• Das zweite Leben des Adolf Eichmann
  • Das zweite Leben des Adolf Eichmann

Das zweite Leben des Adolf Eichmann

Roman

Buch (Gebundene Ausgabe)

20,00 €

inkl. gesetzl. MwSt.

Das zweite Leben des Adolf Eichmann

Ebenfalls verfügbar als:

Gebundenes Buch

Gebundenes Buch

ab 20,00 €
eBook

eBook

ab 16,99 €

Beschreibung

Details

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

19.08.2021

Verlag

Kiepenheuer & Witsch

Seitenzahl

240

Maße (L/B/H)

21,1/13,2/2,7 cm

Beschreibung

Rezension

»Ariel Magnus‘ Roman ›Das zweite Leben des Adolf Eichmann‹ sollte Schullektüre werden.« ("SWR 2 lesenswert")
»Magnus ist ein knallharter Satiriker, der mit seinen humoristischen Szenen und sarkastischen Formulierungen die finsteren Abgründe des gewissenlosen Schreibtischtäters erst recht offen legt.« ("WDR 3")
»Ein Bravourstück, das es auf atemberaubende Weise schafft, hinter die Fassade eines Mannes zu blicken, der in seinem Leben Massenmorde verantwortete und Kaninchen züchtete, leidenschaftlich Sonnenuntergänge liebte und den Transport von Millionen Juden ins Konzentrationslager organisierte.« ("ORF Hörfunk")
»Die Frage ist: Ist es überhaupt möglich, noch etwas über die Verbrechen Adolf Eichmanns zu schreiben, nachdem Autor*innen wie Hannah Arendt oder Harry Mulisch und viele andere das Phänomen Eichmann bereits ausführlich in Buchform seziert haben? Die Antwort: Ja. Es ist möglich. Ariel Magnus ist eine unglaublich gut erzählte literarische Verbrecher-Demontage gelungen.« ("WDR 5 Lesefrüchte")
»Ariel Magnus ist ein herausragender Roman gelungen. Er kommt dem Mythos Eichmann nahe, ohne ihn zu dämonisieren, aber auch ohne ihn zu ›menschlich‹ oder sympathisch darzustellen. Man mag das Buch als eine Art literarische Teufelsaustreibung betrachten – eine bewegende, brillant geschriebene Geschichtsstunde.« ("Deutschlandfunk Kultur")

Details

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

19.08.2021

Verlag

Kiepenheuer & Witsch

Seitenzahl

240

Maße (L/B/H)

21,1/13,2/2,7 cm

Gewicht

350 g

Auflage

1. Auflage

Übersetzer

Silke Kleemann

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-462-00091-7

Das meinen unsere Kund*innen

4.7

6 Bewertungen

Informationen zu Bewertungen

Zur Abgabe einer Bewertung ist eine Anmeldung im Kund*innenkonto notwendig. Die Authentizität der Bewertungen wird von uns nicht überprüft. Wir behalten uns vor, Bewertungstexte, die unseren Richtlinien widersprechen, entsprechend zu kürzen oder zu löschen.

5 Sterne

4 Sterne

3 Sterne

(0)

2 Sterne

(0)

1 Sterne

(0)

