Die jungen Liebenden Defne und Kostas dürfen sich nur heimlich treffen – sie ist Türkin, er Grieche, es herrscht Bürgerkrieg auf Zypern. Als sie durch die Unruhen getrennt werden, ahnen sie nicht, dass sie Jahre später wieder vereint werden. In einem neuen Leben, auf einer neuen Insel.
Die Booker-Prize-nominierte Autorin Elif Shafak verwebt die Vergangenheit mit der Gegenwart und erzählt in diesem tiefschürfenden und zarten Roman über Zugehörigkeit und Identität, Schmerz und Hoffnung.
Zypern 1974: Die Türkin Defne und der Grieche Kostas treffen sich heimlich in einer Taverne, die von einem homosexuellen Paar geführt wird. Es ist der einzige Ort, wo sie unbeschwerte Stunden erleben können. Schon bald beginnt der Bürgerkrieg, Familien werden auseinandergerissen und auch die Wege von Defne und Kostas Wege trennen sich, da Kostas Familie den jungen Mann nach London in Sicherheit schickt. Jahrzehnte später treffen sich die beiden wieder und die Liebe entflammt erneut. Tochter Ada wächst in London auf und möchte gerne mehr über die Vergangenheit ihrer Eltern und deren Herkunft wissen. Doch darüber herrscht eisernes Schweigen.
In gewohnt perfekter Sprache und mit feiner Stimme erzählt Elif Shafak diese tragische Geschichte, die damit verbundenen politischen Spannungen und seelischen Verwundungen der Protagonisten. Als stiller Beobachter und märchenhaftes Element spricht in abwechselnden Kapiteln der Feigenbaum, der ursprünglich seinen Platz inmitten der Taverne hatte und später von Kostas nach London übersiedelt wurde. Durch die Perspektive des Feigenbaumes erfahren wir viel Wissenswertes über die Natur und den historischen Hintergrund. Mir hat die Figur des Feigenbaumes ausgesprochen gut gefallen. Die anderen Figuren fand ich dagegen blass und etwas unglaubwürdig. Die Dialoge wirkten aufgesetzt und gewissermassen holprig.
Die Liebe zur Natur, Nächstenliebe, Liebespaare, geschwisterliche Liebe und Liebe im Allgemeinen sind zentrales Thema dieses Buches. Für meinen Geschmack war dieses Motiv etwas zu kitschig ausgestaltet. Der Roman wirft viele weitere - durchaus interessante - Themen auf, die jedoch nicht weiter vertieft werden. Das wirkt insgesamt etwa überladen und erzeugt den Eindruck, dem Buch möglichst viel modernen Zeitgeist zu verleihen, ohne näher auf Einzelnes einzugehen.
Trotz meiner Kritikpunkte habe ich diesen Roman von Elif Shafak sehr gerne gelesen. Die gebundene Ausgabe ist wunderschön gestaltet und haptisch ein Schmuckstück. Eine Lese-Empfehlung kann ich all jenen geben, die eine poetische, sanfte Liebesgeschichte mit realen Elementen mögen und die sich für eine zeitgeschichtliche Reise nach Zypern interessieren.
Eine tolle Geschichte über Heimat und Hoffnung
Bewertung aus Uelzen am 23.09.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
"Wenn, wie es oft heißt, Familien mit ihren verschlungenen Wurzeln und schief und krumm hervorstehenden einzelnen Trieben Bäumen ähneln, erinnern Familientraumata an das dickflüssige, durchsichtige Harz, das aus Wunden in der Rinde hervorquillt. Auch sie durchsickern Generationen."
Elif Shafak hat mit "Das Flüstern der Feigenbäume" einen sehr zarter und berührender Roman geschrieben, in dem es um Generationen und deren Konflikte geht und die Frage: "Wie viel von unserer Vergangenheit können wir unseren Kindern zumuten? Sollten wir Ihnen das überhaupt zumuten? Oder besser verschweigen?"
Die Geschichte spielt an zwei Schauplätzen. In der Vergangenheit befinden wir uns auf Zypern und begleiten das junge griechisch-türkische Liebespaar Kostas und Defne, die ihre Liebe verstecken müssen und sich in der Taverne "Zur glücklichen Feige" treffen. Die heißt so, weil inmitten der Taverne ein wundervoller Feigenbaum steht. Doch auf Zypern herrscht Bürgerkrieg und Kostas wird von seiner Mutter nach London geschickt. Einerseits um ihn vor den Unruhen in Sicherheit zu bringen und andererseits, damit er Defne vergisst.
