Ein aufregender Roman über Carola Neher, eine der schillerndsten Schauspielerinnen der Weimarer Republik von der Bestseller-Autorin Charlotte Roth.
Wo sie auftritt, jubeln die Menschen der geheimnisvollen Carola Neher zu. Die Theater reißen sich um sie. Berlin liegt ihr zu Füßen in jenen letzten Jahren der Weimarer Republik. In durchfeierten Nächten verdreht sie einem berühmten Mann nach dem anderen den Kopf – doch im Herzen bleibt sie allein. Das ändert sich, als sie dem Dichter Klabund begegnet, ein Suchender und ein Getriebener wie sie selbst.
Ausgerechnet sie, die begehrte femme fatale, verliebt sich in den scheuen, zurückhaltenden Dichter, der von der gleichen inneren Glut verzehrt wird wie sie selbst. Was keiner für möglich gehalten hätte, tritt ein: Sie heiratet ihn. Doch eine brave Ehefrau wird Carola nicht, denn schon bald lockt sie das wilde Leben – und die Künstler Berlins, darunter Bertolt Brecht, der ihr die Chance ihres Lebens bietet …
In diesem Roman setzt Bestseller-Autorin Charlotte Roth der Schauspielerin Carola Neher ein Denkmal, die in den 20er Jahren die Muse vieler berühmter Männer war und als Brechts erste Polly unsterblich wurde.
Lesefuchs - Bücher mit Herz aus Bargteheide am 13.05.2021
Bewertungsnummer: 1491939
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Ich liebe die Romane von Charlotte Roth. Sie entführt uns in vergangene Zeiten und lässt diese so bildhaft wieder auferstehen, dass man meint, man sei mittenmang. Der neue Roman „Die Königin von Berlin“ erschien 2020 mit im 1. Lockdown. Jetzt ist die Taschenbuchausgabe erhältlich.
Zum Inhalt des Buches möchte ich Ihnen gar nicht mehr sagen, als es hier bei thalia.de schon steht, außer diesem hier: Es geht um die Schauspielerin Carola Neher, die leider durch ihre Lebensumstände vergessen wurde. Zwei Männer waren in ihrem Leben sehr wichtig – Bertolt Brecht und Klabund.
Dieser Roman ist anders als die bisherigen Romane der Autorin, die im Droemer Knaur Verlag erschienen sind. Diesmal ist es keine reine Fiktion, sondern eine Romanbiografie. Die Autorin schließt damit eher an das Buch „Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit“ (Julia Eisele Verlag) an, welches eine Romanbiografie über Michael Ende ist, als an die Romane, die alle bei Droemer Knaur erschienen sind. Allerdings spielt das aktuelle Buch wieder in der Zeit, die wir Leser: innen von ihr lieben und auch erwarten. „Die Königin von Berlin“ spielt zumeist in den zwanziger Jahren. Am Ende gibt es noch einen knappen Ausblick bis zu ihrem Tod 1942.
Für mein Empfinden ist Charlotte Roth in ihrem Schreiben reifer geworden, oder einfach mehr sie selbst. Sie schreibt in einer Sprache, die tiefer geht als bisher. Was ich damit sagen möchte, heißt, dass sie hinter das eigentliche Geschehen blickt, mehr reflektiert und mehr mit der Sprache spielt. Das heißt aber auch, dass ich manche Sätze zweimal lesen musste, weil ich sie nicht gleich auf Anhieb verstanden habe.
