Barrøy - so heißt die kleine Insel inmitten Norwegens atemberaubender Küste, auf der Ingrid aufwächst, fernab der übrigen Welt. Bis eines Tages mit dem Kriegsgefangenen Alexander die große Geschichte, der Zweite Weltkrieg an ihren Strand gespült wird. Zwischen den beiden entspinnt sich eine sprachlose Liebe, die nur kurz währen kann. Neun Monate später bekommt Ingrid eine Tochter und folgt Alexanders Spuren durch ein Nachkriegs-Norwegen, der nach der deutschen Besatzung nur vergessen will...
Eines Tages spült das Meer den jugen russischen Kriegsgefangenen Alexander an Barrøys Strände und mit ihm die große Geschichte, den Zweiten Weltkrieg. Zwischen den beiden entspannt sich eine kurze sprachlose Liebe, bevor die deutsche Besatzung Norwegens sie auseinandertreibt. Neun Monate später bekommt Ingrid eine Tochter. Mit Kaja vor den Bauch gebunden, folgt Ingrid Alexanders Spuren durch einen frischen Frieden, in einem Nachkriegs-Norwegen, das nichts anderes will als vergessen...
Roy Jacobsens Insel-Saga erzählt, auch vor dem Hintergrund deutscher Geschichte, mit außergewöhnlichem Sog vom Leben einer Familie in überwältigender Natur, von starken, eigenwilligen Frauen, von Schuld und Kollaboration.
So muss es gewesen sein - vor über 100 Jahren. Im Norden Norwegens auf einer kleinen Insel Barrøy. Inselleben. Eine einzige Familie. Fern ab vom Festland. Für dieses sind die Inselbewohner Exoten. Sprödheit der Insel – Sprödheit der Menschen. Es beginnt die Geschichte der Ingrid Marie Barrøy, einem dreijährigen Mädchen.
Das Leben auf der Insel wird durch Ebbe und Flut, von Wind und Wetter und den Jahreszeiten bestimmt. Vom Älterwerden, vom Geborenwerden und Sterben. Die Familie wird auf natürliche Weise dezimiert und auf unerwartete vermehrt. Es werden Tote und Halbtote an die Küste gespült. Ein halbtoter russischer Flüchtling erholt sich ganz gut – Ingrid wird nach neun Monaten eine Tochter Kaja zur Welt bringen. Der Russe entpuppt sich als Alexander Michailowitsch Nischnikow und die Suche nach ihm wird zum Auslöser einer alptraumhaften „Rundreise“ durch Norwegen und Schweden im ersten Jahr nach dem Ende des 2. WK. „Die Reise war zu einer verzweifelten Suche nach dem Wendepunkt geworden“ (Zitat aus „Die Unsichtbaren“) ist der Glanzsatz für Ingrids Such nach Alexander, mit der sie innerlich abgeschlossen hatte. Ingrid ist eine hartnäckige Spurensucherin, findet ihren Frieden mit der Rückkehr nach Barrøy, und in Mariann ihr Alter Ego.
„Die Unsichtbaren“ von Roy Jacobsen erfordert konzentriertes Lesen und Überwindung. Ein halbes Jahrhundert norwegischer Geschichte, besetztes und befriedetes Norwegen mit bitteren Nachwehen der Kriegszeit. Anspruchsvolle Prosa für anspruchsvolle Leser, so sollten diese wenigsten sein. Die gewohnte direkte Sprache wird oft von der ungewohnten indirekten Sprache abgelöst. Die deutsche Übersetzung klingt manchmal wie die aus einem Übersetzungs-Automaten. Drei Teile auf über 600 Seiten, Durchhaltevermögen ist eine Voraussetzung. Bewundernswerte literarische Dichtheit über Land, Mensch und Leben. Pflichtlektüre für alle Norweger.
In dieser Insel-Saga „Die Unsichtbaren“ von Roy Jacobsen verbirgt sich eine unglaubliche Magie, der sich der Leser nicht entziehen kann.
Alts Norwegen
Bewertung am 25.01.2023
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
GELESEN: Roy Jacobsen
Unter den Titeln „Die Unsichtbaren“ bei Osburg Verlag Hamburg 2014 und als Taschenbuch bei Insel Verlag 2015 „In jenen hellen Nächten“
erschien der 1. Teil der „Insel-Saga“
270 Seiten
2. Teil „Weißes Meer“ – Erschienen 2016 bei Osburg Verlag
264 Seiten
3. Teil „Die Kinder von Barroy“ – Erschienen 2021 bei C.H.Beck
268 Seiten
Es ist gerade die einfache, aber aussagekräftige Sprache, die diese dreiteilige, 800 Seiten umfassende Geschichte um Ingrid und ihre Familie so lesenswert macht. Die wenigen Worte, die sie untereinander wechseln, genügen. Erstaunlich ist die Fähigkeit des Autors, dem eigentlich vollkommen banalen Leben, welches erst zu Ende des dritten Bandes etwas Fahrt aufnimmt, einfach gestrickter Menschen eine Faszination zu verleihen.
Auch wenn im Norwegen des 21. Jahrhunderts andere Verhältnisse herrschen, so kann man sich, kennt man ein wenig dieses Land, gut in die damalige Zeit zurückversetzen. Noch immer gibt es Höfe, die nicht an das Verkehrsnetz angebunden sind. Die Menschen müssen lange und beschwerliche Wege in Kauf nehmen, um sich mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen.
