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- Bewertet: Medium: DVD
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Die 70er. Freie Liebe. Gute Musik. Bombenanschläge. Polizeistaat. Passt nicht zusammen? Die deutsche Geschichte zeigt etwas anderes. Denn es war in den 70ern als Andreas Baader, Gudrun Ensslin, und Ulrike Meinhoff sich radikal gegen das System stellten, Verbündete sammelten, und mittels Brandstiftungen, Flugblättern, und schließlich Bombenattentaten und gezielten Morden... Die 70er. Freie Liebe. Gute Musik. Bombenanschläge. Polizeistaat. Passt nicht zusammen? Die deutsche Geschichte zeigt etwas anderes. Denn es war in den 70ern als Andreas Baader, Gudrun Ensslin, und Ulrike Meinhoff sich radikal gegen das System stellten, Verbündete sammelten, und mittels Brandstiftungen, Flugblättern, und schließlich Bombenattentaten und gezielten Morden gegen die deutsche Regierung, und besonders das Rechtssystem, rebellierten. Uli Edel macht sich an die Mammutaufgabe die Geschichte der RAF, Rote Armee Fraktion, in einem 2,5stündigen Film zu erwählen. Ein Unternehmen, das eigentlich nur scheitern kann? Mitnichten, denn Edel macht sich ein interessantes Stilmittel zunutze. Er nennt es Fetzendramaturgie. Hierbei wird das Geschehen, oft ohne direkten Zusammenhang, vorangetrieben. Es treten Figuren auf, und treten unerklärt, oder gar unbenannt, wieder ab, obwohl sie in der Historie wichtige Rollen spielten. Natürlich täuscht auch diese Stilisierung des Films nicht darüber hinweg, dass Edel einfach zu viel Geschichte in das Projekt packt, auch wenn er das Gezeigte schon auf eine Art RAF Best Of reduziert. So erlebt man die Anti Schah Demo, eine der besten Szenen des Films, in der die Härte und Gewalt dieser Momente erschreckend gut festgehalten wurden, die diversen Bombenanschläge, wie z.B. auf den Springerverlag, oder natürlich die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. Die Fetzendramaturgie funktioniert zwar teils richtig gut, wenn man denn als Zuseher gewillt ist mitzudenken, lässt aber auch vieles offen, und unerklärt, was Menschen, die mit der Materie noch überhaupt nicht bewandert sind, überfordern wird. Die Motive Baaders und Co bleiben ebenfalls großteils im Dunkeln, und werden nur angerissen, ihre Wut über das System bringt im Endeffekt nur Johann Wokalek als Gudrun Ensslin gut rüber. Moritz Bleibtreu als Andreas Baader versteht sich selbst als modernen Robin Hood, der den Reichen nimmt, um den Armen zu helfen. Ulrike Meinhof fungiert als die intellektuelle Radikale, deren Mitwirken am Treiben der RAF aber als recht passiv gezeigt wird. Dennoch beweist der Film eine sehr hohe historische Akuratesse. Die Schauplätze sind perfekt gewählt, die Gefängniszellen wurden teils bis ins letzte Detail nachgebaut, und selbst die Anzahl der abgegebenen Schüsse wurde exakt nachgestellt. Dennoch darf man kaum eine Geschichtslehrstunde erwarten, dafür wird, wie gesagt, zu gehetzt erzählt. Wobei erzählt wahrscheinlich das Falsche Wort ist, denn eine emotionale Komponente, wie sie zum Erwählen wohl gehört, spart sich „Der Baader Meinhof Komplex“. Damit läuft der Film aber auch nicht Gefahr Partei für eine Seite zu ergreifen, hier bleibt der Film, ähnlich wie Steven Spielbergs „München“, angenehm neutral. „Der Baader Meinhof Komplex“ ist grob gesagt ein Actionfilm, der sehr unterhaltsam wäre, wäre seine Hintergründe nicht oft so tragisch. Trotz seiner Mängel ist der Film aber auf jeden Fall sehenswert.