Alles ist genauso passiert, soweit ich mich erinnere …
Ihre Wege kreuzen sich schon, laufen nebeneinander, lange, bevor Alexander Osang beschließt, Uwes Geschichte aufzuschreiben. Und mit ihm aufbricht auf einem Schiff in die Vergangenheit. Die weißen Nächte über der Ostsee - sie sind fast hell, verheißungsvoll und trügerisch, so wie die Nachwendejahre, die beide geprägt haben. Doch während Uwe der Unbestimmte, Flirrende bleibt, während sich seine Geschichte im vagen Licht der Sommernächte auflöst, beginnt für Alexander Osang eine Reise zu sich selbst, getrieben von der Frage, wie er zu dem wurde, der er ist. Eindringlich und mit staunendem Blick erzählt er von den Zeiten des Umbruchs und davon, wie sich das Leben in der Erinnerung zu einer Erzählung verdichtet, bei der die Wahrheit vielleicht die geringste Rolle spielt.
Was macht man, wenn einem eine sehr gute Freundin und nicht minder gute Journalistin ein Buch eines Journalisten empfiehlt? Man liest es! "Fast hell" ist ein Buch über ein Ostleben, zum großen Teil aber auch ein Buch über das Schreiben und über Alexander Osang selbst. Ein Buch voller Abenteuerlust und Aufbruchsgeist, geschrieben mit einem tollen Sound. Und ganz bestimmt kein Wenderoman. Ein wahrhaft erhellender Essay über deutsche Befindlichkeiten, nicht nur in Ost, auch in West. Vertrauen Sie jetzt mir und lesen Sie es.
Biographische Impressionen
Sursulapitschi am 09.06.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
In seiner Eigenschaft als Journalist bekommt Alexander Osang den Auftrag, einen Ostdeutschen zu portraitieren, eine Art Bericht über die ostdeutsche Seele zu verfassen. Dazu möchte er seinen alten Freund Uwe befragen und schließt sich an, als der mit seiner Mutter eine Schiffsreise nach St. Petersburg unternimmt.
Allerdings wird ihm schnell klar, dass er eigentlich sich selbst befragen könnte. Erinnerungen an sein Aufwachsen in der DDR, die Zeit der Wende und auch danach hat er selbst genug. Und ist Uwe überhaupt ein „Vorzeige-Ossi“, gibt es den überhaupt? Was trägt man mit sich herum, wenn man in der DDR aufgewachsen ist und kann man das ablegen? Wie passt das Bild, das die Welt von Ostdeutschen hat zur Realität?
In schöner Sprache und mit einer guten Portion Selbstironie erzählt der Autor von seinem und auch von Uwes Leben, bedenkt, betrachtet, erinnert, was durchaus einigen Charme hat. Allerdings gehen seine Gedanken in alle Richtungen, schweifen hin und her, die Schiffsreise ist nur ein sehr loser roter Faden.
Es ist klug und interessant, langweilt nicht, fesselt aber auch nicht sehr. Ein bisschen mehr Struktur mit einem Anflug von Handlung hätte mir besser gefallen.
Das Hörbuch dauert 5 Std. und 50 Min und wird gelesen von Stefan Kaminski, dessen Interpretation dem Buch ein Upgrade verpasst. Er kann aus dem Stand berlinern oder sächseln wenn es erforderlich ist und illustriert das Geschehen wunderbar. Nach kürzester Zeit vergisst man, dass da jemand liest und denkt, der Autor spricht persönlich.
Vielleicht kann man dieses Buch am besten als biographische Impressionen eines ostdeutschen Globetrotters verstehen.
