Der findige Großvater mit seiner Firma, ein lebenshungriger Sohn und ein Enkel, der Stammhalter, der entführt werden muss: Zwischen diesen Generationen entspinnt sich die wahre Geschichte vom Niedergang einer Familie im 20. Jahrhundert, nicht durch den Krieg, der gut für die Geschäfte ist, sondern weil jeder für den anderen «nur das Beste» will. Alexander Münninghoff hat aus den vielschichtigen Beziehungen einer Familie, aus der versunkenen Welt zwischen Riga und Den Haag, einen zauberhaften, bewegenden Roman geschaffen.
Der niederländische Kaufmann Joannes Münninghoff führt im baltischen Riga an der Seite seiner schönen russischen Gattin Erica ein mondänes Leben. Allmählich bahnt sich ein Drama an, das mit dem Krieg seinen Lauf nimmt: Sein Sohn Frans geht zur Waffen-SS, der alte Herr setzt sich nach Den Haag ab. Weil Frans nicht zum Erben taugt, gerät der Enkel als Stammhalter ins Visier, doch seine Mutter flieht mit ihm nach Deutschland …
Alexander Münninghoff hat mit dieser wahren Geschichte eine große Familiensaga geschrieben. Mit wunderbarer Leichtigkeit lässt er seine Figuren lebendig werden, beschreibt mit wenigen Strichen unvergessliche Szenen, immer so, dass ein leises Donnergrollen im Hintergrund hörbar ist. Es kündigt nicht die eine große Katastrophe an, sondern die fast unmerkliche Auflösung von Beziehungen, Hoffnungen und Leidenschaften.
Der niederländische Autor Alexander Münninghoff, Journalist, Schriftsteller und Schachspieler lässt uns hier in seine Familienchronik eintauchen, die zum Teil bedrückende Details aufzuweisen hat. Eine Geschichte, die über mehrere Generationen ihre Netzwerke zieht und die hervorhebt, welche Auswirkungen es haben kann, wenn alle „nur das Beste“ wollen.
Im Zentrum der Familie steht der tonangebende Großvater des Autors – Joannes Münnighoff, der im baltischen Riga zu Wohlstand kommt. Mit seiner russischen Frau Erica führt die Familie ein angenehmes Leben, die Geschäfte laufen gut, der Zweite Weltkrieg treibt den Erfolg weiter voran. Doch obwohl das Baltikum gut fürs Geschäft ist, bleibt Joannes Münnighoff im Herzen Niederländer – und das verlangt er auch von seiner restlichen Familie, die er mit harter Hand und scheinbar gefühllos führt. Dabei merkt er erst spät, dass sein Sohn Frans dagegen rebelliert. Erst versteckt, danach ganz offen durch seine Zugehörigkeit zur Waffen-SS, stellt er sich gegen seinen Vater, der sich seinerseits nun verraten fühlt. Frans scheidet somit als Erbe des Familienunternehmens aus, was den Großvater veranlasst, seinen Enkel Alexander Münninghoff (den Stammhalter) ins Nachfolge-Visier zu nehmen. Als Alexanders Mutter mit dem Kleinen nach Deutschland flieht und es scheint, dass die beiden dem Netzwerk des Großvaters entkommen sind, greift dieser zu einer drastischen Maßnahme…
Der Autor (und Stammhalter) erzählt hier eine unglaubliche Geschichte über Intrigen, Verwicklungen, dubiose Machenschaften und langsames Zerbrechen einer Familie. Vielschichtige Familienstrukturen geben hier einen spannenden Einblick und lassen den Leser in eine besondere Atmosphäre eintauchen. Man versucht Handlungsweisen zu verstehen und auch Verständnis für den Großvater aufzubringen – der zu seiner Zeit ja dachte, das Richtige und Beste zu tun. Alexander und seine Mutter mussten beide vieles ertragen und können einem leidtun.
Alexander Münninghoff schaffte es mit dieser Familienchronik, eine spannende, fesselnde Geschichte zu schreiben, die ich sehr gerne gelesen habe. Zwischendurch eingeflochten findet man interessante historische Begebenheiten.
Gerne vergebe ich 4 Sterne für diese Romanbiografie.
Spannend und informativ!
monerl aus Langen am 26.07.2018
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Meine Meinung
Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte war mir klar, diese Familiengeschichte muss ich lesen! Die beiden unterschiedlichen Handlungsorte, Lettland und die Niederlande, übten einen zusätzlichen Reiz auf mich aus. Nachdem ich innerhalb ganz kurzer Zeit das Buch ausgelesen hatte, war ich sprachlos. Mir verschlug es regelrecht die Sprache, ob dieser ganzen Intrigen, Machenschaften, Unterdrückungen, Beziehungen, Machtausübungen und Geldgier, die sich bis in die 4. Generation ausdehnten und traurige Konsequenzen hatten. Ein “Familienkrimi”, wie er mir so noch nicht untergekommen ist.
Der Autor ist gleichzeitig der Titelgebende Stammhalter. Dieses Buch ist eine Familienkronik und gleichzeitig auch ein Teil Autobiografie, wobei der Fokus auf dem Großvater, Joannes Münnighoff, liegt. Der Enkel zeigt auf, wie der Großvater, der die Familie reich und groß werden ließ, stets seinen Willen durchsetzte und alle Stricke in der Hand hielt. Er vollführte das unglaubliche Künstück, auch durch den 2. Weltkrieg hindurch, die Geschäfte, den Familiennamen und das Überleben zu sichern.
