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Nützliche Tipps, anmaßende und kritische Adressatenanrede
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In der Öffentlichkeit ist momentan kein Thema so laut wie der Klimawandel. Umweltaktivisten und Maßnahmen gegen den Klimawandel und der Umweltverschmutzung stehen dabei ganz oben auf der Liste. Man kann dem Thema nicht entgehen, vor allem nicht, wenn man in den Sozialen Medien aktiv ist. Ich muss hier aber gestehen, dass ich dem... In der Öffentlichkeit ist momentan kein Thema so laut wie der Klimawandel. Umweltaktivisten und Maßnahmen gegen den Klimawandel und der Umweltverschmutzung stehen dabei ganz oben auf der Liste. Man kann dem Thema nicht entgehen, vor allem nicht, wenn man in den Sozialen Medien aktiv ist. Ich muss hier aber gestehen, dass ich dem ganzen Umweltthema sehr skeptisch gegenüberstehe. Allen voran dem Thema Plastik. Daher habe ich dieses Buch von Martin Dorey beim Bloggerportal als Rezensionsexemplar angefragt und auch bekommen. Man muss ja offen für Neues sein und seine Meinung auch revidieren können. Dieses Buch wurde von Martin Dorey geschrieben, der die Plattform "Beach Clean Network" gegründet hat. Eine Vermittlung von Freiwilligen an Organisatoren, die helfen die Strände von allem möglichen Müll zu säubern. Er ist der Erfinder der #2minutenbeachclean - Challenge, bei der man innerhalb 2 Minuten jenen Müll vom Strand mitnimmt, der dort angespült wurde. Dieses Jahr schrieb er seine Tipps und Wegweiser in diesem kleinen Büchlein nieder. Das Schöne an dem Buch ist tatsächlich die Kürze. Für Laien, die sich gerne über das Thema informieren wollen, aber kein 400 Seiten Sachbuch durchlesen möchten, ist das eine ideale Möglichkeit. Das Buch liest sich schnell weg und man nimmt doch etwas Wissenswertes mit. Martin Dorey liefert zu Beginn jedes Abschnitts Fakten. Fakten in Form von Zahlen, Vorfällen usw. Im Anschluss sagt er dir, was du sofort dagegen tun könntest. Klingt im ersten Moment nicht schlecht, wenn man jedoch mal darüber nachdenkt, sind die Umsetzungen keineswegs immer einfach, geschweige denn möglich. Ich möchte nun zu zwei Punkten kommen, die mich wirklich sehr gestört haben und mir einen bitteren Beigeschmack beschert haben: Schreibstil-Formulierungen-Adressatenanrede und einige Maßnahmen zur Plastikvermeidung Der Schreibstil war flüssig und ich verständlicher Sprache geschrieben. Viele komplexe Themen wurden auf das Nötigste runter gebrochen und trotzdem hat man verstanden, was er damit sagen möchte. Dennoch gab es Sätze bzw. Aufforderungen, die vor allem durch die Formulierungen mich abgeschreckt haben. Ich habe mich persönlich angegriffen gefühlt. Gleich zu Beginn steht auf Seite 12 geschrieben: "Keine Sorge, ich kritisiere dich nicht dafür, dass du noch Plastik verwendest". Hier musste ich sehr schlucken und dachte so was wie: "Ahja, ist aber nett von dir." Ich habe mich hier persönlich angegriffen gefühlt, als würde die Tatsache, dass ich Plastik verwende, mich zu einem schlechten Menschen machen. Auf Seite 59 fordert er "SOFORT" auf, dass der Leser seinem Abgeordneten eine Mail schreiben sollte, in der er fordert, dass "ich SOFORT Anti-Plastik-Gesetze möchte, dass Umweltverschmutzer AB SOFORT bezahlen müssen und dass meine Kinder AB SOFORT in einer plastikfreien Welt aufwachsen sollen". Ja, ich verstehe die Intention und das Ziel dahinter, aber auf diesem Weg bezweifle ich, dass wir dorthin kommen. Allein die Bestrafung von Umweltverschmutzern sehe ich als utopische Maßnahme an, die schwer zu organisieren und zu kontrollieren ist. Aber