Nach der lang ersehnten Unabhängigkeit vom ins Taumeln geratenen Riesen stürzt der junge georgische Staat ins Chaos. Zwischen den feuchten Wänden und verwunschenen Holzbalkonen der Tbilisser Altstadt finden Ende der 1980er Jahre vier Mädchen zusammen: die freiheitshungrige Dina, die kluge Außenseiterin Ira, die romantische Nene, Nichte des mächtigsten Kriminellen der Stadt, und die sensible Qeto. Die erste große Liebe, die nur im Verborgenen blühen darf, die aufbrandende Gewalt in den Straßen, die Stromaus-älle, das ins Land gespülte Heroin und die Gespaltenheit einer jungen Demokratie im Bürgerkrieg – allem trotzt ihre Freundschaft, bis ein unverzeihlicher Verrat und ein tragischer Tod sie schließlich doch auseinandersprengt.
Erst 2019 in Brüssel, anlässlich einer großen Retrospektive mit Fotografien ihrer toten Freundin, kommt es zu einer Wiederbegegnung. Die Bilder zeigen ihre Geschichte, die zugleich die Geschichte ihres Landes ist, eine intime Rückschau, die sie zwingt, den Vorhang über der Vergangenheit zu heben und eine Vergebung scheint möglich.
hamburg.lesequeen aus Bargfeld-Stegen am 23.04.2023
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
DAS MANGELNDE LICHT
Nino Haratischwili
Was für ein Buch! Da habe ich doch glatt Gänsehaut bekommen, als ich das Buch nach Beendigung zuklappte. Dieses Gefühl, dass ich am liebsten weiter gelesen hätte und mich von meinen Protagonisten noch nicht trennen wollte, fühlte ich zum letzen Mal bei Hanya Yanagiharas Werk „Ein wenig Leben“.
Dieses Mal standen allerdings keine vier Männer im Mittelpunkt, sonder vier Frauen:
- Dina, die Unangepasste und die Rebellische.
- Ira, die Schüchterne, Vorsichtige und Kluge.
- Nene, die Hübsche und Romantische.
- Keto, unsere Ich-Erzählerin, die Schlichterin.
Brüssel, 2019:
Die drei Frauen Nene, Ira und Keto treffen sich, um sich die Foto-Vernisage ihrer verstorbenen Freundin Dina anzusehen.
Seit Jahren sind sie sich aus dem Wege gegangen - zu viel war passiert vor dem Tode Dinas. Jetzt, nach über 20 Jahren, treffen sie erstmals wieder aufeinander:
Die Bilder wecken alte Erinnerungen und lassen Keto, unsere Erzählerin, in die Vergangenheit reisen:
Es gibt nur ein Bild, wo sie zu Viert abgebildet sind. Groß waren damals ihre Träume und Hoffnungen.
Die Mädchen lernten sich damals in der Schule kennen und wohnten fast alle in dem Mehrfamilienhaus - mit Hof. Im Hof spielt sich das Leben ab. Dort wurden Feste gefeiert, Blumen gepflanzt, gespielt und sich verabredet. Sie hatten eine tolle Zeit in ihrer Stadt, mitten in Georgien, in den 90er Jahren. Sie verliebten sich. Trafen sich heimlich mit ihren Freunden und machten ihre Schulabschlüsse.
Doch die Lage in Georgien spitzte sich zu und es gab viele politische Unruhen. Ihre Brüder wuchsen zu Kleinkriminellen heran und dann kam der Tag, der alles verändern sollte:
„Es war wohl der letzte Tag, an dem noch alles nach einer alten, mir vertrauten Ordnung ablief, der letzte Tag, bevor alles um mich herum anfing einzustürzen wie in einer besonders grausamen, in Zeitlupe ablaufenden apokalyptischen Choreographie. Es war aber auch einer der letzten Tage, an dem meine Stadt noch sich selbst glich, bevor auch sie ein anderes Gewand überstreifte, ein blutbeschmiertes Gewand.“ (S. 250)
Nach diesem Tag gab es nur noch Bürgerkrieg, Gewalt, Angst, sinnlose Tode und nicht jeder wird am Ende überleben.
Dieses Buch ist ein #lesehighlight2023 . Ich habe es so gerne gelesen. Diese vielen persönlichen Geschichten, gepaart mit dem geschichtlichen Hintergrund Georgiens war dermassen ergreifend, das mir das Buch buchstäblich den Schlaf raubte.
Aufwühlend, tief-traurig, ergreifend und ein Leseerlebnis.
Ich werde mir nächste Woche ein weiteres Buch der Autorin kaufen.
Große Leseempfehlung!
5+/ 5
Schrecklicher Schreibstil
Bewertung am 14.10.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Ich habe dieses Buch im Rahmen meines Literaturkreises gelesen und nur deswegen bis zur letzten Seite durchgehalten. Der Plot des Romans ist noch leidlich interessant, der Schreibstil aber leider grauenhaft. Die Autorin leidet an Akjektiv-Diarrhoe und lädt jede noch Begebenheit mit mit möglichst viel Gefühl und Bedeutung auf, was eine geschwätzige Erregungsprosa zur Folge hat. Sprachlich wird hier immer wieder geschludert mit schiefen Metaphern, unkorrekter Grammatik, ziemlich vielen Stilblüten - mir kommt es vor, als wäre das Buch nie lektoriert worden. Dazu kommen Logikfehler in der Geschichte, etwa wenn Keto und Lewan im Auto quer durch die Stadt fahren und dann aussteigen, um Brennholz zu kaufen - und anschließend steht da der Satz: "Die ganze Zeit ließ Lewan meine Hand nicht loß..." - ein wahrer Houdini des Händchenhaltens! Dazu kommt, das es im Roman nur zwei Gefühlslagen gibt: himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt. Entsprechend überbordend und kitschig ist über weite Strecken der Schreibstil. Die wenigen gut geschriebenen Passagen (es gibt tatsächlich Sätze ohne Adjektive!) reißen das dann leider nicht mehr raus.
Mich hat dieses Buch genervt, und wenn es denn möglich wäre, würde ich dem Roman statt einem Stern gar keinen geben!
Unsere Buchhändler*innen meinen
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Was für ein herrlicher Schmöker - so viele Seiten, und trotzdem kann man einfach nicht aufhören zu lesen.
Georgische Geschichte nach 1989, Familiengeschichten und vier Freundinnen, die mittendrin durch die Hölle gehen, dabei erwachsen werden und trotz aller Widrigkeiten zusammenhalten. Auch wenn auf jeden Lichtblick wieder Dunkelheit folgt, bleibt ein bewundernswerter Optimismus.
Haratischwili ist eine begnadete Erzählerin.
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Vier Freundinnen die kurz vor dem Erwachsenenleben stehen, inmitten der Zeit in der
Georgien versucht unabhängig zu werden.. Der Krieg fordert natürlich seinen Tribut, doch die Hoffnungen und Träume der vier Frauen sind tief verankert..
Als Leser:innen durchleben wir mit den Charakteren viel Trauer, Liebe, Freundschaft & auch Zusammenhalt und Stärke..
Ein unglaublich fesselnder Roman, der vor allem auch wegen der aktuellen Situation in Ukraine sehr empfehlenswert ist!
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