Walter Schmidt ist ein Mann alter Schule: Er hat die Rente erreicht, ohne zu wissen, wie man sich eine Tütensuppe macht oder einen Staubsauger bedient. Schließlich war da immer seine Ehefrau Barbara. Doch die steht eines Morgens nicht mehr auf. Und von da an wird alles anders.
Walter muss sich am Ende seines Lebens plötzlich neu erfinden: als Pflegekraft, als Hausmann und fürsorglicher Partner. Da entdeckt Walter den Fernsehkoch Medinski und dessen Facebook-Seite, auf der er schon bald nicht mehr nur Schritt-für-Schritt-Anleitungen findet, sondern auch unverhofften Beistand. Nach und nach beginnt Walters raue Fassade nun tatsächlich zu bröckeln – und mit ihr die alten Gewissheiten über sein Leben und seine Familie.
Überzogen und schwarzhumorig, den Blick auf den dramatischen Hintergrund aber nicht verlierend
Bewertung am 07.12.2021
Bewertet: Hörbuch (MP3-CD)
Wenn Rentner Walter Schmid frühmorgens das Bett verlässt, duftet das Haus normalerweise nach Kaffee. Doch an diesem einen schicksalsträchtigen Morgen riecht Herr Schmid nichts, was bedeutet, dass Barbara etwas zugestoßen sein muss. Barbara, Herrn Schmids Ehefrau ist auf dem Weg ins Badezimmer zusammengebrochen und fortan ans Bett gefesselt. Sie ist zu schwach um aufzustehen, schläft fast durchgehend und mag auch nichts mehr essen. Nun ist es an Herrn Schmid, der noch nie in seinem Leben Kaffee gekocht oder eine Tütensuppe zubereitet hat, sich um Barbara, den Haushalt und die Einkäufe zu kümmern.
Alina Bronsky hat mit Barbara stirbt nicht ein urkomisches, schwarzhumoriges, bitterböses aber auch zutiefst emotionales Portrait einer Ehe gezeichnet, die sich über die Jahre in Routinen festgefahren hat.
"Ich mische mich nicht in Barbaras Angelegenheiten ein und sie sich nicht in meine. ... Aber wenn sie mal nicht da ist? Oder nicht kann? ...Warum sollte sie nicht da sein?"
(Zitat aus Barbara stirbt nicht)
Alina Bronsky ist die allwissende Erzählerin, wobei es Herr Schmid ist, der im Fokus steht. So orientiert sich auch der Schreibstil an Herrn Schmid. Prägnant und auf den Punkt gebracht mit wenig Raum für Emotionen. Für mich absolut perfekt und passend.
Barbara stirbt nicht als Hörbuch zu hören, hat sich für mich als Genuss herausgestellt. Thomas Anzenhofers Lesung ist einfach genial. Seine Interpretation von Herrn Schmid ist ganz großes Kino. Er trifft genau den richtigen Ton. Ich hatte beim Hören tatsächlich das Gefühl, als ob Herr Schmid neben mir stehen würde. Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte noch nie eine perfektere Lesung gehört zu haben.
Walter, im Buch "nur" als Herr Schmid bezeichnet, hat sich mit seiner unsympathischen, ruppigen Art und seiner kleinkarierten Denkweise in mein Herz geschlichen. Er ist ein Grantler und Nörgler durch und durch. Zu seinen erwachsenen Kindern hat er keinen sehr guten Draht. Sohn Sebastian ist in seinen Augen mit der falschen Frau verheiratet und Tochter Susanne lebt seltsamerweise seit Jahren mit ihrer besten Freundin zusammen. Außerdem verurteilt er so ziemlich alles Nicht-Deutsche, wenngleich selbst Barbara osteuropäische Wurzeln hat und einer Einwandererfamilie entstammt.
"Ich hab heute diese Dicke im Wald gesehen. Deine Freundin. Die Russin. ...Sie spricht so schlimm Deutsch, deine Freundin. ... Stell dir vor, ich wäre nicht so streng gewesen, was wären wir jetzt? ... Wir wären hier Russen, Barbara. Und unsere Kinder wären Russen. Hättest dir deinen deutschen Pass auf die Stirn kleben können –hätte nichts geholfen."
(Zitat aus Barbara stirbt nicht)
Herr Schmid ist ein Mann der alten Schule. Seit über 50 Jahren mit seiner Barbara verheiratet, hat er noch nie! einen Finger im Haushalt gekrümmt. Widerwillig und weil es sein muss, tritt er aus seiner Komfortzone heraus, lernt mit Hilfe des polnischen Fernsehkochs Medinski und der dicken Verkäuferin in der Bäckerei zu kochen und backen. Während sich Herr Schmid um seine Frau kümmert, kommen Freunde und Bekannte zu Besuch, um Barbara noch ein letztes Mal zu sehen. Doch je mehr Menschen kommen, umso mehr verschließt Herr Schmid die Augen vor der Wahrheit. Denn Barbara stirbt nicht. Sie muss sich nur ein bisschen ausruhen und was essen.