„Alles ist genau so passiert, soweit ich mich erinnere.“
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Ich mag die Sprache und den Stil von Alexander Osang.Aus diesem Grund habe ich mich auch auf das neue Buch von ihm gefreut und wurde nicht enttäuscht.Eine gelungene Erzählung über die Möglichkeiten und Chancen nach der Wende für die jungen Ostdeutschen. Verschlungene Lebenswege führen die Protagonisten um die halbe Welt, nach Jerusalem, New York,St. Petersburg .Ab und an liest es sich wie ein Schelmenroman mit gelungenen Wendungen und Anekdoten. Es ist aber auch ein nachdenkliches Buch und für alle zu empfehlen, die sich über die Zeit des Erwachsenwerdens in den 70er/80er Jahren in der DDR informieren möchten.
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"Drei Tage und drei Nächte, der ganze Wodka und tausend Geschichten. Einmal um die Welt..."
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Einmal um die ganze Welt? In einem Artikel für ein SPIEGEL-Sonderheft zum dreißigsten Jahrestag des Mauerfalls? Natürlich von einem Ost-Berliner Journalisten von wegen der Authentizietät? Ja - und das erwartet den Leser unter anderem:
"Uwe, Nikita, Ilja, Berliner Luden, russische Ballet-Tänzerinnen, amerikanische Piloten, Manfred von Ardenne, Professor Sauerbruch, Teehändler, Schauspieler, Reichsbürger, Nutten und ein sibirischer Funktionär, der seine Tochter nach einer amerikanischen Bürgerrechtlerin benannte, Andjeschella, Männer, die an Krebs starben oder an AIDS, mit Magengeschwüren, Depressionen, Prüfungsängsten, Kopfschmerzen und Verschwörungstheorien, Siebenlehn, Ludwigsfelde, Peking, Hongkong, Moskau, Tel Aviv, Tokio, New York, der "Zweite Weltkrieg", der Fall der Mauer und der Anschlag auf New York. Und natürlich noch der ostdeutsche Geheimdienst..."
Ein Leben? Oder zwei? Auf jeden Fall bekommt Alexander Osang während eines Kurztrips von Helsinki nach St. Petersburg und zurück von seinem Freund Uwe eine Lebensgeschichte zu hören, die das vorgegebene Format eines Sonderheftes inhaltlich und umfänglich sprengt. Und wer Osangs Artikel und Bücher kennt, weiß:
Die weinerlich-verklärte Erinnerung an die DDR ist nicht seins, aber auch nicht das Schimpfen über ein betrogenes Land und seine Bevölkerung, er weiß um die historischen Riesenfehler, die gemacht wurden. Aber als er die Tage mit Uwe noch einmal gedanklich Revue passieren lässt, erinnert er sich an seine alte Amiga-Platte von Simon & Garfunkel und "The only living boy in New York":
"Da wollte ich hin. Eines der großen deutsch-deutschen Missverständnisse war, jedenfalls in meinem Fall, die Annahme, dass ich mich in meinem Ostleben irgendwann einmal nach dem politischen System der Bundesrepublik gesehnt hätte. Bundestag, Bundesrat, Grundgesetz, Vereine, Volksparteien, große und kleine Koalitionen, Walter Scheel, Helmut Schmidt, Volker Rühe. Das war mir alles egal. Wonach ich mich sehnte, war Amerika, New York. Vielleicht London, Paris und Rom. Platten, Konzerte, Ozeane, Wüsten und Jeans."
That`s it! Alexander Osangs Artikel fiel letztlich wegen mangelnder Belegbarkeit der Fakten aus dem Heft. Statt dessen fand sich dort ein Text über die Essgewohnheiten des Ostens :-)
Gut so, denn so halten wir Leser, drei Jahrzehnte nach dem Verschwinden der DDR, nach unzähligen klugen, leider aber oftmals auch unlesbaren Büchern, diese "wahre Novelle" in Händen, denn es ist alles genau so passiert, soweit der Autor sich erinnert...
Einfach ein Genuss, sprachlich und inhaltlich, dazu ein perfekt passender Umschlag und Titel - die "Weißen Nächte" eines der größten russischen Dichter lassen grüßen...
Lesen Sie dieses Buch, es ist einfach berauschend gut!
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