Manchmal kommt alles ganz anders. Am Ende ist es keine Schlacht der Mächtigen und auch nicht der Klimawandel, der das Antlitz der Welt unwiederbringlich verändert. Es ist ein Meteorit, Krishna genannt, der die Menschheit erledigt - und das gründlich.
Die 26-jährige Kore hat jedoch überlebt. Ob das wirklich ein Glück ist, weiß sie nicht, zu groß ist die Verzweiflung und zu gespenstig die neue Welt. Während sie um jeden einzelnen Menschen trauert, den sie jemals kannte, kämpft sie fortan Tag für Tag um ihre Existenz. In ständiger Gefahr, zu verhungern oder zu erfrieren, verstrahlt oder verschüttet zu werden, beginnt die junge Frau eine strapaziöse Reise. Die Suche nach erträglichen Klimabedingungen, Nahrung und anderen Überlebenden führt sie quer durch die Welt. Kann sie es schaffen? Und sind andere Menschen in der neuen Welt wirklich etwas Gutes?
Die interessante Reise durch eine postapokalyptische Welt
books and phobia aus Halle am 20.04.2021
Bewertungsnummer: 1478913
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Da ich einen Hang zu Dystopien habe und dabei auch gerne mal zu einem postapokalyptischen Roman greife, sprach mich dieses Buch einfach an. Vollends begeistert war ich dann aber von der Kurzbeschreibung, welche zwar die alte bekannte Gefahr durch einen Meteoriten beschrieb, aber eben auch hinterfragte, ob eine Welt danach wirklich noch durchstehbar ist.
Gleich zu Anfang lerne ich dabei Kore kennen, welche bereits die Apokalypse hinter sich hatte und einen Weg suchte, wieder ins Leben zu finden. Doch Moment, hieß es nicht, man darf die Apokalypse miterleben? Darf man auch. Im Laufe des Buches wechselte man vermehrt zwischen dem Heute und dem Früher. Dies fand ich unglaublich spannend, da sich die Geschichte dadurch nicht nur selbst erklärte, sondern auch offenbarte, wie wir Menschen mit der Mitteilung, dass eine Auslöschung der Welt bevorstehe, umgehen würden. Von Nachrichtensperren, über Panik, Selbstmorde & Co. durfte man hier wirklich alles erleben und es war einfach unglaublich. Es fühlte sich unglaublich echt an und war dadurch auch sehr emotional.
Doch die Geschichte fing nach dem Weltuntergang erst einmal so richtig an und bescherte mir ein Abenteuer, das mich tief in die Psyche des Menschen sehen ließ. Immerhin hieß es nun überleben, was bei giftigen Regen und kaum vorhandenen Lebensmittel schon sehr hart ist. Um so erstaunter war ich von Kore, welche einen unglaublichen Lebenswillen besaß. Aber auch sonst war sie eine sehr sympathische Person, die clever war und nur bei Themen wie „für Nachwuchs sorgen“ etwas arg pampig reagierte. Ich verstand ja die Ansicht, dass jede Frau selbst entscheiden sollte, wann und ob sie Kinder haben wolle. Aber freundlichen Leuten gegenüber so aus der Haut zu fahren und ihnen Vorwürfe zu machen, stand ihr überhaupt nicht.
Wo ich schon bei unangenehmen Dingen bin, möchte ich noch 2 Anmerkungen machen, was mir im Buch fehlte bzw. mich verwirrte. Zum einen wäre da die Monatsblutung, welche nicht einmal angesprochen wurde. Klar, dies wird gerne weggelassen, aber wenn man Themen wie Kinder bekommen anspricht, hätte aus meiner Sicht dieses Thema auch mit angesprochen werden müssen. Das andere war die enorme Tragkraft von Kore. Klingt komisch, aber da wir hier einen Roadtrip nach einer Apokalypse erlebten, hieß es natürlich viel Laufen und alles einsammeln was es eben zu sammeln gab. Doch Kores Rucksack, nebst Trolley konnten nicht nur enorme Mengen aufnehmen, sondern verursachten bei Kore auch keinerlei Probleme. Rückenprobleme, Abdrücke der Riemen oder gar völlige Erschöpfung gab es einfach nicht und das fühlte sich einfach falsch an.
Trotzdem muss man zugutehalten, das sich die Autorin über das Thema Apokalypse unglaublich gut informiert hatte uns auch sonst sehr viel recherchierte, um eine möglichst realistische Welt zu erstellen. Und das hat sie mit Bravour geschafft. Trotz kleiner Makel kann ich dieses Buch wirklich nur empfehlen.
