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Ein epochales Meisterwerk
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Novalis' "H. v. Ofterdingen" ist bekanntlich in die Epoche der Frühromantik einzuordnen u. steht für eine Universalpoesie mit philosophischem Anspruch. Ofterdingen, legendärer Minnesänger, durchläuft als passiver Held auf der sehnsuchtsvollen Suche nach der Welterkenntnis eine Geschichte, die ihrerseits in mannigfache Subtexte (... Novalis' "H. v. Ofterdingen" ist bekanntlich in die Epoche der Frühromantik einzuordnen u. steht für eine Universalpoesie mit philosophischem Anspruch. Ofterdingen, legendärer Minnesänger, durchläuft als passiver Held auf der sehnsuchtsvollen Suche nach der Welterkenntnis eine Geschichte, die ihrerseits in mannigfache Subtexte (Märchen, Erzählungen, Lieder, Träume etc.) streut, obgleich Streuung hier die Bedingung für das Ganze postuliert. Hierin finden sich zahlreiche romantische Motive wie Mittelalter, Christentum, blaue Blume, Liebe, Natur etc. Alles führt zum goldenen Zeitalter des All-Eins. Hierfür allegorisiert Novalis (insbes. im Klingsor-Märchen) das Geschehen zum Verweisenden, zum Ästhtetsich-Ethischen und will den Leser, sofern er sich darauf einlässt, hinführen zur: Apotheose der Poesie. Darin liegt das Kunststück; statt einer dramaturgisch kohärenten Abfolge fließt ein melodisches Bildermeer in den Leser hinein. Damit wird das Wunderbare, das Zauberhafte, das Magisch-Romantische evoziert. Mit sublimer Raffinesse setzt Novalis ungewöhnliche Wortkombinationen aneinander, vorliebnehmend im adverbialen und adjektivischen Bereich, weicht von einer schlichten Stilnorm ab, poetisiert seine Prosa. So ist es ein großer, ein größter Jammer für die Weltliteratur, dass der Roman Fragment ist, "Die Erwartung" (1. Teil) kann der Leser im Ganzen aufnehmen inkl. dem Kernstück: das Klingsor-Märchen, eine Art märchenhafter Mikroroman, der die Apotheose vorwegnimmt. "Die Erfüllung" (2. Teil) ist leider nach dem 1. Kapitel am Ende. Tiecks Bericht über die Fortsetzung lässt jedoch auf die Größe dieses Meisterwerks schließen. Es an dieser Stelle in den historischen (auch philosophischen) Kontext einzubetten, würde den Rahmen dieser Rezension sprengen. Nur eines noch, etwas in eigener Sache: ich habe das Gefühl, dass zwischen Hermann Hesse (Neoromantiker) und Novalis ein überhistorisches, ein geistiges Band besteht. Aber das ist nur eine oberflächliche Vermutung. Äußerst empfehlenswerte Literatur (nicht nur relativ als Kontrapunkt zu Goethes Wilhelm Meister, sondern im Absoluten des romantischen Geistes).
Heinrich von Ofterdingen
Ein Roman. Textrevis. u. Nachw. v. Wolfgang Frühwald
Reclams Universal-Bibliothek Band 8939
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Buch (Taschenbuch)
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Beschreibung
Die im Hochmittelalter angesiedelte Handlung stellt den Prozess dar, in
dem sich der etwa 20-jährige Heinrich zum Dichter entwickelt. Der erste
Teil - Die Erwartung - beginnt mit dem berühmten Traum von der blauen Blume,
in deren Kelch Heinrich ein weibliches Gesicht erblickt. Als Ahnung nimmt
der Traum die Begegnung mit einer zunächst noch fremden Welt vorweg. In
Begleitung von Kaufleuten wird er mit praktischen Lebensverhältnissen sowie
mit Märchen und Erzählungen bekannt. Unterwegs begegnet er einem Bergmann,
der ihn ins Erdinnere und damit auch ins Innere bzw. in die >>fabelhafte
Urzeit>die Welt wird Traum, der Traum wird Welt<< kündigt
sich der Übergang des Geschehens ins Märchenhafte an.
Produktdetails
Einband | Taschenbuch |
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Herausgeber | Wolfgang Frühwald |
Seitenzahl | 255 |
Erscheinungsdatum | 01.01.1987 |
Sprache | Deutsch |
ISBN | 978-3-15-008939-2 |
Verlag | Reclam, Philipp |
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Maße (L/B/H) | 14,7/9,5/1,5 cm |
Gewicht | 125 g |
Auflage | Rev. Ausg. |
Verkaufsrang | 13346 |