Ein gräßlich gutes Buch

Xirxe aus Hannover am 30.09.2021

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Ach du je, schon wieder was zum III. Reich und den Nazis – das kennt man doch schon Alles! So oder ähnlich mögen nicht Wenige denken, wenn sie diesen Buchtitel und den Klappentext lesen. Doch egal, wer wann wieviel schon zu diesem Thema gelesen, gesehen und/oder gehört hat – diese Lektüre lohnt sich in jedem Fall! Adolf Eichmann leitete im III. Reich die zentrale Stelle, die für die Organisation der Verfolgung, Vertreibung und Deportation von Juden verantwortlich war und somit für die Ermordung von ca. sechs Millionen Menschen. Nachdem er nach Kriegsende fünf Jahre untergetaucht war, gelang ihm die Flucht nach Argentinien, wo er bis zu seiner Entführung nach Israel im Jahr 1960 unbehelligt mit seiner Familie leben konnte. Über diese Zeit hat Ariel Magnus eine fiktive Teilbiographie geschrieben, wobei er sich nah an die wenig bekannten tatsächlichen Begebenheiten sowie an den Sprech- bzw. Schreibstil Eichmanns gehalten hat, wie man an dessen schriftlichen Ergüssen wie beispielsweise Götzen feststellen kann. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es liest sich nicht einfach. Eichmann neigte zu ausufernden, schwadronierenden Sätzen gespickt mit Fremdworten, vermutlich um seine scheinbare Überlegenheit darzustellen. Magnus übernimmt dies in die Sprech- und Denkweise seiner fiktiven Figur Eichmann, die sich in Argentinien den Namen Ricardo Klement gab und stellt somit dar, was er tatsächlich war: ein armseliges Würstchen ohne Rückgrat, der vermutlich auch bei den Stalinisten oder Pol Pot Karriere gemacht hätte. Ohne ihn allzu sehr ins Lächerliche zu ziehen (sieht man mal von der Möhre ab ;-)), entblößt sich dieser fiktive Eichmann allein durch seine Gedankenwelt, die von der der realen Person möglicherweise gar nicht allzu sehr abweicht. Dennoch gibt es nicht allzuviel zum Lächeln: Sobald er eines seiner irrwitzigen Hirngespinste entwirft, um sich selbst etwas vorzumachen (beispielsweise hätten die Juden es ihm zu verdanken, dass sie einen eigenen Staat bekommen hätten), werden wie eine Selbstverständlichkeit die unvorstellbaren Grausamkeiten und Barbareien des III. Reiches erwähnt – ein eventuelles Lächeln bleibt einem im Halse stecken. Ein wichtiges Buch, ein Buch gegen das Vergessen – auf eine andere Art.

Ein gräßlich gutes Buch

Xirxe aus Hannover am 30.09.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Ach du je, schon wieder was zum III. Reich und den Nazis – das kennt man doch schon Alles! So oder ähnlich mögen nicht Wenige denken, wenn sie diesen Buchtitel und den Klappentext lesen. Doch egal, wer wann wieviel schon zu diesem Thema gelesen, gesehen und/oder gehört hat – diese Lektüre lohnt sich in jedem Fall! Adolf Eichmann leitete im III. Reich die zentrale Stelle, die für die Organisation der Verfolgung, Vertreibung und Deportation von Juden verantwortlich war und somit für die Ermordung von ca. sechs Millionen Menschen. Nachdem er nach Kriegsende fünf Jahre untergetaucht war, gelang ihm die Flucht nach Argentinien, wo er bis zu seiner Entführung nach Israel im Jahr 1960 unbehelligt mit seiner Familie leben konnte. Über diese Zeit hat Ariel Magnus eine fiktive Teilbiographie geschrieben, wobei er sich nah an die wenig bekannten tatsächlichen Begebenheiten sowie an den Sprech- bzw. Schreibstil Eichmanns gehalten hat, wie man an dessen schriftlichen Ergüssen wie beispielsweise Götzen feststellen kann. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es liest sich nicht einfach. Eichmann neigte zu ausufernden, schwadronierenden Sätzen gespickt mit Fremdworten, vermutlich um seine scheinbare Überlegenheit darzustellen. Magnus übernimmt dies in die Sprech- und Denkweise seiner fiktiven Figur Eichmann, die sich in Argentinien den Namen Ricardo Klement gab und stellt somit dar, was er tatsächlich war: ein armseliges Würstchen ohne Rückgrat, der vermutlich auch bei den Stalinisten oder Pol Pot Karriere gemacht hätte. Ohne ihn allzu sehr ins Lächerliche zu ziehen (sieht man mal von der Möhre ab ;-)), entblößt sich dieser fiktive Eichmann allein durch seine Gedankenwelt, die von der der realen Person möglicherweise gar nicht allzu sehr abweicht. Dennoch gibt es nicht allzuviel zum Lächeln: Sobald er eines seiner irrwitzigen Hirngespinste entwirft, um sich selbst etwas vorzumachen (beispielsweise hätten die Juden es ihm zu verdanken, dass sie einen eigenen Staat bekommen hätten), werden wie eine Selbstverständlichkeit die unvorstellbaren Grausamkeiten und Barbareien des III. Reiches erwähnt – ein eventuelles Lächeln bleibt einem im Halse stecken. Ein wichtiges Buch, ein Buch gegen das Vergessen – auf eine andere Art.