Was für ein spannender Roadtrip. Nina Casement erschuf mit „Wild Card“ eine wirklich unglaublich realistische Apokalypse, welche man ab der ersten Seite nur gebannt verfolgen kann. Besonders bemerkenswert fand ich dabei die Einbindung der menschlichen Psyche und wie unterschiedlich sie reagieren kann. Ja, es gab auch ein paar Kritikpunkte, aber empfehlen würde ich das Buch trotzdem jeden, der eine richtig gute Dystopie erleben möchte.
Schon aus Nina Casements erstem Roman kannte ich ihre ruhige, auf die passende Atmosphäre bezogene Erzählart. Und auch in "Wild Card" liegt der Fokus vor allem auf der Stimmung des Geschehens, was man mögen muss. Mir jedenfalls gefiel die ruhige, aber dennoch stimmungsvolle Geschichte total gut!
Kore überlebt einen Meteoriteneinschlag, der die Erdoberfläche nachhaltig verändert, nur durch viel Glück in einem Bunker. Als sie sich nach Monaten der Einsamkeit wieder an die Oberfläche traut, ist alles verwüstet und von anderen Überlebenden erstmal keine Spur. Im Versuch, zu überleben, macht Kore sich auf den Weg, andere Menschen und eine neue Heimat zu finden.
Man begleitet Kore - und ihre zweite Persönlichkeit Chloe, die aus der Einsamkeit unter der Erde entstanden ist - auf dem Weg durch Europa bis nach Afrika. Nina Casement gelingt es dabei, ein anschauliches und realistisches Bild der Erde nach dieser verheerenden Katastrophe beim Leser zu erzeugen. Man sieht die ganze Zeit über die karge, zerstörte Landschaft vor sich und wandert quasi gemeinsam mit Kore durch die neue Welt. Hauptaugenmerk liegt auf dem Überleben, denn Nahrung und Medikamente sind knapp. Fast alle Tiere und Pflanzen sind tot und auch die meisten Menschen sind entweder beim Einschlag oder in der Zeit direkt danach gestorben. Immer wieder stolpert Kore über Leichen, entdeckt nur selten andere Überlebende. Ihre Reise ist wenig actionlastig, dafür umso bedrückender und man bangt ein ums andere Mal mit Kore mit und ist fasziniert, wie lange ein Mensch mit wenig bis gar keiner Nahrung auskommen kann.
Entsprechend wenige Dialoge gibt es im Roman. Das Geschehen wird aus Sicht von Kore erzählt, gelegentlich unterbrochen durch bissige Kommentare von Chloe. Aber genau das unterstützt den Eindruck der Einsamkeit noch zusätzlich.
Um den Handlungsverlauf etwas aufzulockern, wechseln sich zudem zu Beginn zwei Erzählzeiten ab: Kores aktuelle Lage und der Beginn der Krise, wo auch auf den Einfluss der Medien und dem Handeln der Politik vor dem Einschlag eingegangen wird. Beide Erzählstränge laufen irgendwann zusammen. Mir gefiel die Abwechslung gut, da dadurch nicht zu viele indirekte Rückblenden eingebaut wurden und man nicht das ganze Geschenhen von Anfang an "durchkauen" muss.
Soweit ich das beurteilen kann, waren die Handlung und die einzelnen Geschenhnisse gut recherchiert und nachvollziehbar beschrieben. Nichts wirkt an den Haaren herbeigezogen oder übertrieben. Und das macht den Roman so authentisch und fesselnd. Man ist als Leser*in einfach froh, nicht in so einer Situation zu stecken - merkt aber zeitgleich, wie schnell das Leben auf der Erde komplett auf den Kopf gestellt werden kann.
Wie eingangs gesagt, muss man die ruhige Erzählart mögen, manchen werden sicherlich die Action oder die Zombies fehlen (oder beides). Aber wer sich auf die Handlung einlassen kann, wird eine bedrückende, realistische und dennoch hoffnungsvolle Geschichte über ein junges Mädchen, das über sich selbst hinauswächst, zu lesen bekommen.
Wir nutzen Ihr Feedback, um unsere Produktseiten zu
verbessern. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen keine Rückmeldung geben können. Falls Sie
Kontakt mit uns aufnehmen möchten, können Sie sich aber gerne an unseren Kund*innenservice wenden.