Dieses eBook: "Jugend ohne Gott (Vollständige Ausgabe)" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen.
Jugend ohne Gott ist der dritte Roman des österreich-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth, erschien im Jahr 1937. Der Titel des Werkes "Jugend ohne Gott" drückt die Charakter-, Gedanken- und Lieblosigkeit der Jugend im Dritten Reich aus. Das Buch kritisiert die Zustände nach der Machtübernahme Hitlers. Da ist auf der einen Seite der Lehrer, ein Opportunist, der aus Angst davor, seinen Lebensunterhalt zu verlieren, nicht für seine moralischen Werte eintritt; auf der anderen Seite stehen die Kinder, die, ebenso wie ihre Eltern, die NS-Propaganda verinnerlichen, das eigenständige Denken aufgeben und sich von der Diktatur beherrschen lassen. Zur Inhalt: Ein Lehrer korrigiert gerade die Klassenarbeiten seiner Schüler. Dabei stellt er fest, dass der Schüler N sich sehr despektierlich gegenüber Schwarzen äußert. Er bemängelt dies, streicht es jedoch nicht an, weil er Schülern gegenüber nichts bemängeln könne, was offiziell in den Medien seines Landes verlautet wird. Er denkt in dieser Zeit über Gott. Er gesteht, dass er seinen Glauben im Ersten Weltkrieg verloren hat und nur noch vor anderen so tut, als ob er noch glauben würde. Am kommenden Schultag äußert er bei der Rückgabe der Klassenarbeiten an seine Schüler gegenüber N seine Meinung, dass Farbige auch Menschen seien. Der Lehrer, der Angst vor einer Disziplinarstrafe hat und keinen Gefallen an seinem Beruf mehr findet, geht am Abend in eine Bar und trifft dort in alkoholisiertem Zustand auf einen alten Lehrerkollegen, genannt Julius Cäsar. Er erklärt, dass die Seele des Menschen bald so unbeweglich sein werde wie das Antlitz eines Fisches.
Was wird das für eine Generation? Eine harte oder nur eine rohe?
Bewertung am 24.10.2017
Bewertungsnummer: 486643
Bewertet: eBook (ePUB)
Es ist nicht nur eine ganze Generation, gegen die er sich stellt - Schüler, Eltern, Offziere.
Es ist eine Weltanschauung, eine Ideologie, ein Glauben.
Ein Glauben, den er nicht vertritt.
Er kämpft, um sich nicht unterordnen zu müssen, seine eigene Meinung vertreten zu dürfen.
Er kämpft, um selbst denken zu dürfen, hinterfragen zu dürfen.
Aber er hinterfragt nicht nur den Glauben oder die Ideologie. Er hinterfragt auch die Religion, die Rolle des Staates und der Gesellschaft.
Er hinterfragt seine Existenz. Er hinterfragt das ganze Sein.
Er kämpft, bis er aufgibt. Bis er sich geschlagen gibt. Er kämpft, bis er nicht mehr kämpft.
Es ist das Bild einer verkorksten Jugend, die von Horvath hier beschreibt.
Einer Jugend, gnadenlos und eiskalt.
Einer Jugend, geblendet von falschen Ideologien und Rassenvorstellungen.
Geblendet von dem Glauben an die Überlegenheit der eigenen Rasse.
Und es ist das Bild eines Mannes, der es sich zur Gewohnheit gemacht hat, über andere zu urteilen (zurecht, bedenkt man seinen gesellschaftlichen Kontext), aber sich bald eingestehen muss, dass auch er nicht völlig ohne Schuld ist.
Dass vielleicht niemand völlig ohne Schuld ist. Und dass irgendwann der Moment kommt, an dem man sich fragen muss, wie man denn handeln möchte. Wie man denn sein möchte. Ob man weiter schweigen kann oder sich eingestehen muss, dass jeder Sklave seiner Handlungen und Entscheidungen ist.
Und dass der Moment kommt, kommen kann, an dem man sich beugt. An dem man aufgibt. Auch wenn man es nicht möchte, auch wenn es den eigenen moralischen Vorstellungen widerspricht. Es kommt der Moment, an dem man sich beugt.
Es ist eine klare, direkte Sprache mit der von Horvath die Entwicklung des Faschismus' der NS-Zeit beschreibt. Dabei kommt es durchaus auch vor, dass man lachen muss, weil man es einfach nicht glauben kann, dass erwachsene Menschen sich so leicht "verführen" lassen, einer Lüge so leicht aufliegen. Doch genau das war der Fall. Genau das war die Realität.
Und wenn man das begrifft, sich dessen bewusst wird, Seite um Seite, dann vergeht das Lachen ganz schnell, weicht dem Entsetzen darüber, wie so etwas passieren konnte.
Doch von Horvarths Buch ist so viel mehr als ein Anprangern der Kollektivschuld während des Regimes. Es ist vor allem ein Buch über die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, über die Rolle von Moral, von Verantwortung und Schuld.
Es ist ein Buch, welches immer wieder die eine Frage stellt: Soll ich schweigen, um mich selbst zu schützen oder sage ich die Wahrheit, obwohl ich mich dadurch selbst in Gefahr bringe?
Genau diese Frage ist es, die dieses Buch auch heute noch, obwohl bereits 1937 erschienen, mit einer Aktualität belegt, die seinesgleichen sucht.
Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklung und der Frage nach Anstand und Moral ist dieses Buch alles andere als ein eingestaubter Klassiker, sondern Pflichtlektüre und Lehre, wie man es nicht machen sollte.
Lehre, wie schnell sich einzelne Ansichten zu einem Kollektiv entwickeln können.
Lehre, wie schnell wir uns ihr hingeben, der Lüge, der Mutter aller Sünden.
Unglaublich, wie manche Bücher über Jahrzehnte - hier ist es schon fast ein Jahrhundert - aktuell, spannend und berührend bleiben. Dieses Buch gehört definitiv dazu!
Meiner Meinung nach ein eindringliches Buch, das die moralischen Konflikte eindrucksvoll beleuchtet. Obwohl die Sprache klar und präzise ist, finde ich das die Handlung stellenweise etwas distanziert wirkt, wodurch die emotionale Wirkung nachlässt. Dennoch ein lesenswertes Buch mit wichtigen Denkanstößen.
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