Tabulos - Gefangene der Lust - Erotischer Roman

Doppelleben zwischen Bildschirm und Bett

Bewertung am 19.05.2025
Bewertungsnummer: 2494063
Bewertet: eBook (ePUB)

Ein packender Erotikroman, der gesellschaftliche Fassaden zum Bröckeln bringt. Tabulos ist ein starkes Stück Literatur, das mehr sein will als bloße Lustprojektion. Und das gelingt der Autorin größtenteils auch. Jess als Hauptfigur ist keine Sympathieträgerin – und genau deshalb interessant. Ihre inneren Kämpfe, ihre wachsende Abhängigkeit von der digitalen Lustwelt, ihre emotionalen Widersprüche wirken authentisch. Der Roman geht in die Tiefe, besonders wenn es um die Dynamik zwischen Jess und ihrem Mann geht. Die Erotik selbst ist abwechslungsreich, provokant, aber nie respektlos. Einziger Kritikpunkt: Ab einem gewissen Punkt wiederholen sich die Motive. Affäre, Zweifel, Rückzug – das dreht sich etwas im Kreis. Ich hätte mir einen stärkeren dramaturgischen Bruch gewünscht. Trotzdem: atmosphärisch dicht, sprachlich sehr solide und vor allem emotional nachvollziehbar. Kein Buch für alle – aber für viele, die sich fragen: Was, wenn ich selbst mehr will?

Nicht alles ist Gold, was glänzt – aber vieles schon

Bewertung am 18.05.2025
Bewertungsnummer: 2493225
Bewertet: eBook (ePUB)

Ein mutiges Buch über weibliches Begehren und das Risiko, sich selbst zu verlieren. Was mir an Tabulos besonders gefallen hat: Es zeigt den Weg einer Frau, die sich – auf eine radikale Art – wiederfinden will. Jess’ Ausflüge in die Welt anonymen Sexes sind nicht bloß Reizszenen, sondern Spiegel ihrer inneren Leere. Der Roman braucht eine Weile, bis er Tempo aufnimmt – der Einstieg wirkte auf mich fast zu konventionell. Doch dann entfaltet sich ein packendes Kammerspiel zwischen Intimität, Kontrollverlust und der Frage: Wer bin ich noch, wenn ich niemandem Rechenschaft schulde? Die Sprache ist angenehm direkt, nicht überstilisiert. Manchmal hätte ich mir mehr Pausen zum Atmen gewünscht – sowohl Jess als auch ich als Leserin wurden oft in neue Affären gestoßen, ohne die vorherige zu verdauen. Trotzdem: Der Mut, mit dem das Buch Themen wie Einsamkeit, verdrängte Lust und die Doppelmoral von Ehe und Sexualität anspricht, verdient große Anerkennung. Ein Roman mit Abgründen, aber auch mit Feuer.