In Glendale, einem industriellen Stadtteil von Los Angeles arbeitet der schüchterne und etwas verschrobene „Chester“ Hoseok Yoon als Designer von Postern und Punk-Band-Covern. Die Fotos dafür schießt er mit der alten Leica seines verstorbenen Vaters. Ein Fotoreporter, der, wie Chesters Mutter glaubt, „die Wahrheit“ sehen konnte und sterben musste, weil er durch die Linse der Kamera festhielt, was ansonsten verborgen geblieben wäre. Den beißenden Geruch der Entwicklerflüssigkeit noch in der Nase, entdeckt Chester auf den Bildern eine verstörende neue Realität, die nur seine Kamera sehen kann. Seine Fotos zeigen ihm Dämonen, groteske Kreaturen, die Lebensenergie anderer verschlingen, während sie nach außen hin menschlich scheinen. Doch Chester sieht sie, enttarnt durch die Linse seiner Kamera. Er hat „das Auge“. Dann reißt ihn der plötzliche, gewaltsame Tod seines besten Freundes hinab in einen Strudel aus Drogen, Gewalt und bizarren Visionen. Jeremy White ist Detective beim LAPD, zwei Jahre vor dem Ruhestand, er ist müde. Er will Ruhe. Er will mehr Zeit für seine Frau und bald vielleicht sogar für seine Enkel. Doch diesen Herbst lässt Captain Lorna Grey ihn noch nicht gehen. Eine tödliche neue Droge ist aufgetaucht, verteilt von skrupellosen Gangs. So viele Morde, so viel Leid. Es wird ein heißer Herbst in LA. Für sie alle. Jeremy und Chester kämpfen beide gegen Dämonen – in der Stadt der Engel und in sich selbst. Doch sie stehen in einem unerbittlichen Wettlauf gegen die Zeit auf unterschiedlichen Seiten.
Düsterer Thriller um einen jungen Mann im verzweifelten Kampf gegen innere und äußere Dämonen
ech aus Bochum am 04.05.2022
Bewertungsnummer: 1706650
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Mit seinem dritten Buch legt der Autor Matthias Clostermann einen eher düsteren Thriller vor, der uns in die dunklen Ecken von Los Angeles entführt.
Dort schlägt sich der etwas verschrobene „Chester“ Hoseok Yoon als Designer von Postern und Punk-Band-Covern durch. Als er eher aus Zufall die alte Kamera seines früh verstorbenen Vaters wiederfindet, erinnert er sich an die Erzählungen seiner Mutter, das sein Vater durch die Linse dieser Kamera die Wahrheit sehen konnte und deshalb sterben musste. Kurz darauf entdeckt er selbst auf den Fotos, die er geschossen hat, groteske Gestalten, die den Menschen die Lebensenergie stehlen. Hat er die Fähigkeiten seines Vaters geerbt und ist der Einzige, der diese Dämonen noch aufhalten kann ? Auf seinem Feldzug gegen das Böse kreuzt er den Weg des ausgebrannten Detective Jeremy White vom LAPD, der mit seinem Partner Barry auf eine tödliche neue Droge angesetzt wird, die die Stadt gerade überschwemmt.
Mit einem packenden Schreibstil treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und erzählt sie in weiten Teilen aus der Perspektive seiner Hauptfigur, der hier auch als Ich-Erzähler fungiert. Dabei beginnt man schnell an seinen Wahrnehmungen zu zweifeln. Haben wir es hier wirklich mit einer echten Bedrohung zu tun, oder schlägt sich Chester eher mit inneren Dämonen herum, die ihn immer tiefer in einen Wahn hineintreiben ? Schnell entwickelt sich eine unheimliche Sogwirkung, die einen beim Lesen mit jeder Seite tiefer in den Bann der Geschichte zieht. Das der Autor seit Jahren im Film- und Entertainmentbereich arbeitet, merkt man seinen bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino permanent auf Hochtouren laufen lassen, jederzeit an. Getragen wird das Ganze zudem von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Das konsequente und schonungslose Ende bietet zwar eine durchaus schlüssige Auflösung, lässt aber auch noch einige Fragen offen. Dies kann den absolut positiven Eindruck, den das Buch bei mir hinterlassen hat, aber nur unwesentlich trüben.
Wer auf düstere Thriller wird hier gut bedient und spannend unterhalten. Zudem bietet die Geschichte viel Stoff zum Nachdenken und hallt so noch weit über das Ende des Buches nach.
Das Buch ist gut und lässt sich an sich gut lesen. Die Handlung ist soweit auch nicht schlecht. Doch habe ich ein paar Probleme mit dem Buch:
Erstens bin ich verwundert über den Handlungsverlauf. Mir erschien es so, als würde das Buch durchgehend bis zum Ende linear Spannung aufbauen. Das ist nicht so mein Fall, vielmehr wäre es schöner gewesen, wenn das Buch mehrere Schichten offenbar hätte. Weiterhin stört mich, dass es zum Ende hin sehr gehetzt erschien. Wieso musste das an einem Abend enden? Es hätte mehr Sinn ergeben für mich, wenn das länger hinausgezögert würde mit mehr Handlung.
(Achtung Spoiler:) Zweitens ist mir bis zum Schluss unklar, warum die Tunnel People alle Namen aus Herr der Ringe haben. Es wäre zumindest schön gewesen, wenn das aufgelöst worden wäre. Ansonsten wirkt es für mich eher "cheesy" als passend zum Buch.
Drittens erscheint mir der Ort des Geschehens weiterhin "erzwungen". L.A. hätte es für den Plot nicht gebraucht, das hätte auch in einer anderen Stadt funktioniert, die nicht mal in den USA hätte liegen müssen. Ich muss aber gestehen, dass mir das zum Ende hin weniger im Kopf blieb, weil das Setting immer weiter in den Hintergrund drang durch die Zunahme der Handlung. Also eher ein kleiner Kritikpunkt.
Viertens erscheint es mir ein wenig inkonsequent: Wieso sieht Chester nur bei der Gang die Dämonen, wenn sie doch in jedem Menschen drin stecken. Es wäre nur logisch, wenn sich das aufgrund der "Gegner"-Beziehung zwischen Chester und der Gang erklären ließe. Zum Ende hin (Achtung, Spoiler) erklärt Chester sogar, er sei ein Krieger, der seine Mission fortführen müsse. Wieso wird auf diesen Aspekt nicht hingewiesen in der Geschichte?
Mir ist bewusst, dass diese Rezension mehr mit den negativen Aspekten übertüncht ist. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass es schlecht wäre. Ich wollte insoweit nur darstellen, bei welchen Punkten ich mehr Potential gesehen habe. Das Buch ist gut geschrieben und hat insgesamt auch eine interessante Story. Gerade dieser Dualismus der Charakter (Robin Hood Figur auf der einen Seite/ Detective auf der anderen Seite) ist eigentlich eine gute Idee. Beide wollen eigentlich am Ende dasselbe, also die "bad guys" schnappen bzw. aus der Stadt beseitigen. Allerdings nehmen beide da unterschiedliche Wege und Mittel gewählt (Tod als eine Bestrafungsform, die Durchsetzung des Rechts als andere Handlungsform).
Letztlich kann ich dies nur abschließen, wie die Rezension begann: Das Buch hätte meiner Meinung nach mehr sein können.
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