Wie soll und will ich leben? – Thoreau sucht eine Antwort auf diese Frage und zieht sich in eine Blockhütte am Walden-See zurück. ›Walden‹ ist das Buch dieses Experiments. Es bietet Wege zur Entschleunigung für alle, die sich nach Ruhe, Gelassenheit und bewusstem Nichtstun sehnen.
Anlässlich Henry David Thoreaus 205. Geburtstages habe ich mir ein Stück Weltliteratur aus seiner Feder vorgenommen - Walden.
Wie hättet ihr es ausgesprochen? Ganz ehrlich, ich dachte "Walden" sei ein deutsches Verb. Im Wald leben = Walden. Eine geniale Wortschöpfung! Es ist aber ein Ort an einem See und wird englisch ausgesprochen. Schade.
Es ist wohl eins der einflussreichsten Werke der amerikanischen Literatur, auf das noch heute SchriftstellerInnen Bezug nehmen, daraus in ihren Texten zitieren oder deren Erzählungen davon beeinflusst werden.
Die Geschichte ist autobiographisch und beschreibt 2 Jahre und 2 Monate (von 1945 - 1947), in denen Thoreau im Wald lebte, er war zu dieser Zeit 38 Jahre alt. Es sollte sein Versuch sein, einen alternativen Lebensstil zu erproben, bei dem er sich auf das Notwendige besinnt. Dieses Leben führte er keineswegs als Einsiedler, eher an der Grenze der Zivilisation.
Es ist kein so richtig strukturierter Bericht, es ist teils Monolog, Gedanken schweifen lassen und philosophieren, entstanden aus den Tagebüchern des Autors. Er war ein Fortschrittskritiker, verteufelte moderne Architektur als unnötig prunkvoll, ebenso das Postwesen, er habe nie einen wichtigen Brief bekommen, moderne Fortbewegungsmittel? Unnötig.
Er schließt nicht selten bei Kritik von sich auf andere. Dann wiederum spricht er von der Gattung Mensch, als würde er nicht dazu gehören, was einen arroganten und mitleidigen Ton an sich hat.
Er sagt, er schreibe dieses Buch nicht aus Egozentrismus über sich, sondern weil so viele Fragen an ihn über seine Zeit im Wald gerichtet wurden. In meinen Augen beantwortet er keine einzige klar und deutlich, er spricht in Gleichnissen und Beispielen und kommt nicht recht auf den Punkt.
In meinen Augen war der Autor nicht geringfügig soziopathisch veranlagt und das hat die Lektüre teils schwierig gestaltet, ich stimme ihm - mal abgesehen davon, dass er sich gerne auch mal selbst widerspricht - in Vielem nicht zu.
"Etwas anderes als Nahrung und Obdach braucht kein Tier." (S. 21)
Doch, auch die Tiere, die er beobachtet, leben organisiert in Gruppen oder Paaren und auch er hat gelegentlich Besuch.
Ich muss auch sagen, dass ich die Naturbeschreibungen sehr anstrengend fand, er dokumentiert nicht, er interpretiert in jedwedes Verhalten oder Geschehen etwas hinein, was ich absolut überzogen und teils übergriffig fand. ".. als würde.." - ".. wie wenn.." - ".. als wollte er.." - echt in jedem zweiten Satz, er dichtet Tieren, Pflanzen, sogar dem Wetter irgendwelche Absichten an.
Diese Ausgabe nun wird am Ende durch ein tolles Nachwort von Susanne Ostwald (nichts darüber gefunden, wer das ist) ergänzt, das meine Kritikpunkte ebenfalls aufnimmt. Es gesteht mir zu, dass ich Teile des Buches schwierig fand und ist kein Loblied auf Walden, sondern eine reflektierte Auseinandersetzung. Das hat mir sehr gefallen, denn trotz dass ich froh bin, es nun für mich einordnen zu können, begeistern konnte mich Walden nicht, da mir der Schriftsteller und seine Sicht der Welt größtenteils fremd blieb.
Das Buch ist ein Klassiker, aber in der vorliegenden eBook-Ausgabe nicht zu empfehlen. Offenbar hat kein Lektor das Buch korrekturgelesen, sodass sich zu viele Rechtschreibfehler im Text befinden. Zudem werden häufig Buchstaben mit anderen vertauscht, so dass es zu Sinnentstellungen kommt, beispielsweise Sund statt Hund.
Henry David Thoreau lieh sich 1845 von seinem Freund Alcott eine Axt. Das war der Anfang seines Experiments. Er lebte zwei Sommer und zwei Winter in einer Hütte am Waldenufer.
Sinnsuche trifft Abenteuer!
Toll!!!
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Ein Klassiker der Aussteiger-Literatur, aber in ökologisch sensiblen Zeiten wie unserer aktueller denn je. Ein Leben allein im Wald, zurück zu den Wurzeln - kann das funktionieren?
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