Adolf Hitler hatte eine breite Anhängerschaft quer durch alle Schichten der Bevölkerung. Auch viele, die sich selbst nicht als Nationalsozialisten betrachteten, waren von ihm fasziniert. Wie lässt sich diese Begeisterung erklären, die Millionen Deutsche erfasste? Ian Kershaw, einer der renommiertesten Historiker für Zeitgeschichte und vielfach ausgezeichneter Hitler-Biograph, legt die wichtigsten Fundamente des »Führerkults« frei und zeigt, welche Konsequenzen dieser für die Durchsetzung der ideologischen Ziele des Nationalsozialismus und den Völkermord an den Juden hatte.
Wolfgang Scharfenberger aus Markdorf am 23.03.2025
Bewertungsnummer: 2446132
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Dass Ian Kershaw einer der absoluten Experten für die Zeit der Nazi-Diktatur, für das Leben und Wirken von Adolf Hitler und den Zweiten Weltkrieg ist, das hat er mit zahlreichen herausragenden Bücher bewiesen.
In diesem gut lesbaren Werk geht er der komplexen Dynamik zwischen Adolf Hitler und der deutschen Bevölkerung während den Jahren des Nationalsozialismus auf den Grund. Er analysiert, wie der nahezu ‚gottgleiche‘ Mythos der zwölf Jahren andauernden Alleinherrschaft des »Führers« konstruiert, verfestigt und am Ende auch zerstört wurde.
Kershaw bietet eine detaillierte und nuancierte Analyse der verschiedenen Faktoren, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung des Hitler-Mythos beitrugen. Er untersucht dabei sowohl die propagandistischen Strategien des NS-Regimes als auch die psychologischen und sozialen Bedürfnisse der deutschen Bevölkerung. Seine Arbeit basiert auf umfangreichen Quellen, darunter zeitgenössische Dokumente, Tagebücher, Berichte und Umfragen. Auf dieser soliden Basis wird es möglich, die heutzutage nicht nachvollziehbare ‚Gefolgschaft‘ der damaligen Bevölkerung in der Komplexität der damaligen Zeit zu verstehen.
Trotz der Komplexität des Themas ist Kershaws Schreibstil klar und gut zugänglich. Unnötiger Fachjargon wird konsequent vermieden. Die Argumente präsentiert Ian Kershaw auf eine Weise, die sowohl für Fachleute als auch für Laien verständlich ist.
Die ‚Volksmeinung‘ zu und von Hitler stellt der Autor nicht in Form einer homogene Masse der deutschen Bevölkerung dar. Stattdessen zeigt er, wie die Meinungen und Einstellungen gegenüber Hitler im Laufe der Zeit variierten und wie sie von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, sozialer Klasse und religiöser Zugehörigkeit beeinflusst wurden.
Ian Kershaw weist auch nach, dass es zwischen den ‚Goldfasanen‘, soll heißen den Nazi-Bonzen, den Gauleitern, Blockwarten und wie all diese Posten benannt wurden, also der NSDAP als Partei auf der einen Seite und der Person des »Führers« auf der anderen Seite eine Riesenkluft gab. „Wenn das der »Führer« wüsste…“ war seinerzeit wohl eine recht häufig zu vernehmende Feststellung.
Im letzten der drei Teile des Buches untersucht Ian Kershaw wie es Hitler gelang, die unmittelbare persönliche Verbindung zum millionenfachen Mord an Juden, Sinti, geistig Behinderten, Kriegsgefangenen zu vermeiden. Dies obgleich sein fanatischer Anti-Semitismus sein ganzes Leben durchzog.
Das Buch befasst sich, wie es im Titel steht, mit dem Mythos, der Hitler umgab. Es drängen sich dennoch immer wieder Gedanken auf, inwieweit auch Parallelität zu aktuellen politischen Entwicklungen zu finden sind.
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