1679. Mitten im Atlantik, auf der Insel St. Helena, träumt der achtjährige Angus einen großen Traum: Er will in die Fußstapfen des Sternenforschers Edmond Halley treten und dessen Gehilfe im fernen London werden. Angus übt für seine Laufbahn als Wissenschaftler, indem er tagsüber Vögel zählt und nachts die Position der Sterne markiert, wie Halley es ihm bei seinem Besuch auf der Insel beigebracht hat. Als es unter dem tyrannischen Gouverneur zu Unruhen kommt, rückt die Erfüllung von Angus' Traum unverhofft näher: Mit einem geheimen Brief wird er als blinder Passagier an Bord eines Schiffes geschickt, um in England die Hilfe des geschätzten Herrn Halley zu erbitten...
Ein außergewöhnlicher Roman über die Anfänge der Aufklärung und die berührende Freundschaft zwischen einem kleinen Jungen und einem großen Universalgelehrten.
Großartige Reise ins 17. Jahrhundert und zu den Anfängen der Wissenschaft
Lesendes Federvieh aus München am 17.04.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Dieser außergewöhnliche Roman wird aus der Sicht von Angus erzählt, einem intelligenten, wissbegierigen, aufgeweckten und liebenswerten Jungen. Die Geschichte wird getragen von Angus, man taucht ein in seine Welt, in seine Gedanken, seine Zielstrebigkeit, man spürt seine absolute Aufrichtigkeit, seinen Eifer und erlebt alles hautnah mit. Zu Beginn ist er etwa acht Jahre alt und berichtet ohne Wertung, was um ihn herum geschieht. In seinem kindlichen Verständnis ereignen sich die Dinge einfach, es ist so wie es ist. Mit zunehmendem Alter wandelt sich diese Sichtweise, er hinterfragt mehr und zieht eigene Schlüsse. Gerade diese Weiterentwicklung fand ich großartig geschildert. Durch die Art des Schreibens aus der Sicht eines Kindes kommen die gesellschaftlichen Unterschiede und Ungerechtigkeiten noch eindringlicher zur Geltung, es wird zum Teil nur angedeutet und so kann man sich den Rest selbst vorstellen. Genau das wirkt viel bedrückender und eindringlicher, als das Geschehen direkt zu benennen.
Gerade durch den klaren, ruhigen, pointierten und bildgewaltigen Schreibstil ist man von Beginn an auf der Insel dabei, man beobachtet etwa mit Angus hoch oben zwischen den Zweigen des Araukariebaumes die verschiedenen vorüberziehenden Vogelarten und nachts den funkelnden Sternenhimmel, später begleitet man ihn dann nach London. Der Alltag und das Leben auf St. Helena, auf dem Schiff sowie in London erschließen sich von Seite zu Seite immer deutlicher. Dabei sind die einzelnen Figuren so genau und plastisch skizziert, alles wirkte lebendig und authentisch.
Die Lebensbedingungen im 17. Jahrhundert, der meilenweite Graben zwischen Arm und Reich, werden detailliert geschildert. Ehrlich und ohne etwas zu beschönigen oder im Nachhinein zu glorifizieren. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die Wissenschaft gewinnt immer mehr an Einfluss. So erfährt man sehr ausführlich über den Beginn der wissenschaftlichen Forschungen und ihrer Experimente. Hier benötigt man schon eine ruhige Leseecke, um ungestört diese Passagen wirken zu lassen.
Der Roman ist wirklich lesenswert und insgesamt so fesselnd, dass man auch über einige Längen, gerade im zweiten Teil während sich Angus in London befindet, hinwegsehen kann. Es hat mir große Freude bereitet, Angus ein Stück seines Lebensweges zu begleiten, eines Weges, der zeigt, dass Träume wahr werden können, wenn man den Mut behält.
Es ist ein schönes und lesenswertes Buch.
Buchstabenfestival am 06.04.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
"Die Himmelskugel" hat mich aus der Komfortzone gerissen und mitgezogen ins Jahr 1679 auf eine kleine Insel, deren Frieden durch einen kaltherzigen, brutalen Gouverneur zerstört wird. Für Angus, einen kleinen Jungen, der sehr schnell laufen, noch besser klettern und am besten beobachten kann, werden die Zeiten hart. Die Freundlichkeit geht verloren, Gerüchte tauchen auf, die Gewalt nimmt zu und er hat immer weniger Zeit für seine Studien, die er für Herrn Halley durchführt. Diese Studien schärfen seine Augen, er muss die Bewegungen am Himmel beobachten und dokumentieren. Er lebt für diese Aufgabe und hofft eines Tages in London bei Herrn Halley arbeiten zu dürfen.
Es dauert über die Hälfte des Buches bis er in London ankommt. Die Überfahrt auf einem Schiff startet er als blinder Passagier und beendet sie als Schiffsjunge, der geschlagen und gedemütigt worde. Doch irgendwann steht er auf sicheren englischen Boden und verfolgt mit zähem Willen sein Ziel.
Die Geschichte ist wunderbar und traurig zugleich. Sie nahm mich mit, machte es mir aber nicht leicht. Sehr viel wird über die Bibel, Gott und das Leben nach den Regeln der Bibel geschrieben und es gab lange Passagen, die nicht immer einfach zu lesen waren. Jedoch fand ich die Sätze teilweise sehr sehr gut und so passend. Man spürte die Kälte, den Hunger, aber auch den Eifer und die Zielstrebigkeit von Angus. Seinen Kampf, um die Briefe richtig und vollständig zu übergeben, das Nachhaken und vorsichtige Einfordern und seine Standhaftigkeit, fand ich beeindruckend.
Ganz nebenbei erfuhr man von der Forschung aus dem 17. Jahrhundert. Die Anfänge der wissenschaftlichen Untersuchungen, die Vergleiche untereinander und die gesellschaftlichen Zwänge, die zudem durch den Willen des Königs beeinflusst wurden.
Es ist ein schönes und lesenswertes Buch. Man muss der Geschichte Zeit geben, sich zu entfalten und dann bereit sein abzutauchen. Es ist kein Buch für mal zwischendurch 10 Minuten Lesezeit, aber es lohnt sich einige Zeit zu investieren, um die gelungenen Sätze zu genießen und mit Angus ans Ziel zu kommen.
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