Geschichte, die unter die Haut geht: Behutsam und bewegend erzählt Renate Ahrensʼ Roman von einem dramatischen Flucht-Versuch aus der DDR in den 70er-Jahren, einer große Liebe und einer zweiten Chance.
Die bewegende Autobiografie des Schriftstellers Frank Hollmann sorgt in ganz Deutschland für Schlagzeilen, berichtet sie doch von einem dramatisch gescheiterten Flucht-Versuch aus der DDR in den 70er-Jahren. Den diversen Besprechungen und Experten-Runden kann irgendwann auch Irina Lohrisch nicht mehr aus dem Weg gehen, obwohl sie es nach Kräften versucht. Denn für Irina ist Frank nicht irgendein Schriftsteller, und er beschreibt nicht irgendeinen Flucht-Versuch – diese Geschichte ist ihre Geschichte, die Geschichte der Liebe ihres Lebens. Und das Zeugnis eines bitteren Verrats. Oder kann es mehr als nur eine Version von Wahrheit geben?
Die Hamburger Autorin Renate Ahrens besticht durch ihre schnörkellose und eindringliche Sprache mit einem Roman, der zutiefst bewegt. Wie schon in ihren Büchern »Das gerettete Kind« und »Alles, was folgte« wird auch in »Der andere Himmel« unsere jüngere Geschichte greifbar als das Schicksal einzelner Menschen.
Irina wollte einst aus dem Osten fliehen, doch ihre Flucht ist missglückt. Die Haft hat bis heute Spuren in ihrem Leben hinterlassen, die sie tief geprägt haben. Keiner weiß, was damals wirklich passiert ist.
Da entdeckt sie die Autobiografie von Frank Hollmann, dem Mann, der mit ihr die Flucht wagte. Doch seine Schilderungen sind nicht die Geschichte, die Irina erlebt hat. wie kann es sein, dass zwei Menschen, die das gleiche getan haben, zwei völlig unterschiedliche Geschichten daraus entwickeln ?
Irina bleibt nur eine Möglichkeit - sie muss herausfinden, was damals wirklich passiert ist...
"Der andere Himmel" erzählt die Lebensgeschichte von Irina, die nach einer missglückten Flucht aus dem Osten im Gefängnis Hohenschönhausen gebrochen wurde und diese Narben ein Leben lang behält. Gezeichnet von den Ereignissen hat sie es nie geschafft, ihrem Mann und ihrer Tochter zu erzählen, was damals wirklich geschehen ist.
Die Autobiografie ihres damaligen Freundes wirft sie noch mehr aus der Bahn und ihre heimliche Reise zu ihm nach Italien soll endlich Klärung verschaffen.
Die Autorin erzählt relativ unaufgeregt und mit manchmal recht knappen Sätzen, wie sich der Blickwinkel auf die Ereignisse verändert und lässt den Leser die zwei Seiten der Wahrheit erkennen.
Es fehlt mir an Leidenschaft und Gefühl, die das Geschehene dem Leser nahe bringen, denn so, wie es Renate Ahrens hier rüberbringt, wirkt es fast nüchtern und rational erzählt. Irina und auch Frank können den Leser nicht emotional abholen und deswegen bleibt man leider außen vor, betrachtet die Geschichte wie durch eine Art Glaswand, die einen von den eigentlich ergreifenden und aufwühlenden Ereignissen fern hält.
Die Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind leider nicht immer deutlich für den Leser erkennbar und so muss man immer sehr genau aufpassen, in welcher Zeitform man sich gerade befindet, um der Handlung folgen zu können.
Nach und nach klärt sich auf, was damals wirklich geschehen ist und es ist deutlich zu spüren, dass die Arme der Stasi sehr langgewesen sind und auch 30 Jahre nach dem Mauerfall noch Schaden anrichten können, obwohl es diese Institution gar nicht mehr gibt....
Das offene Ende versöhnt leider auch nicht mit dem Buch, denn es lässt einfach zu viele Fragen ungeklärt im Raum stehen.
Die Idee zum Roman ist richtig gut, bietet viel Potential für eine mitreißende Geschichte. Die Umsetzung scheitert aber an der sachlichen und nüchternen Erzählweise, die dem Buch den Wind aus den Segeln nimmt.
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