ich lasse mich gerne vom Besseren überzeugen. Das beliebte Thema Strohhalme. Ja, auf Strohhalme kann man verzichten. Da gibt es, denke ich, nichts zu diskutieren. Ich war letztens in einer Bar, wo es eine Nudel als Strohhalm kam. Der Rat von Martin Dorey ist aber zunächst den Kellner daraufhin zu weisen, dass du keinen Plastikstrohhalm haben willst. Finde ich ok, kann man machen. Aber: "Besser noch: Besuche Bars und Restaurants, in denen keine Strohhalme ausgegeben werden" (S. 76.). Damit sagt er, man soll eine Bar meiden, wenn sie Plastikstrohhalme anbietet. Ich finde diesen Tipp mehr als anmaßend und völlig übertrieben. Man kann doch wirklich Bescheid geben, dass man keinen Strohhalm haben möchte. Aber die Bar oder Restaurant gleich meiden? Wo leben wir denn? Auf Seite 87/88 geht es um die Verwendung von Feuchttüchern. Das selbst, wenn man ohne sie nicht kann, sie nicht in die Toilette geworfen werden sollten. Hier rät Martin Dorey einmal den Begriff "Feuchttücher Kanalisation" zu googeln, "wenn du einen starken Magen hast. Noch Fragen?". Dieses "Noch Fragen?" kam bei mir sehr kritisierend an, schon fast wütend. Natürlich kann ich den Ärger darüber verstehen, weil Feuchttücher nichts in der Toilette zu suchen haben, aber den Leser so anzugreifen, fand ich wieder anmaßend. Solch eine anmaßende und kritische Formulierung tauchte auch auf Seite 94, so er zum Thema Tamponapplikatoren sagt: "Glaub nur nicht, das ginge dich nichts an, nur weil du in der Stadt wohnst-letztlich münden alle Flüsse im Meer". Vielleicht bin ich da auch zu empfindlich, aber ich denke, dass man das auch anders hätte formulieren können. Martin Dorey gibt wirklich nützliche Tipps und macht auf das viele Plastik aufmerksam. Erst heute war ich mit meinem Freund einkaufen und wir haben Wattestäbchen aus Papier geholt, statt aus Plastik. Wir haben die Netze für Obst und Gemüse statt Plastiktüten. Kleine Schritte, die hoffentlich etwas bewirken. Und dahingehend ist das Buch wirklich hilfreich. Aber am meisten störten mich seine Formulierungen. Vielleicht sind sie in der Originalsprache gar nicht so direkt, kritisch und manchmal wirklich unpassend und es liegt nur an der deutschen Übersetzung, wer weiß. Ich gebe dem Buch 3 von 5 Sternen, würde es aber jedem weiter empfehlen, der sich in einem kleinen Rahmen mal mit diesem Thema auseinander setzen will.
Schluss. Mit. Plastik.
Was du konkret tun kannst, um den Wahnsinn zu stoppen – 30 Zwei-Minuten-Lösungen
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Beschreibung
Ein bisschen die Welt retten - und das in zwei Minuten. In einer immer unübersichtlicher werdenden Flut aus Plastik liefert dieses kleine Buch klare Informationen und schnell umsetzbare Tipps für leerere Mülleimer und ein leichteres Gewissen.
Martin Dorey lebt in Cornwall und ist Autor, Surfer und Strand-Liebhaber. Er gründete das "Beach Clean Network" und rief #2minutebeachclean ins Leben: User in auf der ganzen Welt sammeln für 2 Minuten am Strand Müll, posten ein Foto davon und entsorgen ihn dann. #2minutesolution ist die Fortsetzung des Kampfes gegen das Plastik im Alltag..
Martin Bauer ist Sachbuchautor und Übersetzer in München.
Produktdetails
Einband | Taschenbuch |
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Seitenzahl | 160 |
Erscheinungsdatum | 13.05.2019 |
Sprache | Deutsch |
ISBN | 978-3-453-60509-1 |
Verlag | Heyne |
Maße (L/B/H) | 18,7/11,8/2,3 cm |
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Gewicht | 169 g |
Originaltitel | No. More. Plastic. |
Abbildungen | schwarz-weiss Illustrationen |
Übersetzer | Martin Bauer |