Die Gedankenwelt eines Kriegsverbrechers im Exil

claudi-1963 aus Schwaben am 11.09.2021

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

"Klement erinnerte sich noch, dass sein Name auf der ersten Kriegsverbrecherliste, die er in der Feindespresse gefunden hatte, einen bescheidenen siebten Platz eingenommen hatte..." (Buchauszug) Buenos Aires 1952: Als Ricardo Klement hat sich Alfred Eichmann in seinem Exil Argentinien ein neues Leben aufgebaut. Heute soll seine Familie endlich nach langer Zeit zu ihm kommen. Erst einmal gibt er sich als Onkel aus, damit er sich ja nicht verdächtig macht oder erkannt wird und die Kinder sich nicht verplappern. Leider sind am Ankunftstag seiner Familie alle Blumen auserkauft, den Evita Perón ist verstorben und zu ihren Ehren wurden alle Blumen aufgekauft. Gedanken macht sich Klement außerdem, ob seine Familie mit seinem bescheidenen Leben zurechtkommen wird. Wenigstens erhalten einige SS und NSDAP Funktionäre von Juan Perón Unterstützung und so treffen sie sich gelegentlich zu einem kleinen Plausch. Doch wrd seine Tarnung auf Dauer stand halten? --- Meine Meinung: Ariel Magnus hat in seinem Buch anhand von Schriften Adolf Eichmanns Verhören, Büchern und Manuskripten dieses Buch verfasst. Bei der Leseprobe erhoffte ich, dass es auf ein einfach zu lesendes, teils satirisches Buch hinausläuft. Jedoch je länger ich in die Geschichte eintauche, desto rabiater und erschütternder empfand ich vor allem das Gedankengut dieses Kriegsverbrechers. Er fühlt sich mitunter als total Unschuldiger, der nur seine Befehle befolgt hat und im Grunde den Juden nichts Schlimmes antun wollte. Anderseits kommt er jedoch immer wieder zu der Erkenntnis, dass es besser gewesen wäre, wenn keiner von ihnen damals überlebt hätte. Diese menschenverachtenden Gedanken machen mich zusehends immer wütender, dass ich sogar öfters darüber nachdenke, dieses Buch abzubrechen. Mitunter allerdings verspottet der Autor Eichmann, indem er sich über Klement lustig macht. Sei es, in dem er eine Sexszene mit seiner Frau Vera einbaut, die er hier etwas satirisch darstellt. Ich allerdings konnte mit dieser Art von Parodie wenig anfangen, wahrscheinlich weil ich zu schockiert war von Eichmanns Gedankengut. Zwar stützt sich der Autor auf einige Quellen in seinem Buch, doch die Gespräche sind meist fiktiv dargestellt. Fraglos kann ich mir gut vorstellen, dass es so in etwa abgelaufen sein könnte. Erschütternd empfand ich dagegen eine Zusammenkunft Adolf Eichmanns mit dem SS-Lagerarzt Josef Mengele, die hier ihre Erinnerungen austauschen. Dabei erinnert er sich an eine Jüdin, die ihre blinde Mutter begleiten wollte und er ihr einen Tritt in die andere Richtung ins Leben gab. Wörtlich sagt er, hier:"Kapieren Sie, was ich Ihnen da gerade sage? Ich habe diese dumme Kuh gerettet." Diese dumme Kuh, wie er sie hier nennt, war die Großmutter des Autors. Deren tatsächliche Begebenheit er hier mit eingefügt hat. Ob man diese bekannten Kriegsverbrecher hier wirklich literarisch zu Wort kommen lassen muss, wage ich selbst zu bezweifeln. Den gerade seine menschenverachtenden Aussagen und Ansichten, die ich hier als Leser ungefiltert vorgeführt bekomme, haben mich sehr betroffen und wütend gemacht. Vielleicht mag es den einen oder anderen ebenfalls aufwühlen, wie mich. Allerdings sehe ich auch eine große Gefahr darin, dass sie dieses Buch verehren werden, wenn es Anhängern dieser Kriegsverbrecher in die Hände gerät. Leider konnte mich der Schreibstil des Autors ebenfalls nicht überzeugen. Zu viele Fremdwörter und oftmals recht kompliziert formuliert ist dieses Buch nicht gerade einfach zu lesen. Deshalb kann ich diesem Buch leider nur 3 1/2 von 5 Sterne geben.

