Buchhändler/-innen im Portrait

Meine Lieblingsbuchhändler/-innen

Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

Tobias Groß Buchhandlung: Thalia Leipzig – Grimmaische Straße
0 Rezensionen 99+ Follower
Meine letzte Rezension Das Archiv der Herzschläge von Laura Imai Messina
Kein Organ unseres Körpers ist wichtiger als das Herz. Es ist unser Motor, der Muskel, der alles steuert und dafür sorgt, dass wir leben. Und lieben. Doch Herzen können brechen, auseinandergerissen werden und so einen Menschen aus dem Gleichgewicht bringen. Oder sogar dafür sorgen, dass er fällt. Doch auch ein Herz kann heilen. Besonders dann, wenn es Menschen findet, mit denen man das Erlebte gemeinsam verarbeiten kann. Exakt so ergeht es dem Protagonisten in Laura Imai Messinas Roman »Das Archiv der Herzschläge«. Shūichi ist ein gebrochener Mann. Nach dem Tod seiner Mutter kehrt der herzkranke Kinderbuchillustrator in sein Elternhaus zurück, wo ihn die Erinnerungen an seine Kindheit einholen. Doch nicht nur die. Denn eines Tages taucht ein Junge auf, der heimlich Gegenstände aus der Garage klaut. Wie sich schnell herausstellt, ist Kento ein Schüler seiner Mutter, der ebenso wenig über deren Tod hinweg kommt. Doch nicht nur das verbindet die beiden, denn im Laufe der Zeit Kento erinnert immer mehr an Shūichis Sohn, der bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Eine tiefe Freundschaft nimmt so ihren Ursprung, die für Shūichi der Beginn eines neuen Lebens wird. Auf der abgelegenen Insel der Herzschläge macht er Frieden mit seiner Vergangenheit und lässt auch die Liebe zurück in sein Leben. Mit »Das Archiv der Herzschläge« ist Laura Imai Messina ein feinfühliger und leiser Roman gelungen, dessen wunderbare Geschichte die Leser:innen tief berühren wird. Ein großartiges Buch über eine echte Freundschaft zwischen zwei Menschen, welche die Kraft hat, gebrochene Herzen zu heilen. Und tiefe Trauer zu überwinden. Laura Imai Messinas charakterstarker Roman ist der beste literarische Beweis dafür, denn um loslassen zu können, braucht es manchmal einfach nur Menschen, die einem gut tun. Und bedingungslos zur Seite stehen. Ein traurig-schönes und dennoch viel Hoffnung spendendes Leseerlebnis.
ab 22,00 €
5/5
  • Tobias Groß
  • Buchhändler/-in

Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

5/5

Das Archiv der Herzschläge

Kein Organ unseres Körpers ist wichtiger als das Herz. Es ist unser Motor, der Muskel, der alles steuert und dafür sorgt, dass wir leben. Und lieben. Doch Herzen können brechen, auseinandergerissen werden und so einen Menschen aus dem Gleichgewicht bringen. Oder sogar dafür sorgen, dass er fällt. Doch auch ein Herz kann heilen. Besonders dann, wenn es Menschen findet, mit denen man das Erlebte gemeinsam verarbeiten kann. Exakt so ergeht es dem Protagonisten in Laura Imai Messinas Roman »Das Archiv der Herzschläge«. Shūichi ist ein gebrochener Mann. Nach dem Tod seiner Mutter kehrt der herzkranke Kinderbuchillustrator in sein Elternhaus zurück, wo ihn die Erinnerungen an seine Kindheit einholen. Doch nicht nur die. Denn eines Tages taucht ein Junge auf, der heimlich Gegenstände aus der Garage klaut. Wie sich schnell herausstellt, ist Kento ein Schüler seiner Mutter, der ebenso wenig über deren Tod hinweg kommt. Doch nicht nur das verbindet die beiden, denn im Laufe der Zeit Kento erinnert immer mehr an Shūichis Sohn, der bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Eine tiefe Freundschaft nimmt so ihren Ursprung, die für Shūichi der Beginn eines neuen Lebens wird. Auf der abgelegenen Insel der Herzschläge macht er Frieden mit seiner Vergangenheit und lässt auch die Liebe zurück in sein Leben. Mit »Das Archiv der Herzschläge« ist Laura Imai Messina ein feinfühliger und leiser Roman gelungen, dessen wunderbare Geschichte die Leser:innen tief berühren wird. Ein großartiges Buch über eine echte Freundschaft zwischen zwei Menschen, welche die Kraft hat, gebrochene Herzen zu heilen. Und tiefe Trauer zu überwinden. Laura Imai Messinas charakterstarker Roman ist der beste literarische Beweis dafür, denn um loslassen zu können, braucht es manchmal einfach nur Menschen, die einem gut tun. Und bedingungslos zur Seite stehen. Ein traurig-schönes und dennoch viel Hoffnung spendendes Leseerlebnis.

