Drama meets Hörspiel
Was passiert wenn die Sprecher einer beliebten Detektiv-Jugend-Hörspielreihe der Siebzigerjahre selbst in ein unglaubliches Abenteuer verwickelt werden und die Detektivdarsteller auf einmal selbst zu Detektiven werden müssen?
Während der Produktion eines Hörspiels verschwindet eine Sprecherin und hinterlässt einen rätselhaften Trümmerhaufen. Die Darsteller der »3 Schnüffler« stehen plötzlich vor der Aufgabe, in die Rolle ihrer Rollen zu schlüpfen und ein immer seltsamer werdendes Geheimnis aufzuklären. Die Grenzen zwischen Hörspiel und Realität beginnen nach und nach zu verschwimmen. Wie in einem Rausch treiben Kogler, Rötzer und Balasz durch das München von 1976 und geraten in ein verwirrendes Spiel aus Vergangenheit, Zukunft, Freundschaft und Wahnsinn.
Zu dem Roman entsteht ein original Hörspiel, das über einen QR-Code abrufbar sein wird.
Zuerst wurde ich gecached durch den "Die Drei Fragezeichen" - Look und das integrierte Hörspiel, aber dieses Buch ist so viel mehr!
Bewertung am 12.12.2022
Bewertungsnummer: 1842080
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Selbstmordhunde ist ein Kriminalroman der ganz besonderen Sorte für mich. Wie das Cover schon verrät dreht sich das Buch um die Zeit der Kasetten und Hörspiele in den 70ern. Hauptperson ist Heinrich, ein griesgrämiger Synchronsprechert. Er spricht für die Detektivhörspielreihe "Die drei Schnüffler" den sympathischen Jeff, im realen Leben ist er aber genau das Gegenteil: Hasst seinen Job, seine Kollegen und eigentlich alles andere auch und braucht morgens ein bis drei Bier, um in den Tag starten zu können. Das ändert sich schnell, als Renate zu den Synchronsprechern hinzustößt. Heinrich und Renate verstehen sich schnell sehr gut, so gut sogar, dass Heinrich ihr seine dunkle Familiengeschichte erzählt. Kurz darauf verschwindet Renate urplötzlich und unabgemeldet. Die Synchronsprecher der drei Schnüffler geraten in einen echten Kriminalfall und zögern wie ihre Rollen nicht, es mit ihm aufzunehmen.
Das besondere an dem Roman ist, dass das Hörspiel, das die Synchronsprecher im Laufe des Romans aufnehmen, als Kasette oder per QR Code angehört werden kann. Da kommen echte "Drei Fragezeichen" - Gefühle auf, die mich sofort nostalgisch werden ließen!
Das Buch ist definitiv eines meiner Favoriten des Jahres. Ich habe mit jeder Seite mitgefiebert und werde es auf jeden Fall weiterempfehlen!
Wie sieht wohl das Leben eines Synchronsprechers jenseits seiner Rolle aus? Vor allem dann, wenn er seine Stimme viele Male ein und derselben Figur in einer Hörspielreihe geliehen hat? Legt man den Mantel der Rolle am Ende des Tages ab oder nimmt man die Figur als eine Art Alter-Ego mit nachhause?
Florian Scherzen scheinen diese Fragen für seinen Roman "Selbstmordhunde" angetrieben zu haben. Und ganz deutlich hat er sich auch von den Hörspielhelden der Drei ???, TKKKG und Die Fünf Freunde beeinflussen lassen. Heinrich verleiht einem der drei Jungs von "Die drei Schnüffler" seine Stimme. Neben der eigentlichen Romanhandlung, in der es zunächst um Heinrichs Hadern mit dem Leben und dann um eine unverhoffte Begegnung geht, werden immer wieder geschickt Teile des aktuellen Hörspielmanuskriptes eingebunden. Die Dialoge, die Erzählerteile, das Setting - alles ist so gut dem Original nachgeahmt, man könnte es glatt in eine der genannten Serien hineinschneiden. Auffallen würden höchstens die merkwürdigen Namen. Und so kommt schon bald das heimlich-nostalgische Gefühl auf, das an die Zeiten auf dem Kinderzimmerboden vor dem Kassettenrekorder erinnert (übrigens gibt es den Roman tatsächlich auch auf Kassette und als Download!).
Auch wenn die ersten 50 Seiten stellenweise etwas zäh sind, nimmt die Handlung bald Fahrt auf - spätestens wenn die neue Kollegin des Trios plötzlich verschwindet - und Heinrich samt Kollegen auch in seiner Realität mit den Ermittlungen beginnt. Die Parallelen sind hier ebenfalls gekonnt gezeichnet. Besonders unterhaltsam: Die Figuren und ihre Sprecher unterscheiden sich wie Feuer und Wasser. Hin und wieder fragt man sich, wie es denn sein kann, dass die drei ihre fiktiven Charaktere so überzeugend spielen können.
Etwa ab der Hälfte lässt die Roman aber deutlich nach. Denn hier wird deutlich, dass Scherzer zu viele Ideen in einen Roman verpacken wollte. Das Skript des Hörspiels endet deutlich früher als der Roman selbst, um die Tonaufnahmen geht es dann nur noch am Rande. Stattdessen kommen Science Fiction Elemente und die deutsch-deutsche Geschichte ins Spiel. Es wird mit verschiedenen Wahrnehmungsebenen gearbeitet. Die vielen losen Ende werden dann leider nur noch sehr lieblos zusammengefügt. Das geht nur auf, weil reihenweise neue Figuren auftauchen. Schade - hätte man der Anfangsidee etwas mehr Raum gelassen, wäre das ein richtig unterhaltsames Buch geworden.
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