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Früher war alles besser...
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"Römische Tage", eine Suche nach… Nach was eigentlich? Der Liebe? Der Vergangenheit? Was sich zunächst liest wie ein Reiseführer durch das romantische Rom führt die Leserinnen und Leser nicht nur durch die Stadt, die schon Goethe „zweihundert und acht Monate“ zuvor bereist hatte. Nein, die Erzählung lässt uns auch ununterbrochen... "Römische Tage", eine Suche nach… Nach was eigentlich? Der Liebe? Der Vergangenheit? Was sich zunächst liest wie ein Reiseführer durch das romantische Rom führt die Leserinnen und Leser nicht nur durch die Stadt, die schon Goethe „zweihundert und acht Monate“ zuvor bereist hatte. Nein, die Erzählung lässt uns auch ununterbrochen raten, was der Erzähler eigentlich auf den 140 Seiten will. Die plumpe Antwort folgt scheinbar in den letzten zwei Sätzen – er will „endlich wieder frei sein“. Doch was passiert zwischen der Erwähnung Goethes zu Beginn und der Plattitüde am Ende? Der Erzähler springt von einer Situation in die nächste, ohne dass den Leserinnen und Lesern deutlich wird, wie er in diese gelangte. Gespickt ist die Erzählung mit Zitaten von Goethe, und damit auch jede und jeder bemerkt, wie belesen der Erzähler ist, fallen noch Namen wie Wittgenstein, Kant und Novalis sowie Keats und Shelley. Eine Anspielung auf Brecht darf da natürlich auch nicht fehlen. Und welcher Epoche ordnet sich der Erzähler selbst zu? Klassik oder doch eher (britischer) Romantik? Mit der Erwähnung von zweien der sechs Hauptvertreter der britischen Romantik, die beide eines tragisch frühen Todes starben, wird die Selbstpositionierung des Erzählers (oder vielleicht doch des Autors?) doch etwas überheblich. Nach ein paar pseudo-philosophischen Fragen wird dann endgültig deutlich, dass die Erzählung ein Bemängeln der Gegenwart und ein Sehnen nach einer romantisierten Vergangenheit ist. Traumähnlich wandelt der Erzähler durch ein Rom, das nicht existiert (und so vermutlich nur in Goethes "Italienische Reise" erschaffen wurde) und kritisiert alles, was präsent ist: Begonnen mit seinem Gesundheitszustand (man gewinnt den Eindruck, der Erzähler sei in seinen späten Fünfzigern), über das respektlose Verhalten der jungen Generation gegenüber einem Abtreibungsgegner, bis hin zum respektvollem Sprachgebrauch in Politik und Gesellschaft. Nicht zu vergessen, die Kritik am fehlenden deutschen Patriotismus. Wem das noch nicht genug ist, kann sich noch auf die unverständliche Hervorhebung von Homosexuellen Charakteren und People of Colour freuen und eine Sexorgie in italienischen Ruinen gibt es auch noch. Simon Strauß schafft einen Erzähler, der von einer Zeit träumt, in der alles besser war und der aus seinem ärmlichen Leben in Deutschland einfach mal für zwei Monate nach Italien flieht – die Gegenwart ist so hart und ungerecht.
Römische Tage
Roman
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Buch (gebundene Ausgabe)
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Beschreibung
Ein Sommer in Rom
Ein junger Mann kommt in die ewige Stadt, um die Gegenwart abzuschütteln. Er sucht einen eigenen Weg, fühlt fremde Zeiten in sich leben. In Rom erinnert er sich. In Rom verliebt er sich. In Rom trauert er. Er trifft auf außergewöhnliche Menschen und findet seine Aufgabe: Alles wahrnehmen, nichts auslassen. Römische Tage führt zu den vielen Anfängen und Enden unserer Welt und fragt, was wir morgen daraus machen.
Der Erzähler zieht in eine Wohnung schräg gegenüber der Casa di Goethe und die Stadt wird ihm zur Geliebten. Ihre Geschichten spielen vor seinem Auge: Der Mord an Caesar am Largo Argentina ist ihm genauso lebendig wie das Gerangel der Sonnenbrillenverkäufer auf dem Corso. Er taucht ein in eine Welt voller Gegensätze: die Verlorenheit der jungen Italienerinnen und die schwindende Bedeutung der alten Intellektuellen.
Antike und moderne Ideale, leuchtende Paläste, ausgelassene Partys und vergehende Kunst. Einheimische, Migranten, Gläubige, Touristen, Bettler. Zwischendrin Müll, viel Müll. Und immer wieder das Stechen in seiner Brust, das die Ärzte nicht ernst nehmen wollen. Begeistert und melancholisch, leichtfüßig und ergreifend erzählt Simon Strauß, warum Gegenwart nicht ohne Vergangenheit auskommt.
