Der britisch-ugandische Autor Musa Okwonga erzählt in seinem autofiktionalen Roman davon, wie es ist, in Berlin anzukommen und sich dort als Person of Colour zurechtzufinden, wie es ist, Freund*innen zu finden, Fußball zu spielen, sich zu verlieben und wieder zu trennen, die Magie des Voodoos zu erfahren, Kuchen zu essen und als Autor zu arbeiten. Es ging immer nur um Liebe ist ein berührender, persönlicher und poetischer Text über Dating, Liebe und Sexualität, über Rassismus und Entfremdung, über Verlust und Selbstakzeptanz. Und über die Suche nach einer Heimat, nach einem Ort, an dem man sich wohl und geborgen fühlt und an dem Hautfarbe keine Rolle spielt, irgendwo zwischen Uganda, London und Berlin.
Musa Okwonga ist ein junger, hochgebildeter Mann aus Großbritannien mit Wurzeln aus Uganda, der nach Berlin geht und da ein nachvollziehbares, glaubwürdiges Stadtporträt schafft und zeigt, wie ein Immigrant sich fühlt. Sein Ziel ist es Schriftsteller zu werden,
Er erzählt außerdem viel von Beziehungen und z.B. wie sich seine Freundin von ihm getrennt hat. Auch Rassismus im Alltag ist Thema.
In erster Linie geht es aber darum, wie ein Mann zu sich selbst findet, fast schon ein Coming-of-Age. Einige Passagen wirken aber wie Selbsthilfe-Ratgeber-Prosa, das hat mir weniger gut gefallen.
Ich hatte ehrlich gesagt Probleme mit der Erzählform, die konsequent in der zweiten Person gehalten ist.
Nur weil es thematisch wichtig und relevant ist, bin ich dabeigeblieben. Belohnt werde ich im letzten Romanviertel durch eine Reise nach Uganda, der für mich beste Abschnitt.
Der Roman ist ein Beispiel für die Stärke des autofiktionalen Erzählens.
Das Hörbuch wird von Benito Baus gelesen und er ist ganz okay.
Warmherzige, ausbalancierte Autofiktion
Bewertung am 14.09.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Es braucht nicht viele Seiten und ich falle ich in den Text. Denn er ist verliebt, es ist schön, rosarot, ich verrutsche kurz kitschig mit. Der Ton schwingt schnell ins Moll. Er erzählt von seiner Suche nach Liebe, Nähe, Intimität, wie er sie nur kurz findet, in einer Schwärmerei, in ONS und von der Distanz, dem Alleinsein, in das er immer wieder gerät.
Sein Grundrauschen ist eine blockierte Trauer. Er war vier Jahre alt, als sein Vater mit Anfang 40 umkam, als er nach Uganda zurückkehrte und gegen Idi Amin kämpfte. Ein ebenso vibrierendes und wahrscheinlich wirkmächtigeres Grundrauschen ist Rassismus. Okwonga beschreibt rassistische Alltagserfahrungen, von der subtilen Omnipräsenz bis hin zu Bedrohungssituationen. Okwonga ist eine Schwarze öffentliche Person, die ihre Meinung sagt, eine Person, die auf Twitter sehr präsent ist, die über ihre Bisexualität redet. Der Preis ist Extra-Aufmerksamkeit von organisierten Rassist:innen.
Es geht immer nur um Liebe, ja darum geht es, immer nur. Okwongas Blick auf die Menschen ist warm, liebend, der Blick auf sich selbst nicht so sehr. Doch im Text wächst diese Liebe, sie wird klarer. Mit der Akzeptanz seiner eigenen Wege ist es ihm möglich, eine wichtige Leerstelle zu füllen. Er besucht Uganda und kommt etwas zur Ruhe.
Ich habe »Es ging immer nur um Liebe« an einem Nachmittag gelesen, ich konnte es nicht zur Seite legen. Der Text ist warm, nahe, hält eine gute Balance zwischen Schwere und Leichtigkeit, ist spannend und unterhält. Da verzeihe ich gern das Berlinsplaining im Hinterkopf, dass es für ein englischsprachiges Publikum geschrieben wurde. Bravo Musa Okwonga, ein rundes Buch, ich schließe mich Ed Sheeran an, ich bin Fangirl, bitte schreib mehr.
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Die inhaltlich Nähe zu Christopher Isherwoods "Goodbye to Berlin" liegt ziemlich auf der Hand. In beiden Werken kommt ein Ausländer nach Berlin, erliegt dem Sog und hat letztlich einen geteilten Blick auf die Stadt. Allerdings setzt sich Musa Okwonga stärker in den Focus als Isherwood, interessanterweise mit einer Du-Erzählperspektive, mit der er sich dann doch wieder in eine Distanz zu sich selber setzt.
Ebenfalls ein Unterschied: Isherwood hatte zwar eine Sprachbarriere, gehörte aber als weißer Mann der tonangebenden Gruppe an, während Okwonga als Schwarzer eine offensichtlichere Zielscheibe für Xenophobie ist.
Es geht allerdings nicht nur um Berlin. Es geht auch um Bisexualität und transgenerationale Traumata, Erfolg und Urängste. Wie so oft in der Kunst: Man muss nicht Okwongas Hintergrund haben, um einiges mitzunehmen von "Es ging immer nur um Liebe".
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Ein warmes, tief bewegendes Buch, das ganz dolle ins Herz geht. Eine Liebeserklärung an Berlin und die Menschen, die diese Stadt ausmacht.
Ein ganz besonderes Juwel!
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