Eine ehemalige Zechensiedlung, mitten im Ruhrgebiet. An einem kalten Aprilmorgen wird auf dem nahe gelegenen Friedhof eine tote Frau entdeckt.
Ausgerechnet Margareta Sommerfeld, frisch von ihrem untreuen Partner getrennte Verkäuferin bei Hertie in der Süßwarenabteilung und glühende Verehrerin von TATORT-Kommissarin Maria Furtwängler, fühlt sich dazu berufen, bei der Aufklärung des Mordes mitzumischen. Drei Tatverdächtige hat sie bereits im Visier, als eine weitere Leiche auftaucht …
Margit Kruse, geboren 1957, ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Seit 2004 ist die Gelsenkirchenerin als freiberufliche Autorin tätig. Neben zahlreichen Beiträgen in Anthologien hat sie bislang drei Bücher veröffentlicht, darunter den Roman „Im Schatten des Turmes - Eine Jugend im Ruhrgebiet“, der für den Literaturpreis Ruhr 2009 nominiert war. „Eisaugen“ ist ihr erster Kriminalroman.
von einer Kundin/einem Kunden aus Gladbeck am 07.06.2020
Dieses Buch habe ich an einem Wochenende durchgelesen, da es im Pott spielt und noch dazu in meiner alten Heimat. Viele Orte die dort beschrieben werden, habe ich genau vor Augen und konnte so richtig ins Buch eintauchen.
Engelskraut
von Ikopiko aus Hesel am 19.08.2011
Bewertet: Einband: Taschenbuch
Die Bundesgartenschau in Koblenz zieht viele Besucher an. Aber es sind nicht nur Pflanzenfreunde, die sich hier versammeln. Immer wieder werden ganze Beete verätzt und kurz vor der Eröffnung der Gartenschau finden die Gärtner sogar eine Leiche.
Die Kommissarin Franca Mazzari genießt die ruhige Zeit in ihrem Revier. Anscheinen...
Die Bundesgartenschau in Koblenz zieht viele Besucher an. Aber es sind nicht nur Pflanzenfreunde, die sich hier versammeln. Immer wieder werden ganze Beete verätzt und kurz vor der Eröffnung der Gartenschau finden die Gärtner sogar eine Leiche.
Die Kommissarin Franca Mazzari genießt die ruhige Zeit in ihrem Revier. Anscheinend befassen sich alle mit der anstehenden Bundesgartenschau und haben kein Interesse an Kriminaldelikten, bis auf die Zerstörung einiger Pflanzen auf dem Ausstellungsgelände. Diese Ruhe wird jäh gestört, als ein Leichenfund gemeldet wird. Im Paradiesgarten wird, aufgebahrt wie Leonardo Da Vincis Vitruv-Mann, ein Toter gefunden. Die Identität ist schnell geklärt. Bei dem Toten handelt es sich um einen Koblenzer Apotheker, der zwar Familie hatte, sich dadurch jedoch nicht davon abhalten ließ, im Internet ausgiebig nach Frauenbekanntschaften Ausschau zu halten. Ihren Fahndungsschwerpunkt legt die Polizei daher auf einschlägige Foren.
Ihre Freizeit verbringt Franca Mazzari zu einem Großteil mit ihrer Freundin Milla. Diese läuft ihr zufällig über den Weg und beide erinnern sich an die gemeinsame Zeit in ihrer Jugend. Jedoch haben sie unterschiedliche Erinnerungen. Während Milla sie als dicke Freundinnen bezeichnet, hat Franca starke Schuldgefühle, denn Milla wurde in der Schulzeit von allen Kindern gehänselt und gemobbt. Auch Franca hatte sich an diesen Gemeinheiten beteiligt.
Die Ermittlungen in dem Mordfall und die Pflege der neuen Freundschaft mit Milla fordern Francas gesamte Kräfte. Aber gemeinsam mit ihrem Team löst sie auch diesen Fall.
Engelskraut ist Gabriele Keisers dritter Kriminalroman mit der Kommissarin Franca Mazzari. Sehr aktuell ist der Bezug zur diesjährigen Bundesgartenschau in Koblenz. Die Protagonistin steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Ihr Leben als alleinerziehende, vollerwerbsfähige Mutter hat sie im Griff. Durch die neue Freundschaft mit Milla kommt wieder etwas frischer Wind in ihr Leben. Franca ist unkompliziert und es macht Spaß, lesend an ihrem Leben teilzunehmen.
Die Nebencharaktere sind liebevoll beschrieben. Hans Kleinkauf ist ein Witwer, der in diesem Roman einen zweiten Frühling erlebt und langsam und vorsichtig die Erinnerungen an seine verstorbene Frau lockert und voller Tatendrang nach vorne blickt.
Die Praktikantin Clarissa hat eine freundliche aufmerksame Art, durch die sie sofort ins Ermittlungsteam integriert wird. Hier zeigt sich, dass reine Äußerlichkeiten schnell täuschen können, denn optisch stellt Clarissa nicht das Idealbild einer Kommissarin dar.
