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ein (komplexes) Meisterwerk
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An die teilweise sehr akademischen Ausführungen des Autors muss man sich anfangs zwar gewöhnen, doch es ist die Mühe wert. „Orientalismus“ war zur Zeit seines Erscheinens eine literarische Bombe, die mitten in einem bereits angeheizten sozialen Klima einschlug. Bedauerlicherweise haben Edward W. Saids Thesen bis heute nichts a... An die teilweise sehr akademischen Ausführungen des Autors muss man sich anfangs zwar gewöhnen, doch es ist die Mühe wert. „Orientalismus“ war zur Zeit seines Erscheinens eine literarische Bombe, die mitten in einem bereits angeheizten sozialen Klima einschlug. Bedauerlicherweise haben Edward W. Saids Thesen bis heute nichts an Aktualität eingebüßt, im Gegenteil. Der „Orient“ – oder heutzutage der Nahe Osten – war schon seit jeher für den Westen das Sinnbild für das Andere, das Fremde. Durch das ständige Abgrenzen von sich selbst erschuf sich der Westen dadurch eine fiktive Traumvorstellung eines Ostens, den es so nie gegeben hat und der nur in Beziehung zu seinen (westlichen) Betrachtern, den sogenannten Orientalisten, existieren kann. Der Orient wird betrachtet, analysiert, definiert, und kommt dabei niemals selbst zu Wort. Dieses Prozedere hat eine lange Tradition, die der Autor in diesem Werk detailliert zerlegt und damit offenlegt, wie abschätzend, scheinheilig und selbstherrlich diese selbstbezeichnenden Experten mit ihrem Sujet umgingen (und es bis heute tun). Das Buch ist für absolute Laien eher weniger geeignet, doch bin ich nicht der Meinung, dass man sich mit allem im Buch Besprochenem oder mit den aufgelisteten Forschern und Autoren bereits auskennen muss, um zu verstehen worum es geht. Seine Argumentationen sind sowohl elegant wie brillant ausformuliert, und ich kam durch kaum eine Seite, ohne nicht irgendeinen Satz anzustreichen. Ein Aspekt, für den Said öfters kritisiert wurde, den ich aber durchaus charmant finde, ist das Durchscheinen seiner Persönlichkeit in seinem Werk. Obwohl die akademische, fachliche Ausdrucksweise überwiegt, driftet er bei bestimmten Themen in einen emotionalen, fast lyrischen Stil ab, und lässt es sich auch nicht nehmen, den einen oder anderen sarkastischen Kommentar hinzuzufügen oder eine bestimmte Persönlichkeit direkt zu kritisieren. Gerade in einer Zeit, in der das „Wir – Die Anderen“-Denken wieder überhandnimmt, ist „Orientalismus“ ein wichtiges und trotz seines Alters immer noch brandaktuelles Werk.
Orientalismus
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Buch (gebundene Ausgabe)
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Beschreibung
Endlich: Die Neuausgabe des Klassiker in einer neuen Übersetzung. Aktueller denn je.
In seiner aufsehenerregenden Studie entlarvt Edward Said das Bild des Westens vom Orient als zutiefst einseitig und als eine Projektion, indem der »Orient« schlicht als »anders als der Okzident« verstanden wurde. Er verfolgt die Tradition dieses Missverständnisses durch die Jahrhunderte, in denen Europa den nahen und mittleren Osten dominierte, und zeigt, wie auch heute noch dieses Bild den Westen beherrscht. Weil es dem Orient dadurch verwehrt wird, sich selbst zu repräsentieren, wird ein wahres Verständnis der Kulturen verhindert. Gerade heute, dreißig Jahre nach seinem ersten Erscheinen, hat dieser Klassiker der Kulturgeschichtsschreibung nichts an Aktualität eingebüßt – ganz im Gegenteil.
Edward W. Said (1935 – 2003) wurde in Jerusalem geboren und verbrachte seine Kindheit in Kairo. Nach seinem Studium in Princeton und Harvard lehrte er Englisch und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Columbia University sowie in Harvard und Yale. 2002 erhielt er gemeinsam mit Daniel Barenboim den Prinz-von-Asturien-Preis für seine Verdienste um die israelisch-palästinensische Aussöhnung.
Produktdetails
Einband | gebundene Ausgabe |
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Seitenzahl | 464 |
Erscheinungsdatum | 09.09.2009 |
Sprache | Deutsch |
ISBN | 978-3-10-071008-6 |
Reihe | Fischer Wissenschaft |
Verlag | S. Fischer Verlag |
Maße (L/B/H) | 21,8/14,6/4,3 cm |
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Gewicht | 661 g |
Originaltitel | Orientalism |
Auflage | 6. Auflage |
Übersetzer | Hans Günter Holl |
Verkaufsrang | 28255 |