Meine Lieblingswerke

    • Tobias Groß
    • Buchhändler/-in

    Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

    5/5

    Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau

    Ein grandioser Roman über das Erwachsenwerden in einer ostdeutschen Kleinstadt, wo gemunkelt wird, dass es sich um Schwerin handeln könnte. Voller Witz und Empathie erleben wir die Geschichte des sympathisch-spleenigen Außenseiters Sascha, dessen ereignisloses Leben durch die geheimnisvolle Juri vollkommen auf den Kopf gestellt wird. Im Plattenbaugebiert erleben die beiden den Sommer 1994 gemeinsam und legen in den wenigen Wochen ihrer liebevollen (!) Freundschaft die Grundsteine für ihr späteres Leben. Björn Stephans ist mit »Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau« ein herausragend-gutes Debüt gelungen, das literarisch perfekt die Transformationszeit von Ost zu West beschreibt und in welchem sich viele in der Nachwendezeit sozialisierte Leser:innen wiederfinden werden. Definitiv ein Roman für die Kategorie Lieblingsbuch.

    • Tobias Groß
    • Buchhändler/-in

    Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

    4/5

    Offene See

    In den heutigen westlichen Gesellschaften ist jung sein ein Privileg wie selten zuvor. Jungen Menschen steht die Welt offen, sie haben Millionen Möglichkeiten ihr Leben so zu gestalten, wie sie es wollen. Doch das war nicht immer so. Noch bis in die Mitte der 1970er Jahre waren es die Eltern die entschieden haben, in welche Richtung das Leben ihrer Sprösslinge geht. Die Kinder selbst hatten kein Mitspracherecht, sie mussten sich fügen, ein Aufbegehren war unmöglich. Schon mit der Geburt war das Leben vorherbestimmt, nur wenigen gelang der Ausbruch aus diesem Kreislauf. Auch Robert Appleyard, dem 16-jährigen Protagonisten und Ich-Erzähler in Benjamin Myers Roman ‘Offene See‘, sollte dieses Schicksal ereilen. Sein Leben war vorherbestimmt, er sollte direkt nach der Schule als Minenarbeiter in den Kohlebergwerken Nordenglands arbeiten. Doch der freiheitsliebende Tagträumer Robert rebellierte, packte nach der letzten Prüfung eilig seine Sachen und ging kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf Wanderschaft gen Süden. Bevor er in die ewige Dunkelheit unter Tage muss, will er unbedingt einmal das Meer sehen. Dabei streift er durch die Natur, arbeitet mal hier, mal da, lebt von Tag zu Tag. Als er bei einem kleinen Cottage die eigenwillige Lebenskünstlerin Dulcie trifft, endet seine Reise. Er verbringt den Sommer am Meeresufer und hält das Anwesen der unkonventionellen älteren Dame in Schuss, welche ihm seinen Arbeitseinsatz mit fürstlichen Bewirtungen dankt. Aller Lebensmittelrationierung zum Trotz. Durch die Freundschaft mit Dulcie wird Robert in diesem Sommer erwachsen. Nicht nur körperlich, auch geistig setzt bei dem Teenager ein Reifeprozess ein. Er liest unendlich viele Gedichte, immer wieder und immer wieder und stößt dabei auf ein Geheimnis, eine schmerzhafte Lücke in Dulcies Biografie. Am Anfang lehnt sie ab darüber zu sprechen, doch am Ende des Sommers offenbart sie sich Robert – und ermutigt ihn sein eigenes Leben zu führen, unabhängig von den Eltern und weit weg von den Kohlebergwerken. Benjamin Myers ist mit ‘Offene See‘ ein herrlich altmodisches Buch gelungen. Eine Novelle, in dessen Mittelpunkt aufgrund vieler Metaphern und unzähliger bildhafter Vergleiche eindeutig die Sprache steht. Das ist die große Stärke des Romans und macht die sehr konstruiert wirkende Handlung, deren Ausgang von Beginn an klar ist, mehr als Wett. Zwar ist ‘Offene See‘ kein weltbewegendes Buch, im Großen und Ganzen ist hier alles nicht neu und trotzdem ist es äußerst lesenswert. Und äußerst gelungen. Eine wunderschön geschriebene Coming-of-age-Story, die poetische Geschichte einer Freundschaft zwischen Jung und Alt.

