Wussten Sie, dass Meisen der Vielweiberei frönen, Fledermäuse töten, weil deren Gehirn besonders lecker schmeckt, und sich in der Luft wie fliegende Dinosaurier verhalten? Andreas Tjernshaugen, Ornithologe aus Leidenschaft, zeigt, was wir über Meisen alles nicht wissen, er enthüllt uns eine faszinierende Welt direkt vor unseren Augen, die uns bisher verborgen blieb.
Sehr zur Freude seiner Kinder hat Andreas Tjernshaugen eines Tages zwei Meisenkästen in die Bäume des Gartens gehängt und in einem davon eine Kamera installiert, denn er wollte es endlich genauer kennenlernen, das verborgene Leben der Meisen. Haben Meisen Alltagsprobleme? Ja, Nachbarschaftsstreit, Eifersuchtsdramen bei der Partnerwahl, Differenzen bei der Kindererziehung – wie bei uns. Und keine Meise gleicht der anderen: Die einen sind ängstlich, die anderen wagemutig und zupackend, wenn sie Neuem und Unbekanntem begegnen.
Ein Jahr lang hat Tjernshaugen ihre Gewohnheiten beobachtet. Nach der Lektüre seines Tagebuchs werfen wir einen anderen Blick auf die Vögel vor unserem Fenster.
»Die Arbeitsleistung der Meisen stellt gestresste Säuglingseltern der modernen norwegischen Variante völlig in den Schatten. Im Laufe der drei Wochen, die ihre Kohlmeisenjunge im Nest bleiben, bringen die Eltern ihrer Brut etwa 10 000 Raupen zum Nest, wobei sie pro Flug immer nur eine Raupe im Schnabel haben. Andrew Gosler vergleicht die Essensversorgung des Nests mit einer Menschenfamilie, in der die Eltern mehr als hundert Kilo Lebensmittel pro Tag heranschaffen, nicht zu vergessen, dass diese Eltern mit jedem einzelnen Warenposten vom Supermarkt nach Hause joggen müssten.«
Meisen begegnen einem jeden Tag, ihr Anblick ist so alltäglich, dass er meist gar nicht besonders auffällt. Dabei würde es sich sehr lohnen, mal genauer hinzusehen. Andreas Tjernshaugen erklärt, weshalb
Er ist kein Biologe oder Zoologe, aber schon von Berufs wegen vielseitig interessiert (er arbeitet als Redakteur bei der Internetenzyklopädie Das große norwegische Lexikon). Sein Interesse an der heimischen Tierwelt erwachte bereits in der Kindheit, durch den inspirierenden Vortrag eines Biologen wurde er auf Meisen aufmerksam und erkannte, wie viel Faszinierendes es bei ihnen zu entdecken gibt. Im heimischen Garten hängte er einen Nistkasten mit Kamera auf und ging auf Beobachtungsposten.
Seine Ergebnisse stellt er auf sehr unterhaltsame Art dar, im Buch vereint sich ein informatives Sachbuch mit einem persönlichen Erfahrungsbericht. Der Leser begleitet Tjernshaugen und seine gefiederten Gartenbewohner durch ein ganzes Jahr, angefangen bei den ersten Vorbereitungen für die neue Brutsaison, Partnersuche und Nestbau, über die Aufzucht der Jungen, ihr Flüggewerden bis zum nächsten Überwintern. Dazwischen unternimmt der Autor auch Besuche in Waldgebieten, spricht mit Forschern und Biologen. Seine Erkenntnisse teilt er mit dem Leser, deutlich merkt man, wie auch er über die Wunder der Natur staunt. Sein Stil ist sehr leicht verständlich, gut und angenehm zu lesen. Der Tonfall ist locker und bringt immer wieder Formulierungen, die einen schmunzeln lassen.
Ich habe so manches Interessante erfahren. Meisen sind beispielsweise höchst erfolgreich im Überleben. Während viele Vogelarten (wie überhaupt viele Tierarten) bedroht sind oder gar aussterben, zeigt sich ihr Bestand stabil und unbeeindruckt von sich ändernden Lebensräumen. Flexibel passen sich die Meisen an und präsentieren sich als furchtlos und vielseitig. Dass sie darüber hinaus fast alles fressen, hilft da natürlich sehr! Und so ist ihr Verbreitungsgebiet gewaltig, die Kohlmeise zum Beispiel lebt fast überall in Europa, von der Finnmark in Nordnorwegen bis zum Mittelmeerraum. Sogar in Teilen Nordafrikas und Asiens trifft man sie an.
