Ist Optimismus lebensgefährlich?
Alle sagen Petula, dass sie keine Schuld am Tod ihrer kleinen Schwester hat. Aber so einfach ist das nicht. Petula ist nun überzeugt, dass das Schicksal hinter jeder Ecke mit einer bösen Überraschung auf sie lauert. Als sie Jacob kennenlernt, kann Petula ihre maßlosen Ängste Schritt für Schritt hinter sich lassen. Bis zu dem Tag, als sie erfährt, dass Jacob nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat. Susin Nielsen erzählt die Geschichte einer Handvoll Jugendlicher, die alle Schweres durchgemacht haben und sich, jeder auf seine Weise, schuldig fühlen. Wie schon in Adresse unbekannt gelingt es ihr auch hier, ein ernstes Thema mit großartigem Humor zu vereinen.
Das Cover sieht auf den ersten Blick ein bisschen befremdlich aus. Wenn man das Buch dann liest, versteht man allerdings den Zusammenhang. Hauptfigur Petula hat nämlich einen Faible fürs Basteln in allen Varianten. Nach einem tragischen Vorfall hat sie jedoch damit aufgehört. Stattdessen besucht sie nun eine Kunsttherapiegruppe, wo eine handvoll skurriler aber dennoch liebenswerter Jugendlicher ihr Leben wieder in den Griff bekommen wollen (oder zumindest sollen). Neu in der Gruppe ist Jacob, der nach einem Autounfall zwei Freunde und einen Arm verloren hat. Vielleicht findet er in Petula und den anderen ja neue?
Erneut ein wunderbares Jugendbuch von Susin Nielsen, das auch mir als älteres Semester außerordentlich gut gefallen hat. Hier verarbeitet sie neben dem Thema Trauer auch Zwangsstörungen, Panikattacken und welche Auswirkungen Schuld (meist selbst eingeredete) bei Heranwachsenden hat. Und zusammengehalten wird das alles von einer wunderbaren Geschichte um Freundschaft, Rückhalt und gegenseitige Unterstützung. Und selbst der Titel wird von Petula sehr nachvollziehbar erläutert!
Wie oben bereits erwähnt hat mich „Adresse unbekannt“ im letzten Jahr so richtig vom Hocker hauen können. Meine Erwartungen an mein zweites Werk aus der Feder von Susin Nielsen waren dementsprechend ziemlich hoch. Hinzu kam natürlich, dass mich der sehr vielversprechend klingende Klappentext und der außergewöhnliche Titel extrem neugierig auf die Geschichte gemacht haben.
Langer Rede, kurzer Sinn: Ich bin auch von meinem zweiten Buch von Susin Nielsen total begeistert! Die kanadische Autorin hat die schmale Gratwanderung zwischen Witz und Ernst in meinen Augen abermals perfekt gemeistert und eine schwierige Thematik auf eine genau richtig unterhaltsame und leichte Weise verpackt. Mir hat „Optimisten sterben früher“ ein wundervolles Leseerlebnis bescheren können. Die Erzählung hat mich tief bewegt und nachdenklich gestimmt, sie hat mir öfters ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert, durchweg mitgerissen und einfach nicht mehr losgelassen.
Verlust, Trauer, Schuldgefühle, Angst- und Zwangsstörungen, Freundschaft, Liebe, Vergebung und Vertrauen – all diese wichtigen und teils sehr schweren Themen greift Susin Nielsen in „Optimisten sterben früher“ auf und wie sie das tut, ist einfach klasse: Mit ganz viel Empathie und Authentizität und einem herrlichen Humor. Mir hat es unheimlich gut gefallen, wie die Autorin die Probleme der Charaktere dargestellt und die sarkastische Art und Weise wie uns unsere Hauptprotagonistin Petula alles erzählt, konnte ebenfalls komplett bei mir punkten.
Petula, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren, war mir auf Anhieb sympathisch und da ihre Gefühls- und Gedankenwelt vollkommen nachvollziehbar veranschaulicht wird, ist es mir jederzeit mühelos geglückt mich in sie hineinversetzen.