    • Tobias Groß
    • Buchhändler/-in

    Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

    5/5

    Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte

    Wohl kaum ein Ereignis im Leben eines Menschen ist schwieriger zu bewältigen, als das Begleiten der eigenen Eltern in den Tod. Wenn man mit ansehen muss, wie die einstigen Felsen in der Brandung plötzlich anfangen zu Staub zu verfallen und ein Leben scheinbar rückwärts verläuft. Ein Rollenwechsel, indem die Kinder erwachsen und die Eltern wieder zu Kindern werden. Eine Metamorphose. Exakt dieser schweren Prüfung muss sich der siebzehnjährige Aleksy in Tatiana Tîbuleacs ‘Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte‘ stellen. Dabei hasst er doch seine Mutter, er verachtet sie zutiefst. Zunächst. Denn als die beiden den Sommer in Frankreich verbringen und die noch nicht einmal vierzigjährige ihrem Sohn offenbart, dass sie unter einem unheilbaren Krebs leidet, ändert sich alles. Aleksy wird auf einen Schlag erwachsen, muss sich um seine immer schwächer werdende Mutter kümmern. Er beginnt sie zu lieben. Und muss gleichzeitig Abschied von ihr nehmen. Tatiana Tîbuleac ist mit ‘Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte‘ ein herausragender Roman gelungen. Eine außergewöhnliche Mutter-Sohn-Geschichte, die einerseits schmerzvoll und tragisch, andererseits voll trauriger Schönheit ist. Diese sprachgewaltige Erzählung über Abschied und eine doppelseitige Verwandlung geht ans Herz - und ist dabei doch alles andere als sentimental oder kitschig. Im Gegenteil: sie regt zum intensiven Nachdenken über familiäre Beziehungen an. Und zeigt, wie schnell doch alles vorbei sein kann. Ein großes Stück Literatur, zudem hervorragend übersetzt.

    • Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte
    • Tatiana Țîbuleac
    • ab 22,00 €
    • Tobias Groß
    • Buchhändler/-in

    Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

    5/5

    Der Sprung

    2019. Es scheint, als würden wir das letzte bisschen Anstand was wir noch haben, verlieren. Mehr miteinander kämpfen als zusammen leben. Empathie ist für viele ein Fremdwort, nur noch das eigene ich zählt. Das Mistrauen regiert. Kein Wunder, das wir dadurch psychisch verwundbarer werden und so reicht manchmal schon eine klitzekleine Kränkung, eine eigentlich nicht bös gemeinte Tat und alles bricht zusammen. Genau so ergeht es der eigentlichen Protagonistin in Simone Lapperts Erstlingswerk ‘Der Sprung‘. Eine junge Frau steht auf dem Dach eines Mietshauses, anscheinend bereit ihrem Leben ein Ende zu setzen. Doch irgendetwas stimmt nicht. Sie brüllt, flucht und wirft ständig Gegenstände auf die am Boden stehenden Polizisten und schaulustigen Gaffer, äh, Passanten. Zudem weigert sie sich strikt herunterzukommen. Über 24 Stunden geht dieses Spiel. Aber verhält sich so eine lebensmüde Frau? Ist das vielleicht alles nur ein Missverständnis? Und wieso interessieren sich so viele Menschen für diesen Vorfall? Fragen über Fragen, die alle im Laufe dieser Geschichte geklärt werden. So, dass am Ende alles zusammenhängt. Und genau hier liegt die große Stärke dieses Episodenromans, bei dem insgesamt elf Menschen im Mittelpunkt der Handlung stehen. Die Zusammenhänge wirken nicht künstlich, nicht gezwungen. Alles ergibt irgendwie Sinn, alles ist glaubhaft und könnte sich genau so in jeder mittelgroßen deutschen Stadt abspielen. Auch das Ende, welches den Leser überraschen und schockiert zurücklassen wird - und neue Fragen aufwirft. ‘Der Sprung‘ ist kein Krimi, auch kein Psychothriller und fesselt doch von der ersten bis zur letzten Seite. Mit einer zeitgemäßen und klaren Sprache schafft es die Autorin eine Atmosphäre zu erzeugen, die ihres Gleichen sucht. Eine dichte Atmosphäre die aufgrund ihrer Normalität sehr beklemmend ist. Höchst ungewöhnlich für ein Debüt dafür umso bemerkenswerter. Wie das gesamte Buch, denn Simone Lappert ist ein beeindruckender, ja ein fantastischer Roman gelungen. Es ist das Portrait einer labilen Gesellschaft, höchst verunsichert und fragil. Ein Psychogram unserer Gesellschaft.