Die Gedankenwelt eines Kriegsverbrechers im Exil

claudi-1963 aus Schwaben am 11.09.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

"Klement erinnerte sich noch, dass sein Name auf der ersten Kriegsverbrecherliste, die er in der Feindespresse gefunden hatte, einen bescheidenen siebten Platz eingenommen hatte..." (Buchauszug) Buenos Aires 1952: Als Ricardo Klement hat sich Alfred Eichmann in seinem Exil Argentinien ein neues Leben aufgebaut. Heute soll seine Familie endlich nach langer Zeit zu ihm kommen. Erst einmal gibt er sich als Onkel aus, damit er sich ja nicht verdächtig macht oder erkannt wird und die Kinder sich nicht verplappern. Leider sind am Ankunftstag seiner Familie alle Blumen auserkauft, den Evita Perón ist verstorben und zu ihren Ehren wurden alle Blumen aufgekauft. Gedanken macht sich Klement außerdem, ob seine Familie mit seinem bescheidenen Leben zurechtkommen wird. Wenigstens erhalten einige SS und NSDAP Funktionäre von Juan Perón Unterstützung und so treffen sie sich gelegentlich zu einem kleinen Plausch. Doch wrd seine Tarnung auf Dauer stand halten? --- Meine Meinung: Ariel Magnus hat in seinem Buch anhand von Schriften Adolf Eichmanns Verhören, Büchern und Manuskripten dieses Buch verfasst. Bei der Leseprobe erhoffte ich, dass es auf ein einfach zu lesendes, teils satirisches Buch hinausläuft. Jedoch je länger ich in die Geschichte eintauche, desto rabiater und erschütternder empfand ich vor allem das Gedankengut dieses Kriegsverbrechers. Er fühlt sich mitunter als total Unschuldiger, der nur seine Befehle befolgt hat und im Grunde den Juden nichts Schlimmes antun wollte. Anderseits kommt er jedoch immer wieder zu der Erkenntnis, dass es besser gewesen wäre, wenn keiner von ihnen damals überlebt hätte. Diese menschenverachtenden Gedanken machen mich zusehends immer wütender, dass ich sogar öfters darüber nachdenke, dieses Buch abzubrechen. Mitunter allerdings verspottet der Autor Eichmann, indem er sich über Klement lustig macht. Sei es, in dem er eine Sexszene mit seiner Frau Vera einbaut, die er hier etwas satirisch darstellt. Ich allerdings konnte mit dieser Art von Parodie wenig anfangen, wahrscheinlich weil ich zu schockiert war von Eichmanns Gedankengut. Zwar stützt sich der Autor auf einige Quellen in seinem Buch, doch die Gespräche sind meist fiktiv dargestellt. Fraglos kann ich mir gut vorstellen, dass es so in etwa abgelaufen sein könnte. Erschütternd empfand ich dagegen eine Zusammenkunft Adolf Eichmanns mit dem SS-Lagerarzt Josef Mengele, die hier ihre Erinnerungen austauschen. Dabei erinnert er sich an eine Jüdin, die ihre blinde Mutter begleiten wollte und er ihr einen Tritt in die andere Richtung ins Leben gab. Wörtlich sagt er, hier:"Kapieren Sie, was ich Ihnen da gerade sage? Ich habe diese dumme Kuh gerettet." Diese dumme Kuh, wie er sie hier nennt, war die Großmutter des Autors. Deren tatsächliche Begebenheit er hier mit eingefügt hat. Ob man diese bekannten Kriegsverbrecher hier wirklich literarisch zu Wort kommen lassen muss, wage ich selbst zu bezweifeln. Den gerade seine menschenverachtenden Aussagen und Ansichten, die ich hier als Leser ungefiltert vorgeführt bekomme, haben mich sehr betroffen und wütend gemacht. Vielleicht mag es den einen oder anderen ebenfalls aufwühlen, wie mich. Allerdings sehe ich auch eine große Gefahr darin, dass sie dieses Buch verehren werden, wenn es Anhängern dieser Kriegsverbrecher in die Hände gerät. Leider konnte mich der Schreibstil des Autors ebenfalls nicht überzeugen. Zu viele Fremdwörter und oftmals recht kompliziert formuliert ist dieses Buch nicht gerade einfach zu lesen. Deshalb kann ich diesem Buch leider nur 3 1/2 von 5 Sterne geben.

