In seinem neuen Buch lässt Bestsellerautor und Psychotherapeut Uwe Böschemeyer den siebzigjährigen Henry auf sein Leben zurückblicken. Im Dialog mit seinem inneren Kind wandert er durch seine Lebensjahre von der Kindheit bis ins hohe Alter, seine Beziehung zu seinen Nächsten ebenso wie sein Denken und Handeln. Eine feinsinnige, würdevolle und gleichsam poetische Vergegenwärtigung der eigenen Vergangenheit. »Es ist der erste Tag der ersten Ferienwoche. Henry sitzt auf dem Balkon seines Hotels und schaut aufs Meer. Vor Kurzem ist er 70 geworden. Man hat ihn gefeiert. Zum Nachdenken ist er bislang nicht gekommen. Dabei hat er sich fest vorgenommen, nach seinem Fest noch einmal sein ganzes Leben an sich vorbeiziehen zu lassen. Aber an diesem Morgen findet er nicht die Ruhe, die er sich dafür gewünscht hat. Nicht, dass es im Hotel laut wäre, es ist unruhig in ihm. Dann sieht er den Jungen …«
Mit dem Dialog zwischen dem alternden Unternehmer Henry und seinem inneren Kind führt uns Uwe Böschemeyer auf berührende Weise vor Augen, wie wir in Würde auf unser Leben zurückblicken und gelassen auf den weiteren Weg zugehen können.
Als ich mich für dieses kleine Büchlein zu interessieren begann, hatte ich eine Vorstellung von seinem Inhalt, die sich dann beim Lesen als falsch herausgestellt hat. Eine gewisse Rolle spielt dabei wohl das geschickte Marketing des Verlages. Der Muscheln suchende Junge am Strand ist lediglich so etwas wie der Startpunkt für eine ausgiebige Lebenserinnerung von Henry, dem alten Mann, der schon lange jedes Jahr Urlaub im gleichen Hotel am Meer macht.
Böschemeyer möchte wohl seine Leser mit diesem Text dazu auffordern, sich auf die Suche nach ihrem eigenen inneren Kind zu machen. Das innere Kind ist ein Etwas, schreibt er, das unvergleichlich, unverwechselbar und einzigartig ist. Die Konstante in uns, das, was uns ausmacht und sich nie ändert. Was man nicht loswird, ob man es nun liebt oder hasst. "Das innere Kind beeinflusst weite Teile unserer Seele, vielleicht sogar bis zum Tod", heißt es auf der ersten Seite des Buches. Wenn man mit diesem inneren Kind in Kontakt kommen möchte, dann empfiehlt Böschemeyer mehrere Methoden, unter anderem das Aufschreiben des eigenen Lebens in ruhigen Stunden. Und wie das geht, macht er anschließend am Beispiel von Henry, dem alten Mann am Meer, deutlich.
Denn dieses Büchlein ist Henrys Lebensgeschichte, die sich nebenbei mit vielen Fragen beschäftigt, natürlich auch mit der nach dem Sinn des eigenen Lebens. Oder mit dem Grübeln darüber, "was wäre wenn ich noch einmal leben dürfte?". Was Böschemeyer wohl mit diesem Buch bezweckt hat, weiß man natürlich als Leser nicht. Vielleicht wollte er sein Publikum anregen, sich mit dem inneren Kind etwas früher auseinanderzusetzen als erst kurz vor dem Tode. Das hätte jedenfalls mehr Sinn als sich am Ende des Lebens mit allerlei Fragen zu beschäftigen, die Dinge berühren, die man nicht mehr ändern kann. „Das Leben wirklich leben“, klingt wie eine Ermahnung. Es ist auch eine, wenngleich sie oft entweder nicht erhört wird oder reichlich spät kommt.
Ob man mit diesem Buch etwas anfangen kann, hängt sehr vom Leser ab. Wenn Henry seine Lebensgeschichte erzählt, können sich vielleicht Berührungspunkte zum Leben des Lesers ergeben oder er kann sich ähnliche Fragen wie Henry stellen. Gelegentlich wirkte manches auf mich etwas gestellt, so, als ob einem Stöckchen hingehalten werden, über die man springen kann oder eben auch nicht. Insgesamt fand ich diesen Versuch nicht schlecht, sympathisch, aber wohl auch nicht so, dass ich ihn lange in Erinnerung behalten werde. Eine Anregung eben.
Während seines Urlaubes sitzt der 70-jährige Henry auf dem Balkon seines Hotels und genießt den Blick Richtung Meer. Er denkt über seine Geburtstagsfeier nach, die Gratulanten, die ihm huldigten doch plötzlich sieht er am Strand einen kleinen, muschelsuchenden Jungen
Henry lässt im Laufe seiner Urlaubswochen sein gesamtes Leben Revue passieren, sieht vor sich den kleinen Henry als Kind, den Jugendlichen mit Träumen und dem Wunsch Musiker zu werden. War es die richtige Entscheidung, letztendlich Unternehmer zu werden? Henry erlebt in Gedanken sämtliche Stationen seines Lebens noch einmal, das Kennenlernen seiner großen Liebe, die Geburt der beiden Söhne, Probleme in der Firma und im Privaten, die Priorisierung von Beruf und Familie, die ihm nicht immer gelang. In einem inneren Dialog hält er Zwiesprache mit seinem inneren Kind, merkt, dass vieles in seinem Leben sich nun richtig anfühlt und er doch auch erkennen muss, dass er vieles falsch machte.
Letztendlich schafft er es, in der Gegenwart anzukommen, dankbar für sein reiches Leben zu sein und gelassen in die Zukunft zu blicken.
Uwe Böschemeyer, von dem ich bereits einige Bücher lesen durfte, zeigt immer wieder, wie wichtig es ist zu reflektieren, um sich danach wieder dem noch Kommenden zu widmen mit Ruhe, Gelassenheit und genügend Humor.
Eine schöne, berührende Geschichte, die anregt auch das eigene Leben mal Revue passieren zu lassen.
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