In der Gegenwart befinden wir uns in England. Ada, die Tochter Kostas ist voller Schmerz und leidet darunter nicht zu wissen wohin sie gehört und wer sie eigentlich ist. Und über allem steht ein Feigenbaum. Der Feigenbaum aus der Taverne, der auch der Feugenbaum in London ist und doch auch irgendwie nicht...
Mir hat dieses Buch wirklich sehr gut gefallen. Elif Shafak erzählt diese Familiengeschichte sehr einfühlsam. Sanft stößt sie dabei den Leser darauf, dass wir oft zu egoistisch sind und nur an uns denken, diese Welt aber aus so viel mehr besteht. Besonders eindringlich empfand ich auch die Stimme des Feigenbaums, der ich gerne gelauscht habe und die mir so viel mitzuteilen hatte.
Von meiner Seite ist "Das Flüstern der Feigenbäume" auf jeden Fall eine Leseempfehlung für all jene, die tiefsinnige Geschichten über Identität und Hoffnung mögen.
"Bäume sind die Wächter der Erinnerung. In unseren Wurzeln verschlungen, in unseren Stämmen verborgen liegen die Spuren der Geschichte, die Ruinen aus Kriegen, die keiner gewann, die Knochen der Vermissten.
Das Wasser, das in unseren Ästen hochgesogen wird, ist das Blut der Erde, die Träne der Opfer und die Tinte nie eingestandener Wahrheiten."
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Die türkische Defne und der griechische Kostas verlieben sich im Zypern der 70er Jahre. Doch der ethnische Konflikt auf der Insel spitzt sich immer weiter zu, sodass ihre Beziehung lebensgefährlich wird. Trotzdem treffen sie sich heimlich in der "Glücklichen Feige", einer Taverne, durch deren Decke ein Feigenbaum wächst, der schon viel gesehen hat in seinem Leben.
Defne und Kostas kämpfen für ihre Liebe und fliehen schließlich nach vielen Jahren gemeinsam von der Insel. Eine Liebe, die von vielen Schicksalschlägen und Verlusten heimgesucht wird, die aber doch alle politischen und familiären Spannungen übersteht.
Elif Shafak schreibt wirklich ergreifend über Zypern und Defne und Kostas Geschichte, die viele Menschenleben berührt hat und verwebt all diese Schicksale kunstvoll in wunderschöner Prosa.
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„Das Flüstern der Feigenbäume“ von Elif Shafak ist ein Roman, der einem, ganz unscheinbar, tief unter die Haut fährt.
Die Autorin nutzt clever platzierte Zeitsprünge und Perspektivenwechsel, um mehr über eine kleine Familie zu berichten, die es gar nicht geben dürfte.
Defne & Kostas verlieben sich in den 1970er-Jahren auf Zypern. Während sich der Zypernkonflikt immer weiter zuspitzt, treffen die beiden sich in der Taverne „Die glückliche Feige“. Heimlich. Denn keiner darf erfahren, welche Gefühle sie füreinander hegen. Defne ist Türkin, Kostas ist Grieche. Ihre Liebe gilt somit nicht nur als ungebührlich, sie ist lebensgefährlich.
Trotz jahrzehntelanger Trennung und dem Traumata ihrer Vergangenheit, schaffen sie es, sich mit ihrer Tochter Ada, ein Leben aufzubauen. Und hin und wieder beschleicht sie das Gefühl, dass die ficus carica, der Feigenbaum, mehr mitbekommt, als man es für möglich hält. Und tatsächlich, ist die Feige mit der kleinen Familie verwurzelt und führt uns auf ganz besondere Art und Weise durch die Geschichte.
Obwohl die Autorin ein breites Spektrum an menschlichen Emotionen behandelt, schafft sie es, dank ihres poetischen Schreibstils, die Geschichte schwerelos und zart erscheinen zu lassen. Doch der Schein trügt. Ich habe dieses Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen und immer noch findet die Geschichte einen Weg in meine Gedanken und Gefühle.
„Das Flüstern der Feigenbäume“ ist eines meiner absoluten Lesehighlights des vergangenen Jahres.
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