Milla ist ein Schwan, der sich aus einem hässlichen Entlein entwickelt hat. Als Kind wurde sie gehänselt, jetzt wickelt sie die Männer um ihren Finger.
Jede Figur ist einem sofort vertraut, sodass man sich vollends auf das Rätseln über den Mörder stürzen kann.
Ein deutscher Krimi in Tatort-Manier. Obwohl es der dritte Teil einer Serie ist, lässt er sich eigenständig lesen. Ich werde mich nun auf die Suche nach den ersten beiden Teilen machen.
Miss Marple aus der Süßwarenabteilung
von Zabou1964 aus Krefeld am 24.05.2011
Das Cover dieses Krimis ziert das Fenster eines für das Ruhrgebiet typischen Backsteinbaus. Das Fenster spiegelt einen blauen Himmel, der glänzend gedruckt ist. Der Rest der Oberfläche ist matt. Der Klappentext gibt an, dass der Roman in einer Zechensiedlung in Gelsenkirchen spielt. Da ich das Ruhrgebiet und die Menschen, die do...
Das Cover dieses Krimis ziert das Fenster eines für das Ruhrgebiet typischen Backsteinbaus. Das Fenster spiegelt einen blauen Himmel, der glänzend gedruckt ist. Der Rest der Oberfläche ist matt. Der Klappentext gibt an, dass der Roman in einer Zechensiedlung in Gelsenkirchen spielt. Da ich das Ruhrgebiet und die Menschen, die dort leben, sehr mag, musste ich dieses Krimidebüt der Autorin lesen. Und ich habe es keine Sekunde bereut.
Margareta Sommerfeld ist Verkäuferin bei Hertie in der Süßwarenabteilung. Sie hat sich gerade von ihrem untreuen Lebensgefährten Bertl getrennt und lebt nun alleine, allerdings in unmittelbarer Nähe ihres Elternhauses. Um sich abzulenken, unternimmt sie oft Spaziergänge über den nahegelegenen Friedhof. Als dort die Leiche einer jungen Frau entdeckt wird, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln. Doch schon bald geschieht ein zweiter Mord. Wer kann der Täter sein? Das Muttersöhnchen Walter, das noch mit 50 Jahren bei Mama lebt? Oder ist es Karl-Heinz? Der Mann mit den Eisaugen, der als Späher den Totenzügen auf dem Friedhof voran geht. Ihr Liebhaber Karol, der als illegaler Einwanderer bei seiner Tante Henriette im Haus gegenüber lebt, hat auch ein Geheimnis. Schon bald gerät Margareta selbst in Gefahr.
Die Figuren in diesem Roman sind zum Teil sehr überzeichnet und wirken fast schon skurril. Allen voran natürlich das Muttersöhnchen Walter. Aber auch der Casanova Bertl, der jedes Wochenende eine andere Tussi abschleppt, oder Margaretas Mutter, die ihr Leben als Hausfrau und Mutter fristen musste, da sich das damals so gehörte, sind typische Charaktere, wie sie nicht nur im Ruhrgebiet vorkommen. Margareta selbst ist eine sympathische Frau, die, gefrustet von ihrer letzten gescheiterten Beziehung, zunächst keine Gefühle mehr zulassen will. So beschränkt sich ihre Beziehung zu Karol auf das rein Sexuelle. Als Verkäuferin in der Süßwarenabteilung von Hertie ist sie intellektuell stark unterfordert. Der Vater war damals der Ansicht, dass Mädchen nichts lernen müssten, da sie sowieso heiraten. Deshalb kniet sie sich in den Kriminalfall und forscht auf eigene Faust nach dem Mörder.
Die Geschichte ist im auktorialen Stil verfasst. Meistens wird aus Margaretas Sicht erzählt. Doch zum Ende hin erfährt der Leser auch immer wieder etwas aus der Sicht des Täters. Das hat es mir ermöglicht mitzurätseln. Dabei hat die Autorin immer wieder geschickte Fährten gelegt, die mich das ein oder andere Mal auf die falsche Spur gelenkt haben. So war mir bis fast zum Schluss nicht klar, wer der Mörder war.
Die klare Sprache und die humorvollen Dialoge, verbunden mit einer angenehmen Schriftgröße, haben das Lesen für mich zu einem Genuss gemacht. Einzig die Tatsache, dass die Polizei gar nicht auf Margaretas Alleingang aufmerksam wird und sie ungehindert Detektivin spielen kann, fand ich teilweise etwas unglaubwürdig. Aber das hat mein Lesevergnügen nicht gemindert.
Ich hoffe inständig, dass die Autorin aus Margareta Sommerfeld eine Serienheldin macht. Sehr gerne würde ich mit der Miss Marple aus der Süßwarenabteilung wieder auf Verbrecherjagd gehen!
Fazit:
Ein großartiges Krimidebüt, das mir sofort Lust auf weitere Folgen gemacht hat. Ein Buch wie der Ruhrpott: Geradlinig, bissig und doch absolut liebenswert!