Ich habe einige Zeit gebraucht, bis ich mich in diese Geschichte eingelesen hatte. Bis zur Mitte hatte die Autorin mich dann aber. Ich konnte nicht mehr aufhören, musste wissen, wie die Geschichte endet, auch wenn ich schon bei Wikipedia geluschert hatte. Dies ist übrigens wieder so ein Buch, bei dem ich ganz viel parallel in Internet nachgeschlagen habe. Nicht weil die Autorin wichtige Details unterschlagen hätte, sondern einfach, weil ich so neugierig war und gewisse Dinge nicht abwarten konnte. Außerdem wollte ich auch wissen, wie die Menschen aussehen, über die ich gerade gelesen habe. Das Cover stellt tatsächlich Carola Neher dar. Es ist aber ein gestelltes Motiv. Carola Neher hatte nie einen Geparden! Nun aber zurück, warum ich ursprünglich nicht mit dem Buch warm geworden bin. Anfangs mochte ich (Karoline) Carola Neher nicht. Sie war mir zu egoman und zu getrieben. Ebenso wie Bertolt Brecht, der mir im Laufe des Buches sogar noch unsympathischer wurde, als er mir zu Beginn der Geschichte schon war. Aber dann begann die Geschichte zwischen Carola und Klabund. Und damit hatten mich sowohl die Protagonistin als auch die Autorin.
Dieser Roman entführt uns tatsächlich in die Welt des Theaters in den zwanziger Jahren. Eine Welt, in der ganz viel möglich war und in der es in der Folgezeit viele Umbrüche gab. Dass die zwanziger Jahre eine hektische Zeit waren, wo die Menschen auf einem Vulkan lebten, war mir klar. Dass es auch eine schreckliche Zeit war, weil so viele Menschen arbeitslos waren und die Finanzsituation sie erdrückte, war mir auch klar. Aber ich wusste nicht, wie das Theater funktionierte. Es gibt viele bekannte Persönlichkeiten aus dieser Zeit, die verschiedene Wege beschritten. Manche lernen wir näher, manche nur am Rande kennen. Aber ich wusste nicht, wie Theaterstücke entstanden. Ich dachte ganz naiv, dass der Autor eine zündende Idee hatte und diese dann niedergeschrieben hat. Aber dem war ganz offensichtlich nicht so. Theaterstücke scheinen mehr mit den Drehbüchern zu Filmen gemein zu haben. Der Autor entdeckt eine Geschichte und versucht diese dann in ein Theaterstück umzusetzen. So gibt es dann eben auch verschiedene Versionen zu ein und demselben Thema. Sie werden es an Hand des „Kreidekreises“ in diesem Roman erleben. Mich hat allerdings erschreckt, dass damit die ursprünglichen Urheber eigentlich leer ausgehen, d.h. dass wir sie gar nicht kennen. Das war mir z.B. bei der „Dreigroschenoper“ so nicht bewusst.
In diesem Roman gibt es eine Rahmenhandlung, die im Spätsommer 1979 in Weyher bei Edenkoben spielt. Eine Bibliothekarin erhält Besuch von einem Mann, der etwas über die Familie Ziegler, insbesondere über Carola Neher herauszufinden versucht. Anfangs habe ich mich gefragt, was diese Geschichte mit dem eigentlichen Roman zu tun hat. Das ist mir allerdings relativ früh klargeworden. Ich wusste aber trotzdem noch nicht, warum die Autorin sie in den Roman integriert hat. Doch auch dies ist mir am Ende klargeworden. Es war ein cleverer Schachzug, um uns das Ende der großen Schauspielerin Carola Neher näherzubringen. Dieses Ende ist nämlich noch bis heute nicht bis ins Kleinste geklärt.
Für Leser:innen, die regelmäßig ins Theater gehen oder Theaterstücke lesen, wird die Gestaltung des Romans interessant sein. Charlotte Roth hat das Buch nämlich in Akte wie ein Theaterstück eingeteilt. Es gibt Zwischenspiele (die Rahmenhandlung) und Zitate aus den Werken von Klabund und Bertolt Brecht. Und dazu gibt es noch kleine Bemerkungen von der Autorin selbst zu der Geschichte. Großartig gemacht.
Ich fand den Ausflug in diese mir doch sehr ferne Welt des Theaters ausgesprochen interessant und lesenswert. Allerdings ist dieser Roman nicht so leicht zu lesen wie die bisherigen von Charlotte Roth. Dieser Roman erfordert mehr Konzentration und Interesse an dem Thema als die bisherigen. Aber mich hat dieser Roman eindeutig bereichert. Und deshalb empfehle ich - lassen Sie sich auf dieses Abenteuer ein! Vielleicht haben Sie danach sogar noch Lust, etwas über die vielen Menschen nachzulesen, die in diesem Buch erwähnt wurden. Oder sie wollen endlich einmal wieder ins Theater gehen.