Unsere Kund*innen meinen

Das zweite Leben des Adolf Eichmann

von Ariel Magnus

4.7

0 Bewertungen filtern

Unsere Buch­händler*innen meinen

Profilbild von Tobias Groß

Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

Tobias Groß

Thalia Leipzig

Zum Portrait

4/5

Das Böse muss nicht immer ein Genie sein

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Warum verfallen Menschen dem Bösen? Warum führen sie skrupellos Befehle aus, mögen sie auch noch so brutal und falsch sein? Und warum fühlen sie sich bei einer Anklage im Recht? Das höchstverwerfliche „Ich hab ja nur Befehle ausgeführt …“ ist dabei DIE moralische Reinwaschung, wie sie insbesondere im Rahmen der juristischen Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nationalsozialisten häufig geäußert wurde. Besonders einer wurde dabei zum Synonym des empathielosen, intellektuell jedoch ziemlich beschränkten Massenmörders – die Rede ist von Adolf Eichmann, der die Deportation der Juden aus Deutschland organisierte. Mit dessen Leben im Exil hat sich Ariel Magnus hat sich in seinem satirisch anmutenden »Das zweite Leben des Adolf Eichmann« auseinandergesetzt. Eichmann fungiert hier als Ich-Erzähler und schildert seine (fiktive) Sicht der Dinge. Schuldeingeständnisse, moralische Zweifel oder Empathie? Fehlanzeige. Im Gegenteil, Eichmann sieht sich als Erlöser des jüdischen Volkes, ja sogar als dessen Freund. Und als den zweitstärksten Mann im ehemaligen NS-Staat, der (nur in seiner Welt) vollkommen zu Unrecht unter dem falschen Namen Ricardo Klement ein banales Dasein mit seiner Familie in der argentinischen Provinz fristet. Ariel Magnus »Das zweite Leben des Adolf Eichmann« ist ein bitterböses literarisches Psychogramm eines der größten Verbrecher der Menschheitsgeschichte. Der sich selber jedoch nicht so sah. Auf Dauer ist die Lektüre der Gedanken dieses pathologischen Mannes etwas ermüdend, diverse Perspektivwechsel und die Sicht anderer hätten dem Roman gut getan. Daher ist »Das zweite Leben des Adolf Eichmann« ein forderndes Buch, das – obwohl einfach geschrieben – schockiert und nicht leicht zu lesen ist. Und dessen Lektüre trotzdem lohnt. Denn Magnus schafft es glaubhaft darzulegen, dass das Böse manchmal ziemlich banal und einfach gestrickt ist – was seine Gefährlichkeit jedoch nicht mindert. Im Gegenteil.
4/5

Das Böse muss nicht immer ein Genie sein

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Warum verfallen Menschen dem Bösen? Warum führen sie skrupellos Befehle aus, mögen sie auch noch so brutal und falsch sein? Und warum fühlen sie sich bei einer Anklage im Recht? Das höchstverwerfliche „Ich hab ja nur Befehle ausgeführt …“ ist dabei DIE moralische Reinwaschung, wie sie insbesondere im Rahmen der juristischen Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nationalsozialisten häufig geäußert wurde. Besonders einer wurde dabei zum Synonym des empathielosen, intellektuell jedoch ziemlich beschränkten Massenmörders – die Rede ist von Adolf Eichmann, der die Deportation der Juden aus Deutschland organisierte. Mit dessen Leben im Exil hat sich Ariel Magnus hat sich in seinem satirisch anmutenden »Das zweite Leben des Adolf Eichmann« auseinandergesetzt. Eichmann fungiert hier als Ich-Erzähler und schildert seine (fiktive) Sicht der Dinge. Schuldeingeständnisse, moralische Zweifel oder Empathie? Fehlanzeige. Im Gegenteil, Eichmann sieht sich als Erlöser des jüdischen Volkes, ja sogar als dessen Freund. Und als den zweitstärksten Mann im ehemaligen NS-Staat, der (nur in seiner Welt) vollkommen zu Unrecht unter dem falschen Namen Ricardo Klement ein banales Dasein mit seiner Familie in der argentinischen Provinz fristet. Ariel Magnus »Das zweite Leben des Adolf Eichmann« ist ein bitterböses literarisches Psychogramm eines der größten Verbrecher der Menschheitsgeschichte. Der sich selber jedoch nicht so sah. Auf Dauer ist die Lektüre der Gedanken dieses pathologischen Mannes etwas ermüdend, diverse Perspektivwechsel und die Sicht anderer hätten dem Roman gut getan. Daher ist »Das zweite Leben des Adolf Eichmann« ein forderndes Buch, das – obwohl einfach geschrieben – schockiert und nicht leicht zu lesen ist. Und dessen Lektüre trotzdem lohnt. Denn Magnus schafft es glaubhaft darzulegen, dass das Böse manchmal ziemlich banal und einfach gestrickt ist – was seine Gefährlichkeit jedoch nicht mindert. Im Gegenteil.

Tobias Groß
  • Tobias Groß
  • Buchhändler*in

Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

Unsere Buchhändler*innen meinen

Das zweite Leben des Adolf Eichmann

von Ariel Magnus

0 Rezensionen filtern

Weitere Artikel finden Sie in

Die Leseprobe wird geladen.
  • Das zweite Leben des Adolf Eichmann
  • Das zweite Leben des Adolf Eichmann