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Anti-Western hebelt Mythen aus
- Bewertet: Format: eBook (ePUB)
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Man weiß zunächst nicht so recht, worauf Carys Davies hinaus will mit diesem schmalen “Western”, dessen Fangschlingen sich immer weiter zuziehen. Dieser Roman pirscht sich schleichend an die zunächst mißtrauischen Leser heran, dann schnappt die Falle ganz plötzlich zu. /// Man weiß erst so gar nicht, wo Bellmans idiotischer Pl... Man weiß zunächst nicht so recht, worauf Carys Davies hinaus will mit diesem schmalen “Western”, dessen Fangschlingen sich immer weiter zuziehen. Dieser Roman pirscht sich schleichend an die zunächst mißtrauischen Leser heran, dann schnappt die Falle ganz plötzlich zu. /// Man weiß erst so gar nicht, wo Bellmans idiotischer Plan hinführen soll, es auf eigene recht stümperische Art Lewis und Clark gleich tun zu wollen. Ohne ernsthafte Vorbereitung, nur in Begleitung eines “wenig Vertrauen weckenden” Ureinwohners, mit dem er noch nicht einmal kommunizieren kann, bricht er in unbekanntes Terrain auf, um ausgerechnet nach einem lebendigen Mammut zu suchen. Und das in der sogenannten “Neuen Welt”. Natürlich wissen nur wir, wie “idiotisch” diese Suche tatsächlich ist. Darwin kam erst ein paar Jahrzehnte später zum Zug. Aber ja: Bellman läuft einem Mythos hinterher. Er ist der Fortführung eines weiteren Mythos sogar ein paar Schritte voraus, auch ohne jemals an der Pazifikküste anzukommen: “Jetzt fragte er sich, ob die riesigen Tiere möglicherweise eine Tür zu den Rätseln dieser Welt aufgestoßen hatten. Hier draußen im Westen gab es Momente, wenn er nachts in seinen Mantel eingewickelt dalag und den Himmel und die Unmengen von Sternen betrachtete; wenn er ins helle, zerfurchte Gesicht des Mondes starrte und sich fragte, was da oben wohl war. Was er zu sehen bekäme, wenn er nur dort hinaufreisen könnte.” /// Davies spielt mit dem amerikanischen Mythos der “Frontier”, der fortschreitenden Erkundung in Richtung Westen und der “Eroberung” des gesamten Kontinents durch weiße Siedler. Zugleich widerspricht sie in der Erzählung diesem Mythos in einem fort. Scheinbar werden Klischees bis zur Schmerzgrenze bemüht, um fast unbemerkt gleich wieder ausgehebelt zu werden. Unsere oft widerwärtige weiße Hybris wird bloßgestellt. Schwächlich und lächerlich wirkt der Junge namens “Alte Frau aus der Ferne”, später “unsäglich schäbig und würdelos”. “Gab es eigentlich irgendetwas, das diese Menschen im Tausch für ein ausgedientes Gewehr, ein auffälliges Kleidungsstück und eine Handvoll glitzernden Plunder n i c h t tun würden?” Und doch ist “der Junge” der Einzige, der am Ende seine (wenn auch widersprüchliche) Würde behält. /// “Abends im Licht des Feuers sah er zu, wie die Schatten über das Gesicht des Jungen zuckten. Bellman fand, es wirkte jung und zugleich sehr alt, und er dachte: Wie ist es, du zu sein?” Wer sonst hat sich diese Frage gestellt? Die nie wieder gut zu machenden Tragödien werden ihren Lauf nehmen.
WEST
Roman
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Buch (gebundene Ausgabe)
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Beschreibung
Best Book of the Year: The Sunday Times. The Guardian.
»WEST lässt uns eintauchen in den Mythos des amerikanischen Westens und erzählt von der Hingabe und Verletzlichkeit des Menschen.« San Francisco Chronicle »Dieses Buch geht einem nicht mehr aus dem Kopf.« Claire Messud
»Ein extrem starkes Debüt.«
Carys Davies wurde 2015 für ihren Short-Story Band »The Redemption of Galen Pike« mit dem Frank O’Connor International Short Story Award ausgezeichnet. Sie wurde in Wales geboren und wuchs in den Midlands auf. Nach einer elfjährigen Zwischenstation in New York und Chicago lebt sie jetzt in Lancaster, im Nordwesten Englands.
Produktdetails
Einband | gebundene Ausgabe |
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Seitenzahl | 208 |
Erscheinungsdatum | 10.06.2019 |
Sprache | Deutsch |
ISBN | 978-3-630-87606-1 |
Verlag | Luchterhand |
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Maße (L/B/H) | 20,5/12,8/2,2 cm |
Gewicht | 316 g |
Übersetzer | Eva Bonne |
Verkaufsrang | 117258 |