Trotz aller Leichtigkeit, mit welcher Alina Bronsky die Geschichte erzählt, ist die Tragik allgegenwärtig. Ich habe Barbara stirbt nicht mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehört und Herrn Schmids unfreiwilligen Wandel vom chauvinistischem Eigenbrötler zum hilfsbereiten und liebevollen Ehemann unglaublich gern verfolgt. Wobei man auch sagen muss, dass Herr Schmid kein schlechter Mensch ist. Es ist eher so, dass er seine Gefühle nicht heraus lassen kann, diese tief im Herzen unter Verschluss hält. Und er kann bis zum Schluss nicht komplett aus seiner Haut heraus. Herr Schmid ist eben wie er ist, aber er lernt langsam mit der neuen Situation umzugehen.
Einzig das Ende kam für mich etwas zu plötzlich. Ich war einfach noch nicht bereit diese humorvolle und zwischen den Zeilen wunderbar warmherzige Geschichte loszulassen.
Für mich ist Barbara stirbt nicht ein unerwartetes Jahreshighlight und Walter Schmid ein Protagonist, der mich so schnell nicht mehr loslassen wird. Absolute Empfehlung!
Fazit:
Derb, schwarzhumorig, bitterböse, humorvoll, aber auch zutiefst emotional! Der Spagat zwischen Witz und Traurigkeit ist Alina Bronsky mehr als geglückt. Walter Schmid, der im Haushalt sein Leben lang keinen Finger krumm gemacht hat, muss sich plötzlich um seine pflegebedürftige Ehefrau Barbara kümmern.
Die Lesung von Thomas Anzenhofer, der den ruppigen Ton und den nüchternen Charakter von Herrn Schmid auf den Ton genau trifft, ist einfach nur genial.
Für mich ist Barbara stirbt nicht ein unerwartetes Lesehighlight und bekommt eine absolute Empfehlung von mir!
Mit schwarzen Humor
Bewertung aus Schiffdorf am 06.11.2021
Bewertet: Hörbuch (MP3-CD)
Es gibt wenige Bücher, wo der Hauptcharakter so unsympathisch ist, mensch sich aber permanent auch das Lachen nicht verkneifen kann wie in diesem Werk von Alina Bronsky. Inhaltlich geht es um den Rentner Herr Schmidt, dessen Leben aus allen Fugen gerät, als seine Frau auf einmal krank wird und sich nicht mehr um den Haushalt kümmern kann. Kochen, Wäsche waschen, Einkaufen etc. All dies hat Herr Schmidt noch nie im Leben getan und nun bleibt es an ihm hängen. Wie wird er diese Situation wohl gut bewältigen können? Die Geschichte wird sehr lebendig und humorig erzählt und greift dabei ein Szenario auf, was für viele Männer immer noch Realität ist. So findet sich hier dann auch die stille Aufforderung, sich auch als Mann um den Haushalt und das Kochen zu kümmern, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Wer Bücher voller Augenzwinkern, Satire und einen reaktionären Hauptcharakter mag, wird sich in diesem Buch bestimmt wiederfinden. Und das Hörbuch hierzu wird dann auch noch interessant besprochen, so dass gute Unterhaltung garantiert ist.
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!Barbara stirbt nicht! - ein Mantra, welches Walter Kraft und Hoffnung schenkt!
Bewertet: Hörbuch (MP3-CD)
Walter kümmert sich mit wenig Charme und dennoch aufopferungsvoll um seine Frau Barbara, die ganz plötzlich nicht mehr funktioniert.
Jetzt heißt es für Walter Dinge zu lernen, von denen er gar nicht wusste, dass sie eines Lernprozesses bedürfen, denn aus Hausarbeit und Co hielt er sich geschickt und zielsicher heraus.
Walter erscheint teilweise unsympathisch und grob, ist aber meist einfach nur überfordert mit der Situation.
"Barbara stirbt nicht" wird zu seinem Mantra. Er muss sich und seine Rolle neu definieren, was mir eine Menge Spaß bereitet, aber mich auch demütig werden ließ.
Das Hörbuch wird betont mürrisch und teilweise ein wenig griesgrämig gelesen von Thomas Anzenhofer, was Walters Schroffheit aufgrund von Unsicherheit wunderbar symbolisiert.
Ein Roman der Größe zeigt, eine Ehe porträtiert (teilweise sehr humorvoll) und hoffen lässt.
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Eigentlich geht es in diesem Roman um Walther. Wer kennt sie nicht, die Walthers dieser Welt. Seit 52 Jahren verheiratet, lebend in einem gemütlichen Heim, umsorgt von der braven Ehefrau. Doch nun ist Barbara schwerkrank und Walther muss sich mit den Tücken des Alltags und ihm fremden Haushalts auseinandersetzen.
Auf ihre ganz eigene Art erzählt Alina Bronski von Beziehungen, die nichts so sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen oder von außen wahrgenommen werden.
Gute deutsche Literatur, die unterhält, ohne seicht zu sein.
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