Die Presse über Simon Strauss
»Die Stimme einer Generation«
Maria Wallner, Die Presse
»Strauß hat einen schönen
eigenen Tonfall, der das Zeitgenössische in sich trägt, ohne damit
protzen zu wollen, der aber dennoch auch den Sound der Väter kennt, der
aus großen Bildungstiefen kommt und sich dafür auch manchmal selbst
verachtet und dann zu großer Lakonie und schlichter Sinnlichkeit
findet.«
Florian Illies, Die Zeit
»Strauß ist eine der
größten feuilletonistischen Begabungen seiner Generation, und so
bildstark und imaginativ er hier schreibt, hat er ein genuin
literarisches Talent.«
Gregor Dotzauer, Tagesspiegel
»Die Kraft mit der Simon Strauß sprachliche Bilder zeigt, ist hin- und damit auch mitreißend!«
ZDF aspekte
»Simon
Strauß trifft die Realität einer gebildeten, privilegierten, jungen
Generation, durch die sich Schmerz und Zweifel ziehen, obwohl oder
gerade weil es ihr an nichts fehlt«.
Sara Maria Behbehani, Stuttgarter Zeitung
»Ungeschönt vermittelt Strauss das Bild einer Stadt, die architektonisch und moralisch morbide ist.«
Carola Krauße, Belletristik Couch, 02.12.2019
»Eine unvergessliche Gestalt hat uns der begabte Erzähler Simon Strauß geschenkt. Über Rom erfahren wir in diesem Buch einiges, über die Liebe aber noch sehr viel mehr.«
Thorsten Paprotny, literaturkritik.de, 04.07.2019
»Strauß' Subjekte mäandern und schwanken. Erzählen bedeutet für ihn gelebten Essayismus im Stil eines Robert Musils. Je mehr er Positionen abwägt, desto greifbarer wird ihm sein hehres Ziel: das schillernde Wahre.«Björn Hayer, Die Presse, 06.07.2019
»[...] irritierend und rührend zugleich. Lesenswert ist es in jedem Fall.«
Bettina Baltschev, Deutschlandfunk, 08.07.2019
»In "Römische Tage" gelingt es Strauss, das Rom der Antike und der Renaissance, in dem jeder Stein spricht, mit der Kapitale der Gegenwart zusammenzudenken, die vom Tourismus und von Straßenverkehr erstickt wird, im Müll und in der Korruption versinkt, in der die Ratten die Kanalisation erobert haben und in der man nicht alt oder krank sein möchte.«
Wolfgang Papst, NZZ am Sonntag, 30.06.2019
»Strauß [...] ist ein feinsinniger Beobachter, ohne jede Häme reflektiert er die Zustände und fragt nach größeren Zusammenhängen. [Er] liefert mit literarischen Mitteln ein politisches Bild Italiens - mit kraftvoller Stimme. Das macht das Buch lesenswert.«
Hannah Friedrich, 3sat - Kulturzeit, 14.06.2019
»Das Rombuch dieses Sommers«
Sebastian Hammelehle, Der Spiegel, 15.06.2019
»"Römische Tage" ist [...] ein sanfter Reigen, eine Folge von Begegnungen und festgehaltenen Momenten, angereichert mit viel eingestreutem Wissen über Roms Geschichte und Gegenwart.«
Boris Pofalla, Die Welt, 22.06.2019
»"Römische Tage" [ist ein] von einer existenziellen Erfahrung grundiertes Buch der Selbsterforschung. Wie in Strauß' Debüt wird auch hier viel gesehen, viel geredet [...] und vor allem viel empfunden. Letzteres unterscheidet Strauß' Schreiben auch von literarischer Meterware.«
Stefan Gmünder, Der Standard, 22.06.2019
»Unwillkürlich wird man bei der Lektüre von Simon Strauß "Römische Tage" an Bruce Chatwin erinnert, der Stimme seiner Generation in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Dem rastlos, souveränen und charismatischen Reisenden. So auch Simon Strauß. Wort- und sprachgewandt, schillernd und dabei durchaus widersprüchlich faszinieren die Aufzeichnungen durch ihren Erlebnisreichtum, ihren scharfen Beobachtungssinn und ihren historischen Bezug. Wo ließe sich das besser erleben als in der "Ewigen Stadt" Rom. Dass Simon Strauß junger Protagonist Quartier gegenüber Goethes Reisedomizil beziehen lässt, liegt daher nahe. Ein schönes, ein sehr lesenswertes Buch bei all der unsäglichen Belanglosigkeit die uns heute sonst umgibt.«
Hubertus von Stolzmann, Eskom Partner, 30.06.2019
Simon Strauß,
geboren 1988 in Berlin, studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge. Er ist Mitgründer der Gruppe »Arbeit an Europa«. 2017 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer althistorischen Arbeit über Konzeptionen römischer Gesellschaft.
Er lebt in Frankfurt, ist Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sein Erstlingswerk »Sieben Nächte« fand viel Beachtung bei Kritik und Publikum.
Produktdetails
Einband | gebundene Ausgabe |
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Seitenzahl | 142 |
Erscheinungsdatum | 22.06.2019 |
Sprache | Deutsch |
ISBN | 978-3-608-50436-1 |
Verlag | Tropen |
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Maße (L/B/H) | 19,5/11,6/1,7 cm |
Gewicht | 202 g |
Auflage | 3. Auflage |