Am 2. November 1900 wurde Katharina Karolina in München geboren. Ihr Vater liebt Kunst und Musik,ist aber streng dagegen das Karolina eine eigene künstlerische Ausbildung beginnt. Statt zum Theater zu gehen muss sie, die sich dann Carola nennt, eine Banklehre absolvieren und nimmt nur vereinzelt privaten Klavier- oder Schauspielunterricht. 1920 flieht sie aus dem engen familiären Umfeld nach Baden-Baden und spielt dort erste Rollen am Kurtheater.
Zwei Jahre später kommt sie wieder nach München zurück mit dem festen Willen dort engagiert zu werden. Das wird sie auch. Sie schließt schnell Kontakte, freundet sich mit Lion Feuchtwanger und Bertolt Brecht an, für Karl Valentin spielt sie in einigen seiner Stummfilme. Zwar bekommt sie in München nur Stückverträge, doch sie hat sich ein Netzwerk geschaffen und ein Gesicht hinterlassen, an das man sich erinnert. Alles gut erzählt,vom Jähzorn des Vaters, den Anfängen ohne Geld und Proteges, der unbändige Wille es zu schaffen. Dann taucht die Geschichte in die Gegenwart,der Mann, der intensiv nach Spuren von ihr sucht,die desillusionierte Angestellte, die ihre kranke Mutter pflegen muss . Es bleibt zwar stimmig,aber es zerstört etwas das Flair und den Fluss.
Ein wunderbares Portrait einer vergessenen Persönlichkeit
Bewertet: eBook (ePUB 3)
Die Zwanziger Jahre: Die junge, lebenshungrige Karoline lebt mit ihrer Familie in München. Sie will ausbrechen aus diesem öden Leben und hinaus auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Am liebsten in Berlin. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg für die junge Frau, die sich nun Carola nennt. Aber sie ist hartnäckig, lässt sich durch nichts und niemanden von diesem Ziel abbringen. Und diese Hartnäckigkeit zahlt sich schließlich aus. Sie schafft es eines Tages endlich bis nach Berlin, wo ihr fortan viele Türen offen stehen.
Sie erlebt eine kleine Welt innerhalb der Welt, bestehend aus allem, was Rang und Namen hatte im damaligen Kulturbetrieb der Weimarer Republik: Regisseure, Schauspieler, Journalisten und Schriftsteller wie Bertold Brecht, Lion Feuchtwanger, Klabund, und und und. Alles Namen, die bis heute jeder kennt. Nur ein Name fehlt heutzutage, wenn man auf diese Zeit zurückblickt, nämlich ausgerechnet dieser: Carola Neher, der einstigen „Königin von Berlin“. Was war passiert? Wie konnte eine solche Persönlichkeit aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden?
Charlotte Roth erzählt hier ihre Geschichte, gibt ihr eine Stimme. Und mit jedem Satz, den ich lese, wird es für mich unbegreiflicher, wie diese selbstbewusste, willensstarke und wunderschöne Frau so in Vergessenheit geraten konnte. Immerhin war sie eine sprudelnde Inspirationsquelle für Bertold Brecht und eine Herzensbrecherin für viele andere, die ihrem Charme erlagen.
Ich war fasziniert von der bunten und schillernden Welt des Berlins der Zwanziger Jahre, so lebendig erzählt, als wäre man dabei gewesen. Und dann war ich wiederum so traurig, mitzuerleben, wie dieser wilde Mikrokosmos auseinander bricht und sich in alle Winde verstreut, weil so viele von ihnen vor den Nazis fliehen mussten, auch Carola. Und ich war gefesselt von der Lebensgeschichte dieser „Königin von Berlin“, die ich wahnsinnig gern kennengelernt hätte.
P.S.: Die Autorin gibt den Tipp, sich auf youtube anzusehen wie Carola Neher den „Barbara-Song“ in der Verfilmung der Dreigroschenoper singt, das habe ich getan – und bin ihr verfallen.
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