    • Tobias Groß
    • Buchhändler/-in

    Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

    5/5

    Dschinns

    Die Geister des Vergangenen holen uns immer wieder ein. Egal wie sehr wir versuchen sie abzulegen, wie oft wir vor ihnen fliehen und glauben das Alte komplett hinter uns gelassen zu haben. Doch dann geschieht dieses eine schicksalshafte Ereignis und die Dämonen sind wieder da. Sie sind plötzlich unter uns. Machen uns das Leben unnötig schwer. Von diesen Geistern der Vergangenheit erzählt Fatma Aydemir in ihrem großartigen Roman, der völlig zurecht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 stand. Im Mittelpunkt von »Dschinns« stehen die Eltern und Kinder einer kurdisch-türkischen Gastarbeiterfamilie, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben. Und dennoch keine Heimat haben. Seit längerem ist die Familie verstreut, doch der plötzliche Tod Hüseyins und die bevorstehende Beerdigung des Vaters, führt die verbliebenen Familienmitglieder zusammen nach Istanbul. Dort hat sich Hüseyin mit dem Kauf einer Eigentumswohnung einen Traum erfüllt, doch ein plötzlicher Herzinfarkt weckt die Geister der Vergangenheit. Die Dschinns. Alle Familienmitglieder müssen sich diesen stellen. Und lassen uns teilhaben an ihren schweren und nicht beneidenswerten Lebenswegen. Mit »Dschinns« ist Fatma Aydemir eine großartiger politisierter Roman gelungen, welcher den Blick der Lesenden auf die zweite migrantische Generation in Deutschland schärft. Und zeigt, welch hartes Schicksal die Kinder aus sog. „Einwandererfamilien“ wirklich ereilte: der alltägliche Rassismus, die prinzipielle Ungleichbehandlung, das Suchen und Finden unorthodoxer Wege um zu überleben. Erzählt wird all dies in klaren, jedoch emotionalen Sprache. Linguistisch äußerst spannend und außergewöhnlich ist allerdings die mysteriöse Ich-Perspektive, welche sich im Laufe der Geschichte als Stimme der Geister des Geschehen entpuppt und die Protagonist:innen begleitet. »Dschinns« ist ein großer Roman, dessen Lektüre den Lesenden eine Welt offenbart, welche wohl die allerwenigsten von uns wirklich kennen. Ein Augen öffnendes literarisches Highlight, ein Buch über Heimat und Identität, das definitiv lange im Gedächtnis bleiben wird.

