Wie, fragt sich die ermittelnde Polizeibeamtin Clara, soll man einen Verdächtigen ausmachen bei einem vermissten Kind, das Tausende Menschen kennen und mehrfach täglich sehen? Schnell begreift sie, dass ihre Ermittlungsmethoden in der virtuellen Welt vollkommen nutzlos sind. Einer Welt, von der sie bis zu diesem Fall so gut wie nichts wusste. Ihre Arbeit findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, und auch privat ist sie eine zurückgezogene Frau. Schon immer konnte sie mit ihrem Alleinsein umgehen. Mélanie dagegen kann ohne die Aufmerksamkeit ihrer Follower nicht leben. Alles, was sie ist und was sie erreicht hat, verdankt sie dem Netz. Nicht einen Moment kommt ihr der Gedanke, ihre Tochter könnte dieses Leben nicht lieben, könnte sich vielmehr danach sehnen, ein unbekanntes Mädchen zu sein. Den Vorwurf der Ausbeutung ihrer Kinder weist Mélanie verletzt von sich. Und doch wird sie Jahre nach Kimmys Verschwinden genau dessen angeklagt.
Kinder der 90er Jahre können sich noch an die Anfänge des Reality TV erinnern, ihnen sind Namen wie Jürgen und Zlatko noch ein Begriff.
Genau diese Art von TV-Sendungen greift Delphin de Vigan auf, um ihre Figur Melanie einzuführen. Sie ist ein solches Kind dieses Jahrzehnts, ist mit Bewunderung dieser Art von TV-Sternchen aufgewachsen und hat sie mit der Muttermilch aufgesogen. Ihre eigenen Kinder wachsen mit dieser Begeisterung und ihren Auswüchsen auf; von klein Auf werden sie zu Youtube-Stars vermarktet. Bis die sechsjährige Kimmy verschwindet.
Dieses Buch ist eine interessante Mischung aus Krimi und topaktueller Gesellschaftskritik. Sie beleuchtet die Schattenseiten von social media, die Zwänge und den psychischen Druck, den es vor allem auf junge Konsumenten, vor allem aber auch Produzenten ausübt.
Mit Clara, der dokumentierenden Ermittlerin, und Melanie, der geltungssüchtigen Übermutter und Influencerin, lebt die Geschichte von ihren Gegensätzen. Die Verantwortung und der Einfluss, den Eltern auf ihre Kinder ausüben, und den sie in den meisten Fällen kaum ermessen können, wird sehr plastisch und auch drastisch dargestellt.
Insgesamt ist es eine sehr eindrückliche Geschichte, die zum Nachdenken anregt, wenn auch vermutlich nicht die Leute erreichen wird, die es eigentlich lesen sollten.
Ein Buch zum Nachdenken in einer schnellleibigen Zeit
Bewertung aus Burghausen am 13.06.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Ich kannte bis zu diesem Buch kein Buch dieser Autorin, doch dieses Buch hat mich umgehauen.
Dieses Buch könnte ein klasischer Krimi sein. Die Geschichte: Die sechsjährige Kimmy verschwindet, gerade hat sich mit dem großen Bruder und den Nachbarskindern Verstecken gespielt und ist wie vom Erdboden verschluckt. Bis nach einigen Tagen die Entführerpost eintrifft.
Die Erzählungen wechseln sich mit der der Mutter Melanie ab, die überlegt was falsch gelaufen ist mit dem der Ermittlerin Carla, die einen sehr nüchternen Blick auf das Verschwinden hat.
Die Kinder und die Mutter waren eine berühmte Influencer Familie und das gesamte Leben spielte sich auf Social Media ab. Melanie steigerte sich immer weiter hinein.
Der Autorin gelingt er vorzüglich die offensive Schwächen von Social Media aufzuzeigen. Auch diese Abhängigkeit von Likes und Emoticons.
Fazit: Gerade in der heutigen Zeit, wo leider viele Leute ihr ganzes Leben, oder noch viel schlimmer auch das Leben ihrer Kinder öffentlich machen, ein ganz ganz wichtiges Buch und es regt hoffentlich zum Nachdenken an.
Unsere Buchhändler*innen meinen
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Eine junge Mutter macht mit ihren Kindern Online-Videos, die von Kinderartikelherstellern gesponsert werden. Eine sehr lukrative Einnahmequelle für die Eltern. Dann verschwindet die sechsjährige Tochter bei einem Versteckspiel. Wurde sie entführt? Keine Spur des Mädchens ist auffindbar, niemand meldet sich zu der Tat. Eine fast ausschließlich logisch gepolte Ermittlerin übernimmt den Fall. Sie gräbt subtil und tief um mehr über das kuriose Leben der Kinder zu erfahren.
Ein Roman, wie ein Krimi und wie eine Feldstudie über das Einsetzen von Kindern zu Werbezwecken. Auf vielerlei Hinsicht ein sehr spannendes und unterhaltsames Buch. Die Ermittlerin ist eine ganz aussergewöhnlich toll kreierte Person. Im Gegensatz zu ihren anderen Büchern ist dieses schon fast ein Krimi, aber eben auch ein De Vigan: Fein und leicht erzählt. Absolute Empfehlung.
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Erst posten dann denken ist die falsche Reihenfolge
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Nach ihren Romanen „Loyalitäten“ und „Das Lächeln meiner Mutter“ sollte jeder Leser*In klar sein, dass Delphine de Vigan ein Faible für die düsteren Seiten des sozialen Alltags hat. In ihrem neuen Roman „Die Kinder sind Könige“ verbindet sie ein hochaktuelles Thema ( soziale Medien) mit einem Verbrechen( Kindesentführung).
Sie zeigt nicht nur ihre herausragenden erzählerischen Fähigkeiten sondern beweist auch, dass sie das Spiel mit der erzählten Zeit perfekt beherrscht ohne den/die Leser*In zu verwirren. Im Gegenteil! Gerade durch die Zeitsprünge und Protokolle der Videos innerhalb der Handlung bekommt der/die Leser*In einen tiefen Einblick in die Persona der Figuren und es zeichnet sich ein schockierendes Bild von der Vergangenheit bis in die Zukunft. Absolute Kaufempfehlung, die einen nicht nur über die Influencer*Innen nachdenken lässt sondern auch den eignen Umgang mit sozialen Medien und deren mögliches Eskalationspotenzial.
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