Auch die Berichte über die Vielfalt der Persönlichkeiten bei den Vögeln fand ich fesselnd. Der Blick in ihre Nistkästen offenbarte menschlich anmutende Familiendramen. Da gibt es Eifersucht, Untreue und Scheidungen. Aber eben auch die enorme Fürsorge für den Nachwuchs, die mit dem gemütlichen Einrichten des Heims beginnt und in der aufopfernden Versorgung der Jungtiere gipfelt.
Nicht alles, über das der Autor berichtet, hat er selber beobachtet. Aber im Bemühen, möglichst viele Informationen über seine fliegenden Forschungsobjekte zu vermitteln, schreibt er auch über Dinge, die er gelesen oder im Gespräch mit Experten erfahren hat. In diese Kategorie gehören zum Beispiel Erkenntnisse, wie sich Vögel entwickeln, die aus einem Nest stammen, in dem neben der eigenen Art auch noch eine andere ausgebrütet und aufgezogen wurde.
An manchen Stellen kamen mir noch Fragen beim Lesen, hätte ich mir die Erklärungen umfangreicher gewünscht. Andererseits spricht das Buch vermutlich dadurch, dass es nicht zu sehr in die Tiefe geht, ein breiteres Lesepublikum an. Und das ist gut und wichtig, denn die heimische Tierwelt hat unsere Aufmerksamkeit verdient. Sicher gibt es viele Europäer, die mehr über Löwen und Pinguine wissen, als über die Vögel im Baum vor ihrem Haus. Man ist so an ihre Gegenwart gewöhnt, dass man gar nicht erkennt, was sie alles Erstaunliches leisten. Eins ist gewiss: Nach dem Lesen dieses Buchs schaut man sie mit anderen Augen an.
Wer noch mehr tun mag, findet im Anhang Tipps zur Vogelfütterung und zum Bau eines Nistkastens. Und da der Autor nicht nur ein Vogelfreund, sondern auch Familienmensch ist, weist die Bauanleitung darauf hin, was man beim Werken mit Kindern beachten sollte. Das hat mir gefallen!
Besonders hervorheben möchte ich noch die herrlichen Fotos und Illustrationen im Buch. Ich habe immer wieder zu einigen Bildern zurückgeblättert, so gut gefielen sie mir. Zudem waren sie nicht nur schön anzusehen, sondern auch informativ. Ich kann jetzt nicht nur die einzelnen Meisenarten unterscheiden, sondern auch auf einen Blick ein Kohlmeisenmännchen von einem Weibchen. Auch den besonderen Einband möchte ich erwähnen, der wunderbar in der Hand liegt und das Lesevergnügen noch unterstreicht.
Fazit: Ein schön zu lesendes und informatives Buch über faszinierende Tiere vor der eigenen Haustür. Sehr empfehlenswert für jeden Vogelfreund und durch die schöne Aufmachung auch ein tolles Geschenk.
»Im Gesangsorgan Syrinx besitzen die Vögel eine Lösung, die der in unserem Körper vorhandenen haushoch überlegen ist Das Gesangsorgan nutzt bescheidene Lungenvolumen und kleine Vogelkörper weitaus effektiver zur Produktion von Lauten als die menschliche Kehle oder die Kehle anderer Säugetiere. Hätte Pavarotti eine Syrinx besessen wären die Opernhäuser in ihren Grundfesten erschüttert worden und das Publikum in Scharen taub geworden.«
"Ich hab ne Meise"
Bewertung aus Kaltbrunn am 25.12.2022
Bewertet: eBook (ePUB)
Vögel faszinieren mich seit jeher. Bis anhin lernte ich durch Fachbücher hauptsächlich die Greifvögel kennen. Gerade aber die kleinen Meisen sind mir ans Herz gewachsen. Im Winter konnte ich sie früher am Futterhaus im damaligen Eigenheim täglich beobachten. Jedoch heute in der Eigenheimwohnung fehlen mir diese Beobachtungen. Die Meisen sind den Menschen sehr sympathisch. Eine interessantes Buch mit vielen Begebenheiten.
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Für alle, die auch ne Meise- (nfamilie) haben, die Garten, Balkon oder Terraasse bevölkern und mehr über die liebenswerten Vögel wissen möchten. Wunderschön illustriert und unterhaltsam geschrieben. Ein wahres Lesehighlight.
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Lernen Sie das verborgene Leben der Meisen kennen. Der Autor beobachtete über einen längeren Zeitraum Meisen und hat dabei viele Erkenntnisse gewonnen. Das Leben der Meisen ist ungeheuer spannend und vieles über sie ist noch unbekannt. Ein wunderbares Buch, das zum Beobachten anregt.
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