    • Tobias Groß
    • Buchhändler/-in

    Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

    5/5

    All die Liebenden der Nacht

    Irgendwann kommt für uns alle der Punkt im Leben, an welchem wir uns fragen, ob das wirklich schon alles war. Ob es jetzt immer so weitergehen wird. Ob wir unsere Träume verwirklicht und unsere Ziele erreicht haben. Nur die allerwenigsten sind hier völlig im Reinen mit sich. Der Großteil hadert jedoch und wünscht sich einen Ausweg aus dem Hamsterrad des Alltags. So ergeht es auch der Protagonistin in Mieko Kawakamis endlich ins Deutsche übersetztem dritten Roman. Im Mittelpunkt von »All die Liebenden der Nacht« steht Fuyuko. Eine Korrekturleserin, die mit 34 Jahren eine Existenz in einsamer Abgeschiedenheit führt und deren Jahreshighlight ein geburtstäglicher Spaziergang durch das nächtliche Tokio des 25. Dezember ist. Selbstausbeuterisch lebt sie für ihren Job, die Buchstaben und Wörter sind ihre einzigen Freund:innen, das korrigieren ihr gesamter Tagesinhalt. Doch als sie sich zufällig selbst im Spiegel betrachtet, sieht sie eine kaputte Frau. Die ein miserables Dasein fristet. Nach dieser Erkenntnis beginnt sie täglich zu trinken, was sie noch stärker in den dunklen Abgrund treibt. Doch eine Freundschaft und eine zufällige Begegnung verändern schlussendlich alles. Mit »All die Liebenden der Nacht« ist Mieko Kawakami ein literarisches Meisterwerk gelungen. Ein ergreifender Roman voller Melancholie, Weltschmerz und wohldosierter Traurigkeit, der die Lesenden mit der Protagonistin leiden lässt. So sehr, dass man während der Lektüre am liebsten in das Buch springen und Fuyuko wachrütteln möchte. Um sie zu retten. Doch trotz aller Dunkelheit erstrahlt am Ende des Romans viel wohltuendes Licht, dass »All die Liebenden der Nacht« zu einem grandiosen Leseerlebnis werden lässt.

    • Tobias Groß
    • Buchhändler/-in

    Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

    5/5

    Acht Berge

    Freundschaft ist eines der höchsten Güter im Leben eines Menschen. Das seltsame an ihr ist, dass sie sich sowohl zwischen ähnlichen, als auch zwischen vollkommen verschiedenen Personen entwickeln kann. Beide Arten haben sowohl Vor-, als auch Nachteile, doch beide verbindet, dass sie unsere Leben bereichern. “Acht Berge“ ist die autobiografisch beeinflusste Geschichte von Pietro, seinen Eltern und seinem besten Freund Bruno. Pietro fungiert als Ich-Erzähler und beleuchtet vor allem zwei Beziehungsebenen, welche als gleichberechtigt gelten können: die zu seinem Vater und die zu Bruno. Mit seinem Vater hat Pietro kein einfaches Verhältnis. Er ist nicht der gewünschte Sohn, weshalb ihre Beziehung von Enttäuschung und Entfremdung geprägt ist. Vieles bleibt unausgesprochenen, vieles scheitert an einem mangelnden Ausdruck von Gefühlen. Eine Vergebung geschieht erst nach dem Tod des Vaters. Die zweite Ebene ist die Freundschaft. Einer Freundschaft von Gegensätzen. Vom bereits bekannten Pietro, aufgewachsen in Mailand und Sohns eines wanderverrückten Chemikers, und Bruno, einem Kind der Berge, der das heimische Monte-Rosa-Massivs nie verlassen hat. Als Kinder erkunden sie die Berge des Massiv, als Erwachsene gehen sie ganz andere Wege. Pietro erkundet als Fotograf und Dokumentarfilmer die Welt, Bruno bleibt in seiner Heimat und ist zeitlebens Bergbauer. Beide verlieren sie sich dadurch regelmäßig aus den Augen - um danach wieder stärker verbunden zu sein als zuvor. Der eine kann nicht ohne den anderen. Cognetti hat die Gabe einen permanenten Film beim Lesen zu erzeugen, Kulisse und Geschichte bilden eine perfekte Symbiose. Die beiden sympathischen Glücksritter runden das Ganze ab und machen jede Minute der Lektüre zu einem Genuss. “Acht Berge“ ist ein Juwel. Ein Roman über Freundschaft. Über Sehnsüchte. Über den Sinn des Lebens. Und das vor einer unglaublich bildgewaltigen Kulisse. Tiefgründig und nachhallend.

