Als er vierzehn ist, verliebt sich Hannes Prager in das Mädchen Polina. Um ihr seine Liebe zu zeigen, komponiert der wundersam begabte Junge eine Melodie, die Polinas ganzes Sehnen und Wu¨nschen umfasst. Doch sein Leben nimmt eine unvorhergesehene Wendung, Hannes hört auf, Klavier zu spielen und seine und Polinas Wege trennen sich. Nach Jahren, in denen er nichts als Leere fu¨hlt, erkennt Hannes: Er muss Polina wiederfinden. Und das Einzige, womit er sie erreichen kann, ist ihre Melodie.
Takis Würgers neuer Roman "Für Polina" beginnt durchaus vielversprechend: Mit einem feinen Gespür für Sprache und Atmosphäre führt uns der Autor in die Welt seines Protagonisten Hannes ein, dessen Leben durch den frühen Tod der Mutter eine jähe Wendung nimmt. Anfangs wirkt die Geschichte eindringlich, beinahe poetisch. Doch was als sensibles Porträt eines traumatisierten Jungen beginnt, verliert sich bald in einer überkonstruierten und vorhersehbaren Liebesgeschichte, die am Ende mehr Sentimentalität als Substanz bietet.
Hannes hört nach dem Tod seiner Mutter nicht nur auf zu sprechen, sondern stellt auch sein Wachstum ein – ein literarisches Motiv, das unweigerlich an Oskar Matzerath aus Grass' Blechtrommel erinnert, ohne allerdings dessen vielschichtige Dimensionen zu erreichen. Stattdessen wirkt diese Anleihe wie ein bloßes Stilmittel, das den Eindruck von Tiefe eher vortäuscht als tatsächlich herstellt.
Die größte Zumutung für mich stellt jedoch die Entwicklung von Hannes zum gefeierten Konzertpianisten dar. Obwohl er sich über Jahre hinweg weigert zu spielen und zudem einen Finger verloren hat, steht dieser offenkundige Widerspruch seinem internationalen Erfolg nicht im Weg – hier verliert die Story jegliche erzählerische Glaubwürdigkeit. Die Realität wird glattgebügelt, jede Widrigkeit des Lebens erscheint letztlich nur wie ein Stolperstein auf dem Weg zu einem kitschigen Happy End, das so süß daherkommt, dass es beinahe schmerzt.
Auch das Frauenbild des Romans bleibt fragwürdig. Mit Ausnahme von Hannes’ Mutter Fritzi wirken die weiblichen Figuren entweder platt oder klischeehaft überzeichnet. Wenn sich Männer verlieben, dann stets auf Grundlage äußerlicher Reize – innere Konflikte oder Persönlichkeitsmerkmale scheinen zweitrangig. Besonders ärgerlich ist dabei die Darstellung der titelgebenden Polina: Als Projektionsfläche männlicher Sehnsüchte steht sie im Mittelpunkt, doch sobald sie sich für ein selbstbestimmtes Leben entscheidet, wird ihre Perspektive weitgehend ausgeblendet. Ihr Weg ohne Mann an der Seite bleibt nicht nur unbeleuchtet – er scheint erzählerisch kaum von Bedeutung zu sein.
So bleibt "Für Polina" ein Roman, der auf den ersten Blick zu unterhalten weiß, aber bei näherem Hinsehen enttäuscht. Zu glatt, zu sentimental, zu schematisch. Statt die Widersprüche des Lebens ernst zu nehmen, schiebt Würger sie beiseite – und liefert ein Werk, das mit großer Geste von Liebe spricht, letztlich aber an der Oberfläche bleibt. Schade, denn der Anfang zeigte, dass da mehr möglich gewesen wäre.
Fazit: Ein ambitioniert beginnender Roman, der leider in Kitsch und klischeehafter Konstruktion versinkt – mit einem Frauenbild, das mehr Fragen aufwirft als Charaktertiefe liefert.
Takis Würger hat in seinem Roman Figuren mit Stärken und Schwächen, Wünschen und Sehnsüchten, Glücksmomenten und Steinen im Weg geschaffen, so dass sie einem als Leser ans Herz gehen, sie beschäftigen mich auch ein paar Tage nach der Lektüre noch. Sprachlich ist dieses Buch sehr besonders und anrührend, wirklich großartig. Das einzige, was mich beim Lesen etwas gestört hat, ist, dass man merkt, dass hier ein perfekt konstruierter Roman entstehen sollte, den nicht nur der Autor geschrieben hat, sondern an dem ein ganzes Verlagsteam mitgefeilt hat, mit dem Ziel, einen Bestseller zu produzieren (was ja auch geklappt hat). Der Roman ist stellenweise einfach „zu schön“, quasi perfekt geschminkt, aber es sind doch die kleinen Makel, die etwas wirklich nahbahr sein lassen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, insgesamt durchaus Leseempfehlung.
"Wann war Musik jemals etwas anderes als Zauberei?"
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Ein ruhiger, sanfter Roman über den musikalisch begabten Hannes, der in der Welt vor allem Musik und Melodie wahrnimmt, und die tiefe Verbindung zu seiner Freundin Polina.
Takis Würger erzählt von der ersten und einzigen tiefen Liebe, dem Zauber der Musik, der Suche nach der eigenen Bestimmung und einer inneren Sehnsucht, die das ganze Leben bestimmt.
Für Polina ist ein wunderschöner und berührender Roman, der Lust auf klassische Musik und das Klavierspielen macht!
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Takis Würger hat einen wunderbar berührenden, sehr gefühlvollen Roman geschaffen über die Leidenschaft zur Musik und die Irrungen und Wirrungen der Liebe. Er liest sich wie eine wünderschöne Klaviersonate, leicht, flüssig und ist eine Wohltat für die Seele. Lehnen Sie sich zurück, tauchen Sie in die Welt von Hannes und Polina ein und begleiten Sie sie bei den Höhen und Tiefen, die das Leben für die Beiden bereithält.
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