Chris ist 13 und lebt schon jetzt mit dem Gefühl, keine Zukunft zu haben. Eine zerrüttete Familie, ein Leben am Existenzminimum und die Perspektivlosigkeit in der berüchtigten Hugo-Luther-Straße haben sein Aufwachsen geprägt. Doch Chris ist schlau und erhält so die Chance, auf das örtliche Gymnasium zu gehen. Begleitet vom Mobbing durch seine Mitschüler*innen und Lehrer*innen, erkämpft er sich seinen Platz, bis plötzlich ein einziger Tag alles verändert.
Mit 13 wird Chris erwachsen: Aus einer kindlichen Idee wird eine Kette aus Ereignissen, die sein
Leben für immer prägen wird. Immer an seiner Seite steht dabei sein behinderter Freund Ro.
Zwischen Coming of Age und Spannung treffen in Federico Avinos autobiografisch inspiriertem Debütroman Jung und unsichtbar kindliche Naivität und knallharte Realität aufeinander.
Das dunkle schlichte Cover und der prägnante Titel haben mich unglaublich neugierig auf dieses Buch gemacht.
Federico Avino lässt in seinem Buch Jung und Unsichtbar den dreizehnjährigen Chris Weiler lebendig werden. Aus der Ich-Perspektive erzählt Chris aus seinem Leben im sozialen Brennpunkt und den daraus resultierenden Schwierigkeiten. Obwohl er ein helles Köpfchen ist und gerne seiner Herkunft entkommen möchte, fällt es ihm durch Stigmatisierung und eine sich stetig drehende Abwärtsspirale schwer einen anderen Weg einzuschlagen.
Anfangs ist es mir ehrlich gesagt schwer gefallen in das Buch hinein zu finden. Das lag vor allem an dem ungewöhnlichen, sehr direkten Schreibstil und der Jugendsprache. Nachdem ich mit mehr Ruhe einen zweiten Anlauf gewagt habe, hat das Buch mich gefangen und nicht mehr losgelassen. Immer wieder musste ich mir Lesepausen gönnen, da die Geschichte so ehrlich und authentisch wirkt, dass es für mich ganz schön harter Tobak war. Die Ereignisdichte und förmlich gefühlte Verzweiflung, Resignation und Hilflosigkeit die aus dem Buch spricht, ist beeindruckend. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass es in unserer Gesellschaft leider wirklich viele Kinder und Jugendlichen gibt, denen es so oder so ähnlich ergeht.
Umso beeindruckender ist Chris unbändiger Wille, etwas an seiner, scheins unvermeidlichen Situation zu ändern.
Fazit: Ein Buch, das aus der Menge heraussticht und zum reflektieren anregt.
In dem Roman „Jung und unsichtbar“ stellt der Autor Frederico Avino einen 13jährigen, der mit seiner Mutter am Stadtrand wohnt, in den Mittelpunkt. Der Ich-Erzähler blickt auf sein Leben zurück. Im Viertel sind sie eingekesselt von Autobahnen und an den Ecken stehen Alkoholkranke an den Trinkhallen. Die Geschichte spielt in Braunschweig, könnte aber auch überall woanders spielen. Die Mutter sucht sich die falschen Männer aus und aktuell ist sie mit dem gewalttätigen Onkel des Jungen zusammen. Durch die Verkettung unglücklicher Umstände passiert etwas sehr Schlimmes und zieht immer noch etwas Schlimmeres nach sich. Avino beschreibt oft erst die Momente danach und das ist noch viel einprägsamer, als wenn er das Blutspritzen beschreiben würde.
Avino baut die Spannung der Geschichte geschickt auf und steigert sie bald ins Unermessliche. Der Junge wird von einer Spirale der Gewalt mitgerissen, die für ihn zu groß und gewaltig ist. Aber er ist nicht allein. Glücklicherweise stehen dem Protagonisten mehrere Figuren zur Seite: ein zurückgebliebener, aber unerschrockener Nachbarsjunge, der so etwas wie ein Bruder ist, und zwei ältere Jugendliche aus dem Viertel, die schon im Gefängnis gesessen haben. Außerdem helfen auch noch ein verwöhntes Mädchen aus der Schule und eine ehemalige Lehrerin, dass der Sog des Strudels der Ereignisse den Jungen nicht ganz verschluckt.
Der Roman erinnert an Philippe Djians „Mörder“, in dem ein junger Mann unschuldig durch sein Umfeld in den Abgrund gezogen wird. Mitgefangen, mitgehangen. Avino stellt sich als vielversprechendes Talent heraus, von dem man gerne mehr lesen würde. Er entwickelt starke Figuren und hat Bilder für seine Story gefunden, die man als Leser so schnell nicht mehr vergisst. Schön arbeitet er den Kontrast zwischen arm und reich heraus, das soziale Gefälle und die damit oft verbundene Chancenlosigkeit. Das Ende ist bewegend und bleibt offen. Allerdings ist es mit einem guten Ausblick versehen. Man merkt, dass Avino als Filmautor arbeitet.
Die Jugendsprache ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber man findet sich schnell in der Sprachmelodie des Ich-Erzählers zurecht. Man fühlt und leidet mit den Figuren mit. Der wie ein Roadmovie geschriebene Roman nimmt einen mit auf eine abenteuerliche Flucht. Die Geschichte überrascht mit einer Tiefe, die man zu Beginn nicht erwartet hätte. Sehr empfehlenswert, aber nichts für schwache Nerven.
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