    • Tobias Groß
    • Buchhändler/-in

    Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

    5/5

    Verbrenn all meine Briefe

    Die Familie ist ein Ort der Geheimnisse. Der hellen und guten, aber auch der dunklen und schlechten. Besonders letztere haben die Macht mehrere Generationen zu beeinflussen und das Leben der heute lebenden Familienmitglieder auf entscheidende Art und Weise zu steuern. Wirklich geheim bleiben sie jedoch selten, irgendwann kommen sie alle ans Tageslicht. Der bekannte schwedische Schriftsteller Alex Schulman kann ein Lied davon singen. Oder ein Buch darüberschreiben. Denn sein »Verbrenn all meine Briefe« ist nichts anderes als die (wahre) Geschichte seiner Familie. Schulman möchte eines Tages wissen, warum er so ist, warum seine Kinder manchmal Angst vor ihm haben. Er erinnert sich dabei an seine Kindheit, ganz besonders an einige Situationen mit seinen Großeltern. Er beginnt zu forschen und stößt im Nachlasse seines berühmten Großvaters Sven Stolpe und seiner Großmutter auf zahlreiche Briefe. Schriften, die offenbaren, warum Sven Stolpe eine erbitterte Feindschaft zu einem Kollegen pflegte und warum Karin ihn trotz allem ehelichen Freiheitsentzug nie verlassen hat. Denn 1932 hat sie Schuld auf sich geladen. Einen ganzen Sommer lang. Nur einen Sommer lang. Mit »Verbrenn all meine Briefe« ist Alex Schulman ein auf allen Ebenen fantatstisches Buch gelungen. Ein hervorragend übersetzter autofiktionaler Roman, der die Lesenden tief in die Familiengeschichte des Autors hineinzieht, sie nicht mehr loslässt und einen regelrechten Sog beim Lesen erzeugt. Mit detektivischem Spürsinn erzählt Schulman von einer Dreiecksbeziehung, die nur einen Sommer währte, heftige eheliche Unterdrückung ermöglichte und das Leben zweier Familien für immer veränderte. Selten wurde eine tragische Liebesgeschichte so emotional und trotzdem überzeugend erzählt. Ohne Kitsch und höchst literarisch. Ein Meisterwerk.

    • Tobias Groß
    • Buchhändler/-in

    Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

    5/5

    Stille

    Ein herausragendes Buch über etwas, was wir zunehmend verlieren und nur noch selten empfinden. Ein Buch über die Stille. Geschrieben von einem, der sie eigentlich nicht kennen darf. Und sie doch gefunden hat.

    • Tobias Groß
    • Buchhändler/-in

    Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.

    5/5

    Aus unseren Feuern

    Die Wende war zweifellos ein Epochenereignis. Für alle. Doch ganz besonders für diejenigen, welche in den Jahren 1989 und 1990 Kinder waren und sowohl in der DDR, die meiste Zeit jedoch in der BRD aufwuchsen, war es besonders hart. Welche Folgen diese gebrochene Sozialisation bis heute hat, das erfahren wir literarisch in Domenico Müllensiefens eindrucksvoller Leipzig-Geschichte. Im Mittelpunkt von »Aus unseren Feuern« steht Heiko “Heike” Persberg, einem in prekären Verhältnissen geborenen Leipziger, dessen Zuhause die Plattenbaugebiete der Stadt sind. Heiko ist Jahrgang 1985, erlebte die Wende als Kind und die Jahre darauf als Jugendlicher. Zusammen mit seinen Freunden Karsten und Thomas gehört er zu den großen Verlierern, denn die Perspektivlosigkeit der Eltern hat sich auf ihn übertragen. Egal was er tut, egal welchen Beruf er ausübt, er schafft es nicht dem Teufelskreis seiner Herkunft zu entkommen. Mehr noch: die Gesellschaft lässt ihn immer wieder spüren, dass er “Ossi” ist – und damit für viele ein Mensch zweiter Klasse. Selbst noch im Jahr 2014. Domenico Müllensiefen ist mit »Aus unseren Feuern« ein starker und authentischer Roman über eine ostdeutsche Jugend und das Aufwachsen im Leipzig der 2000er-Jahre gelungen, der keine melancholische Sehnsucht nach dem Früher erzeugt. Seine Charaktere sind keine Held:innen, sie sind einfache Menschen, die ihren Platz in der Gesellschaft nicht gefunden haben und täglich kämpfen. Heikos über knapp 15 Jahre Geschichte ist ein schonungsloses, ungekünsteltes und ehrliches Debüt, welches die Leser:innen von der ersten Seite fesselt und nicht mehr loslassen wird. Auch über das Ende des Buches hinaus.

Meine Rezensionen

Rezensionen

Rezensionsdatum: absteigend

Filter

Kategorie

Autor

Altersempfehlung

Sterne

Rezensionsdatum: absteigend