beschwerlich war, an all die Zweifel und Rückschläge - ein ehrliches, reflektiertes Buch.
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