Ob es Roy Jacobsen selbst oder den Übersetzern Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann unterlaufen ist, zeitlich etwas durcheinanderzubringen, weiß ich nicht. Im dritten Band ist Barbo plötzlich drei Jahre jünger geworden als im zweiten Band, was mich etwas irritiert hat, aber der Erzählung natürlich keinen Abbruch tun.
Von mir eine wirkliche Leseempfehlung, die gerade in der dunklen Jahreszeit bei Kerzenschein und Tee absolut authentische Empfindungen weckt.
Wer sich für diese Geschichte interessiert, sollte hier nicht weiterlesen.
Teil I
habe ich in Unkenntnis der Folgebände bereits im August 2021 gelesen und jetzt zum Einstieg in die komplette Geschichte noch einmal.
Roy Jacobsen entführt uns sehr anschaulich und voll Poesie in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und damit in eine Welt, die es so nicht mehr gibt. Arme Menschen, abgeschieden im hohen Norden Norwegens, reduziert auf Minimales und lebend überwiegend vom Fischfang. Die Boote stehen immer bereit. Wenn das unbeständige Wetter es zulässt, fahren sie hinaus. Sie kehren mit Kabeljau und Köhler nach Hause, die schon die kleine Ingrid auszunehmen vermag.
Der Pfarrer kommt auf ihre kleine Insel, die er noch nie besucht hatte. Von ihr aus sieht er zum ersten Mal sein eigenes Zuhause mit ganz anderen Augen. Gerne fährt er nicht mit dem Boot, denn er hat Angst, aber diesmal muss er, denn Ingrids Taufe soll endlich vollzogen werden. Das kleine Mädchen ist schon drei Jahre alt und die ganz große Freude der Familie.
In jedem Jahr wird Hans von den Lofoten-Fischern abgeholt. Im Januar geht’s los, und Anfang April kommen sie erst wieder nach Hause. So lange sind Martin, sein Vater, Maria, seine Frau, Barbo, seine etwas zurückgebliebene Schwester mit der kleinen Ingrid alleine.
Erst wenn die Sonne wieder am Horizont erscheint, wird das Leben angenehmer. Die dunkle Zeit ist vorbei, und sie warten auf Hans und auf den Erlös seines Fanges.
Es gibt immer etwas zu tun. Maria zeigt Ingrid, wie man Daunen reinigt. Daunen sind ihr Gold. Sie werden nur verkauft, wenn der „Kurs“ hochsteht. Ingrid macht das schon sehr geschickt. Sie kann es inzwischen besser als Barbo.
In einem Jahr wird das kleine Haus vergrößert. Hans sprengt dazu ein paar Felsen und fünf Schweden, die vorübergehend bei ihnen im vorbereiteten Schuppen wohnen, helfen mit. Maria ist nicht begeistert. Barbo schon. Ein Helfer der Schweden gefällt ihr sehr. Mit dem Neubau verliert Maria die Aussicht auf ihre Heimatinsel, die sie von ihrem Schlafzimmer immer sehen konnte oder besser gesagt von einem Schlafzimmer, denn sie ziehen immer wieder mit ihren Daunenbetten um. Je nach Wetterlage schlafen sie mal im Nord- oder im Süd-Saal.
Die Natur um sie herum ist unvergleichlich schön, aber auch rau und gefährlich. Im Sommer gibt es ein Blütenmeer, und im Winter schlittern sie über den zugefrorenen Fjord. Mit ihren Feldstechern beobachten sie die einzigartige Vogelwelt und lauschen den Stimmen.
Nach jedem Sturm suchen sie den Strand ab. Alles, was angeschwemmt wird, gehört jetzt ihnen, und da kommt eine ganze Menge zusammen. Fast jedes Teil findet Verwendung.
Die Familie vergrößert sich. Barbo bekommt Lars, und Ingrid kümmert sich rührend um ihren kleinen Vetter, sofern es ihre Zeit zulässt, denn inzwischen besucht sie die Schule auf der Nachbarinsel, die ihr anfangs so gar nicht gefällt. Für Ingrid sollte dies aber die geringste Unliebsamkeit ihres Lebens sein.
Ingrid kommt in Stellung. Sie betreut Felix und Suzanne Tomessen. Um beide Kinder haben sich die Eltern nicht gekümmert. Als zuerst der Vater und dann auch noch die Mutter verschwinden, packt Ingrid alle Habseligkeiten zusammen und rudert mit den Kindern zurück nach Barroy. Man bringt ihnen dort alles bei, was sie auf einem Leben in dieser Abgeschiedenheit können müssen. Als Martin und Hans sterben und auch Maria für viele Monate krankheitsbedingt die Insel verlassen muss, übernimmt Ingrid das „Ruder“. Ab sofort ist sie die Herrin auf Barroy.
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Ein faszinierendes Porträt einer verschwundenen Zeit
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Dieses Buch hat mich gleich von der ersten Seite in seinen Bann gezogen. Mit großer Intensität beschreibt Roy Jacobsen das karge Inselleben der norwegischen Familie Barrøy, das einsam und geprägt von harter Arbeit und verheerenden Stürmen ist. Als eines Tages ein junger Mann an den Strand gespült wird, ändert sich für die Protagonistin Ingrid Barrøy schlagartig alles. Der 2. Weltkrieg tobt europaweit und macht auch nicht vor der kleinen Insel halt. Ingrid wird konfrontiert mit deutschen Besatzern und findet sich plötzlich in einer Welt wieder, in der es um Schuld, Verrat und Wiedergutmachung geht.
Ein ganz großer und wichtiger Roman!
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Für meinen Geschmack zu düster und bedrückend auch wenn die Geschichte nach wie vor sehr interessant ist.
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