Ich habe sehr mit Petula mitgefühlt und an vielen Stellen entsetzlich mit ihr mitgelitten. Seit dem Tod ihrer kleinen Schwester, an dem sie sich die Schuld gibt, leidet Petula an verschiedenen Ängsten und hat sich zu einem äußerst übervorsichtigen Menschen und einer absoluten Pessimistin entwickelt. Mir tat sie so leid, dass sie sich selbst solche Vorwürfe macht und aufgrund ihrer psychischen Störungen kein normales Teenagerleben führen kann.
Als Nicht-Betroffene kann ich nun natürlich nicht sicher sagen ob die Darstellung von Petulas psychischen Problemen realistisch ist. Auf mich jedenfalls hat sie einen sehr echten Eindruck gemacht.
Bei den weiteren Figuren schaut dies ganz genauso aus. Da hätten wir zum einen Petulas Eltern, denen es ebenfalls überhaupt nicht leicht fällt den Tod ihrer kleinen Tochter zu verarbeiten. Die Mutter zum Beispiel schleppt ständig neue Katzen an und scheint kurz davor zu sein ein richtiger Katzenmessi zu werden. (Katzenfreunde werden in diesem Buch übrigens ganz auf ihre Kosten. Die Geschichte steckt voller Katzen. Und sie macht total Bock auf lustige Katzenvideos.)
Auch die mentalen Probleme der verschiedenen Jugendlichen aus der Kunsttherapiegruppe wurden meiner Ansicht nach völlig glaubhaft beschrieben. Wie Petula haben auch sie mit schweren Verlusten und zum Teil großen Schuldgefühlen zu kämpfen. So auch Jacob, den unsere Hauptprotagonistin gleich zu Beginn der Geschichte kennenlernen wird. Wie genau sein Schicksalsschlag aussieht werde ich euch hier allerdings nicht erzählen, da ich sonst vermutlich zu viel von der Handlung verraten würde. Er hat auf jeden Fall ein verdammt schweres Päckchen zu tragen, so viel sei gesagt. Trotz seiner Vergangenheit ist Jacob aber ein erstaunlich fröhlicher und witziger Typ. Ich habe ihn sofort in mein Herz geschlossen und das Zusammenspiel zwischen ihm und Petula fand ich einfach nur klasse.
Die Liebesgeschichte, die sich zwischen den beiden noch entwickeln wird, mochte ich ebenfalls richtig gerne. Sie ist authentisch und berührend und fügt sich absolut stimmig ins Geschehen ein.
Zu den weiteren Figuren kann ich mich ebenfalls nur positiv äußern. Sie wurden mit viel Echtheit und Tiefe skizziert und machen das Leseerlebnis mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften zu etwas ganz Besonderem. Manche sind zudem so wunderbar schräg drauf. So hat mich zum Beispiel die draufgängerische und ständig fluchende Koula an vielen Stellen bestens unterhalten. Koula ist wahrlich eine Nummer für sich, hihi. Allerdings hatte ich selbstverständlich auch mit ihr großes Mitgefühl – sie ist besucht die Kunsttherapie-AG schließlich nicht ohne Grund.
Da mich die Handlung durchgehend an die Seiten fesseln konnte, habe ich das Buch quasi in einem Rutsch durchgelesen und für meinen Geschmack viel zu schnell beendet. Zu meinem flotten Lesetempo haben dann natürlich auch die angenehm kurzen Kapitel beigetragen sowie der wunderschöne Schreibstil.
Auch das Ende hat mich gänzlich überzeugen können. Es ist hoffnungsvoll, herzerwärmend und absolut zufriedenstellend, mir hat es echt gut gefallen.
Fazit: Ehrlich, humorvoll, ergreifend. Ein großartiger Jugendroman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann!
Dies war also mein zweites Buch von der kanadischen Autorin Susin Nielsen und auch dieses hat sich zu einem echten Highlight für mich entwickelt. „Optimisten sterben früher“ behandelt auf eine rundum gelungene Weise viele schwierige Themen und ist definitiv nicht nur für Jugendliche absolut lesens- und empfehlenswert. Die Geschichte steckt voller Tiefgang und Emotionen, sie ist schmerzhaft und lustig zugleich und richtig toll geschrieben. Ich kann das Buch jedem nur ans Herz legen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!
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