Wenn bei T.C. Boyle von "Good Home" die Rede ist, muss man auf alles gefasst sein: Ein Witwer legt sich eine Schlange zu, aber die Ratten, mit denen er sie füttern will, wachsen ihm so sehr ans Herz, dass er Dreizehnhundert von ihnen beherbergt. Eine Zwölfjährige soll vor Gericht gegen ihren alkoholkranken Vater aussagen; und plötzlich gibt es viele Wahrheiten. Eine betörende Frau lässt sich auf den Hundemann ein – kurz zuvor hatte sie ihm ihre Kätzchen anvertraut, doch was er mit denen vorhat, kann sie nicht ahnen. Der Bestsellerautor erkundet in seinen neuen Erzählungen, die dieser Band versammelt, die dunkle Seite der amerikanischen Seele – witzig, exzentrisch, unheimlich.
Wirklich unterhaltsame Kurzgeschichten, die man gut abends im Bett lesen kann. Humorvoll und etwas skurril; eben wie man es von T.C. Boyle gewohnt ist.
Bewertung am 17.07.2018
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
T.C. Boyles Stories sind schnell gelesen, doppelbödig, facettenreich und zynisch. Der exzentrische Autor führt den Leser tief ins Innere eines maroden Landes.
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T.C. Boyles letzter Roman "Die Terranauten" war zwar von der Konzeption her durchaus interessant, letztlich aber zu langatmig. Als ob sich der verdiente amerikanische Autor diese leise Kritik zu Herzen genommen hat, fasst er sich nun umso kürzer. Der schöne Effekt dabei: Seine Erzählungen kommen auf den Punkt und sind größtenteils angenehm ausbalanciert. Meist beginnen sie mit gewöhnlichen Situationen. Plötzlich bricht etwas in den Alltag hinein und bringt das Altbekannte durcheinander. Wie würden Sie reagieren, wenn Ihnen eines Morgens während der Pflege der Beete im Garten ein Tiger begegnet? Wie schafft es ein Transportfahrer, die für eine Transplantation bestimmte menschliche Leber rechtzeitig in ein OP-Zentrum zu bringen, wenn die Straße von einem Erdrutsch blockiert wird, und der Verkehr völlig zum Erliegen kommt? Ist es Zufall oder göttliche Fügung, der Menschen in ungewöhnliche Konstellationen hineinkatapultiert? Zumindest wissen sie nicht, wie ihnen geschieht. Plötzlich ist der Spuk vorbei und alles nimmt wieder seinen gewohnten Lauf. So betreibt ein Allgemeinarzt wieder seine Praxis; als ob nichts gewesen wäre. Zuvor war er jahrelang von einem schmerzunempfindlichen Jungen fasziniert, der sich letztlich todessicher aus dem dritten Stock stürzt, um seinen Freunden zu imponieren. Auch kehrt ein älteres Paar in das rund um Tschernobyl radioaktiv kontaminierte Gebiet zurück, um sein altes Leben wieder zu beginnen. Andererseits ändert sich das Leben der Protagonisten, nachdem ein alkoholisierter Vater seine zwölfjährige Tochter dazu nötigt, sich ans Steuer zu setzen, was einen Unfall zur Folge hat. Auch sieht das Leben eines venezolanischen Baseballstars und dessen entführter Mutter nach ihrer Befreiung anders aus als zuvor. In Boyles Geschichten passiert viel Aufregendes, was meist spannend und pointiert in Szene gesetzt wird. Der Leser begegnet vielen skurrilen Gestalten, die oft Außenseiter der Gesellschaft sind, was sie umso interessanter macht. Manch einer verwahrlost völlig oder beginnt nach tiefen Lebenseinschnitten kapriziöse Spleens zu entwickeln. Oft tauchen Tiere in Boyles Geschichten auf. Manchmal wirken sie wie schamanische Krafttiere; so als wollten sie eine geheime Botschaft vermitteln. Und manchmal kommt es sogar zu einem tödlichen Schlangenbiss. Andererseits stellen sie die Verbindung zu einem von Boyles ureigenen Themen her: der Ökologie und dem Umweltschutz. Es befinden sich jedoch nicht nur Killer, sondern auch ein paar Filler in diesem Erzählband. So sind die Erzählung über eine Klientin, die sich in einen Botoxarzt verliebt oder die Lügengeschichte eines Vaters, der den Tod seiner Tochter vortäuscht, eher durchschnittlich. Auch die Beschreibung zweier Sänger oder die Schilderung eines Angelausflugs auf hoher See laufen ins Leere. Summa summarum überwiegen jedoch die packenden Erzählungen, die oft eine pragmatische Nonchalance ausstrahlen und urplötzlich aus dem Nichts heraus zupacken können. Der Leser fragt sich am Ende erstaunt: Ist das gerade wirklich passiert?
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An dieser Kurzgeschichtensammlung erkennt man sofort den echten Literaten. Von der ersten Seite an war ich sprachlich überzeugt! Von Widersprüchen, entlaufenem Realitätssinn, der Abfolge von Ursachen bis zu ihrem unausweichlichen Ende und dem Abfinden mit dem Schicksal in jungen Jahren. Mein Favorit ist "Sin Dolor". Gehen Sie nicht daran vorbei!
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