Ein wunderbarer Wohlfühlroman mit viel Schottland-Flair
Monika Fuchs, Thalia-Buchhandlung Hamburg
Ich habe bisher noch keinen Roman von Susanne Oswald gelesen, obwohl sie mit Sicherheit zu den deutschen Autorinnen zählt, die herrliche Kuscheldeckenromane schreiben. Und ich hätte mich wahrscheinlich auch gar nicht daran gemacht, wenn Anne Barns in ihrem aktuellen Winterbuch „Eisblumenwinter“ nicht darauf hingewiesen hätte, dass sie die in Schottland lebende Freundin Chloé ihrer einen Hauptperson Pia von ihrer Freundin Susanne Oswald ausgeliehen hätte. Das hat mich neugierig gemacht. Normalerweise lese ich ungern Romane aus diesem Genre, von deutschen Autoren/Autorinnen, wenn sie nicht in Deutschland spielen, da ich denke, dass gerade die Briten genügend eigene Autoren dieses Genres haben.
„Wintertee im kleinen Strickladen in den Highlands“ ist übrigens der Nachfolgeband von „Der kleine Strickladen in den Highlands“. Es ist aber nicht zwingend erforderlich, dass man den ersten Band vorab gelesen haben muss!
Während im ersten Band anscheinend hauptsächlich Maighread die Hauptrolle spielt, ist es im zweiten Band Chloé, die Freundin von Maighread. Beide Bände scheint zu einen, dass es sich um Geschichten von Enkelinnen und Großmütter handelt. Von Enkelinnen und Großmüttern, die sich erst spät wiederentdecken. Außerdem geht natürlich um die Liebe und um die Geschäftsvorstellungen der beiden jungen Frauen.
Der Inhalt des zweiten Bandes ist hier gut wiedergegeben. Chloé lebt glücklich in dem kleinen Ort am Loch Lomond. Dort kümmert sie sich um ihre Kräuter, stellt Tees und Salben selbst her und verkauft sie im kleinen Rahmen. Davon leben kann sie noch nicht. Außerdem arbeitet sie einige Tage als Psychologin in Glasgow, wo auch ihre große Liebe Scott lebt und als Arzt im dortigen Krankenhaus arbeitet. Um so enger die Beziehung zwischen Chloé und Scott wird, um so mehr stellt sich die Frage, wann und wo die beiden zukünftig leben werden. Chloé würde am liebsten am Loch Lomond wohnen bleiben, aber zum täglichen Pendeln ist die Entfernung nach Glasgow zu weit. Aber eine Fernbeziehung möchte sie auch nicht leben. Bevor sie dieses schwierige Thema aber gemeinsam vertiefen können, bekommt Chloé einen Anruf ihrer Großmutter Gwendolyn. Chloés Großvater Padrig liegt im Sterben, und er würde seine Enkelin so gerne noch einmal sehen. Scott nimmt die lange Fahrt nach Wales auf sich und bringt Chloé zu ihren Großeltern, wo Chloé einige Zeit bleibt, um ihrer Großmutter in der Trauer zur Seite zu stehen. Die beiden Frauen lernen sich erst jetzt richtig kennen und kommen sich behutsam näher. Und langsam begreift Chloé dort, wie sie ihr Leben weiter gestalten möchte. Aber wird Scott diesen Weg weiter mit ihr gehen? Oder bedeutet es das Ende ihrer Liebe?
Eine schöne kuschelige Geschichte, die so richtig in diese Jahreszeit passt. Herzliche Menschen, die füreinander einstehen. Eine großartige Dorfgemeinschaft, wunderbare Landschaften in Wales und Schottland, ganz viel Tee und Zeit zum Stricken. Susanne Oswald zeichnet genauso ein Bild von Großbritannien, wie wir es uns in unseren Träumen vorstellen. So richtig entzückende kleine Orte wie aus dem Bilderbuch mit zauberhaften kleinen Geschäften, in denen man noch viel mehr als die angebotenen Waren bekommt. Chloé und Maighread sind genau solche Freundinnen, wie man sie sich im richtigen Leben immer wünscht. Und auch die beiden Großmütter Gwendolyn und Elisabeth, sowie Eilidh, die beste Freundin von Elisabeth, sind Frauen, die man gerne in der eigenen Familie hätte – warmherzig, aber auch zupackend und tatkräftig. Einfach wunderbar und herzerwärmend.
Natürlich gibt es in dieser Geschichte auch immer einmal wieder kurze Einschübe über die Freundschaft von Chloé mit Pia. Es hätte mich auch gewundert, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre. Schließlich hat Anne Barns so deutlich darauf hingewiesen, dass die beiden Autorinnen sich diesen Spaß erlaubt haben. Eine wirklich schöne Idee!
Während die Protagonistinnen bei Anne Barns gerne backen oder andere Naschereien herstellen, wird bei Susanne Oswald leidenschaftlich gerne gestrickt. Und so gibt es am Ende dieses Buches keine Rezepte, sondern Strickanleitungen. Bei den Backrezepten brauche ich nicht unbedingt Bilder, da kann ich mir die Ergebnisse auch so vorstellen, aber bei den Strickanleitungen zu dem Sommertuch, der Stola, dem Kuschelschal und der Wimpelkette in Doubleface-Technik hätte ich mir schon Bilder gewünscht. Denn Strickanleitungen verstehe ich oft erst dann, wenn ich erkenne, wie das Endergebnis aussehen soll. Aber immerhin gibt es bei den Danksagungen einen Verweis, woher man die angebotene Wolle bekommt. Und dort bekommt man wahrscheinlich ggf. auch Hilfe, wenn man mit den Anleitungen nicht weiterkommt. Oder bei der Autorin Susanne Oswald über ihre Facebook-Seite.
Mir hat das Buch viel Spaß gemacht. Danach musste ich erst einmal an meinem eigenen Strickstrumpf weiterarbeiten. Und ich habe Lust, nachträglich auch noch den ersten Band der Reihe zu lesen. Ich bin gespannt, ob wir Maighread und ihrem Freund Joshua, Chloé, Gwendolyn, Elisabeth und Eilidh noch weiter folgen dürfen. Und vielleicht ist Scott ja auch weiterhin dabei.