Tamara Hayle hat ihren Job als Polizistin an den Nagel gehängt, ihrem Ehemann DeWayne den Laufpass gegeben und schlägt sich alleine als Privatdetektivin auf dem harten Pflaster von Newark, New Jersey, durch. Doch DeWayne, Vater ihres Teenagersohnes Jamal, meldet sich spätestens, wenn er in Schwierigkeiten ist. Terrence, sein Sohn aus einer anderen Beziehung, ist ums Leben gekommen. Nun fürchtet Tamara um ihr eigenes Kind: »Wenn wir abwarteten, bis die Polizei die Sache in die Hand nahm, würde Jamal sterben.«
Im Amerika der Neunziger muss die Privatdetektivin Tamara Hayle sich und ihren Sohn alleine durchbringen. Die Story beginnt mit ihrem Exmann DeWayne, der sich bei ihr meldet. Zwei seiner Söhne sind tot und er vermutet Mord. Tamara ist alamiert, denn DeWayne ist auch der Vater ihres Sohns.
Von hier aus entwickelt sich ein klassischer Krimi, allerdings mit einer schwarzen Frau als Detektivin, die auch in einer schwarzen Community auf der Suche nach dem Mörder ist. Dabei ermittelt sie offen in alle Richtungen. Verdächtig sind erstmal alle: ihr Exmann selbst, seine neue Frau oder auch der Mann, mit dem Tamara überlegt eine Affaire (oder mehr) anzufangen.
Beim Lesen fällt mir neben der Geschichte auf, dass die Geschichte tatsächlich in einer anderen Zeit spielt. Nicht nur, dass Tamara nicht googlen kann oder mit ihrem Handy telefoniert. Der ganze Erzählfluss der Story ist langsamer und erinnert eher an alte Columbo-Folgen als an aktuelle Krimis. Aus heutiger Sicht ist die Geschichte "entschleunigt", es werden auch mal Sätze wiederholt und viel gegrübelt, wer warum verdächtig oder nicht verdächtig ist. Erst auf den letzten Seiten, wenn das Rätsel gelöst ist, kommt es zum Showdown und das Tempo zieht an.
"Ein Engel über deinen Grab" ist für Fans von klassischen Krimigeschichten geschrieben, die den Gegensatz zu heutigen Thrillern (weniger Tempo, weniger Gewalt, weniger blutige Beschreibung, weniger alkoholabhängige männliche Ermittler) schätzen und die dennoch etwas Besonderes suchen. Ich kenne zwar vereinzelt Krimis, bei denen Frauen die Hauptrolle spielen, aber keine anderen, die in einer schwarzen Community angesiedelt ist.
klasse Auftakt einer super Krimiserie!
Bewertung aus Oberursel am 28.10.2021
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Als ich das Buch gesehen habe, war ich überrascht und erfreut: die Krimireihe um die Privatdetektivin Tamara Hayle wird augenscheinlich gerade neu aufgelegt. Ich hab einige der Bücher in den 90ern gelesen und geliebt, also war klar, ich bin hier wieder dabei , vor allem, wenn es von Beginn an los geht. Diesen ersten Fall kenne ich nämlich noch nicht (und an die anderen kann ich mich auch nicht mehr so getreu erinnern, sprich, wenn die nun neu herauskommen, muss ich sie mir zulegen!). 1994 ist dieser Band damals herausgekommen, 8 Stück gibt es, und 7 wurden auch ins Deutsche übersetzt.
Tamara Hayle ist Kult: sie ist alleinerziehende Mutter eines 14jährigen Teenies, Jamal, ehemalige Polizistin, nun selbständige Detektivin. Chronisch klamm bei Kasse, chronisch gestresst, super tough, clever, smart, aber trotz aller Stärke auch immer wieder verletzlich und liebenswert. Als schwarze Frau in Newark ist sie Rassismus und Sexismus gewohnt und kämpft beständig dagegen an. Sie ist, ich wiederhole mich, eine starke Frau.
Hier im ersten Band hat sie nun einen sehr persönlichen Fall zu bearbeiten. Ihr Ex-Gatte De Wayne hat ein Problem, oder besser gesagt, er sitzt in einer Katastrophe. Der gute Mann hat 5 Söhne von 5 Frauen, und eigentlich ist Tamara froh, wenn sie ausser seinen monatlichen Unterhaltsschecks nichts von ihm sieht. Doch nun sterben die Söhne De Waynes in recht kurzen Abständen, und Tamara fürchtet um ihr eigenes Kind. Vordergründig scheint es sich um Unfälle zu handeln, aber schon bald ist klar, hier geht es um viel mehr. Und schon sehr bald wird es brandgefährlich für Tamara. Ihr Ermittlungen führen tief in die Vergangenheit, und aus diesen Verstrickungen kommt sie so schnell nicht ungeschoren wieder heraus….
Der Fall ist superspannend, ich hab das Buch fast in einem Rutsch gelesen. Hier ist alles dabei: ein echt guter Plot, mit unvorhersehbaren Verstrickungen, viel Action, und glaubwürdige Charaktere, die durch Höhen und Tiefen gehen. Ich kaufe der Autorin ihre Stories immer komplett ab, das ist einfach real.
Was ich jetzt, beim Lesen 2021 auch interessant fand, war die Ermittlungsmethode im prä-Internetzeitalter. Auf die Schnelle mal jemanden zu googeln ist nicht drin, Handies gab es auch noch nicht, zumindest nicht für jedermann, und ich habe mit einem Lächeln gelesen, wie Tamara ihre Notizen im PC auf Diskette abspeichert – und das ging auch alles, man glaubt es kaum .
Was mir auch aufgefallen ist: heutzutage wird man dieses Buch (und die anderen Bände der
Reihe natürlich auch) wohl auch unter einem anderem Gesichtspunkt lesen. Es ist auch ein interessantes gesellschaftliches Portrait im Amerika der 90er aus der Sicht einer schwarzen Frau, bzw. Familie. Was Jamal so an Diskriminierung und Rassismus abbekommt, ist total krass – aber wohl Alltag eines schwarzen männlichen Teenagers. Zumindest an gesellschaftlichen Brennpunkten. Das gibt auch noch mal „food for thought“, ganz nebenbei gesagt.
Alles in allem ein echt cooler Krimi, den ich gerne weiterempfehle!
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