Aber auch der Großvater, wie es bei vielen solch starken und sehr konservativ eigestellten Menschen gang und gäbe ist, kümmerte sich kaum um die Gefühle seiner Familienangehörigen. Sie hatten zu funktionieren, sollten ihren Teil zum Imperium leisten und gut war´s. Er merkte wohl zu keiner Zeit (oder es war ihm egal), dass sein Erstgeborener aufgrund dieser Bevormundung und des Desinteresses für eigene Wünsche, sein Leben lang gegen seinen Vater rebelliert hat.
“Du bist Niederländer. […] Aber in ihm wehrte sich alles gegen das Niederländersein. Zu diesem blöden Land mit seinen uninteressanten Menschen wollte er nicht gehören, da war er sich sicher.” (S. 30)
Diese Abneigung gegen alles, das mit den Niederlanden zu tun hatte ging schließlich so weit, dass sich Frans bei der Waffen-SS einschrieb und für diese im Russland-Feldzug als Russisch-Dolmetscher des Regimentsstabs eingesetzt wurde. Gegen den niederländischen Vornamen seines ersten Enkels wetterte er so lange, bis dieser durch eine sehr teure Namensänderung von Michiel in den deutschklingenden Namen Michael geändert wurde.
Frans fühlte sich von seinem Vater nie angemessen behandelt und wertgeschätzt, permanent mich sich selbst beschäftigt, war er leider nicht in der Lage seinem Sohn ein liebevoller und an ihm interessierter Vater zu werden.
Doch nicht nur auf Frans, den Erstgeborenen, wirkte sich das Handeln des Großvaters negativ aus. Auch seine beiden anderen Söhne und eine Tochter schafften es nie ganz ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen und zu gestalten. Als der alte Herr 1954 gestorben war, war es zu spät. Die Kinder waren zerstritten und es gab kein zurück mehr. Familien waren auseinandergerissen und die Zeit zu weit fortgeschritten.
Während der erste Teil vom Großvater und seinem Einfluss auf die Familie, die Politik und den Geschäftsberbindungen handelt, widmet sich der Autor im zweiten Teil seiner Mutter Wera und im dritten und letzten Teil seinem Vater Frans. Traurige Geheimnisse werden aufgedeckt, durch die Alexander Münninghoff sein Leben und die Beziehung zu seinen Eltern reflektiert. Vieles war passiert, mit dem der ursprünglich auserkorene “Stammhalter” fertig werden musste. So viel Leid machte mich sehr traurig und ich fragte mich, wie der Autor das alles “heil” überstehen konnte.
In dieser Familien-Biografie legt Alexander Münninghoff vieles offen. Konsequent und erbarmungslos spricht er über Verfehlungen und illegale Geschäfte, die in ca. 80 Jahren Familienkronik aufgelaufen sind. Als Leser bekommen wir Informationen über politische Verflechtungen und Intrigen, von denen wir uns kaum vorstellen können, dass es sie so gegeben hat. Sehr deutlich wurde mir, wie weit ich als “normaler”, einfacher Mensch von solchen elitären Kreisen weg bin und wie froh ich darüber sein kann.
Fazit
Dieses Buch hat mich fasziniert, erschreckt, abgestoßen, traurig und sprachlos gemacht. Es zeigt sehr gut auf, wie wichtig eine emotionale Bindung von Familienmitgliedern ist und was passiert, wenn es diese nicht gibt. Sehr schön können Fehlentscheidungen und die Konsequenzen daraus abgelesen werden. Das Buch zeigt auch anschaulich, wie vernachlässigte, (charakterlich) schwächere Menschen sich für fanatische Ideologien begeistern lassen. Es ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend! Absolute Leseempfehlung für Liebhaber von Familienkroniken, Familiengeschichten und Biografien! Zudem gibt es einen tollen Einblick in das Lettland vom frühen 20. Jahrhundert und was durch den 2. Weltkrieg passiert war und warum. Das alles aus Sicht eines Niederländers. Wunderbar!
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Was für eine schillernde Familiengeschichte, in den Niederlanden bereits ein Bestseller – sie beruht auf wahren Begebenheiten! Eine derart mitreißende Geschichte wie sie nur das Leben selbst schreiben kann. Alexander Münninghoff (74 Jahre alt) beschreibt die Geschichte seines Großvaters, Vaters und letztlich seine eigene, denn er ist der „Stammhalter“. Er soll das Ansehen der niederländischen Familie wiederherstellen, das während des Zweiten Weltkriegs doch starke Kratzer bekommen hat. Er ist derjenige, auf dem die Hoffnung ruht.
Schonungslos offen, teils ironisch-amüsant wirft der Autor einen kritischen und unterhaltsamen Blick auf seine Familie vor dem historischen Hintergrund des 20.Jahrhunderts. Gehört auf jeden Fall auf die Lese-Liste für dieses Jahr!
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... und genauso unruhig geht es in der Familie Münninghoff zu. Der Großvater, ein Geschäftsmann aus den Niederlanden macht mit großem Geschick in Lettland ein Vermögen. Nach der kriegsbedingten Rückkehr in die Niederlande muss er alle Register seiner teileweise dubiosen Kontakte ziehen, um das schwarze Schaf der Familie, seinen mit den Nazis verbundenen Sohn aus der Schusslinie zu ziehen. Seine ganzen Hoffnungen ruhen auf den Enkel Alexander als Stammhalter. Der steht bei all den Konflikten seiner Verwandten zwischen den Fronten und sieht staunend dem Treiben der Erwachsenen zu.
Münninghoff gelingt es, die Geschichte seiner ungewöhnlichen Familie mit kritischer Distanz und einer gehörigen Portion Ironie elegant und unterhaltsam zu erzählen.
Ein tolles Portrait dieser Epoche.
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