
Beschreibung
Details
Der erste Fall für Ispettor Gaetano Lamprecht: In Triest sind die Gemüter im Sommer 1914 erhitzt und Gaetano muss zwischen Monarchisten, Irredentisten und der italienisch-slawischen Unterwelt navigieren.Gaetano Lamprecht, Sohn eines Österreichers und einer Italienerin, ist als Ispettore bei der Triestiner Polizei tätig und begeisterter Radsportler. Nach der Ermordung des Thronfolgerpaars in Sarajevo drohen Nationalisten mit der Entführung der Särge und Gaetano wird mit der Wiederbeschaffung beauftragt. Die Ermittlungen führen den Ispettore in ein Netz aus Verschwörungen und korrupten Machenschaften, wobei er sich mehr als einmal in Lebensgefahr bringt, aus der ihn nur seine Sportlichkeit retten kann. Nebenbei beschäftigen Lamprecht private Probleme, denn er und seine Familie sind nicht aus freien Stücken von Wien nach Triest zurückgekehrt …
Das meinen unsere Kund*innen
Kriminalroman und historischer Hintergrund und einer ordentlichen Portion Action
Manfred Fürst aus Kirchbichl am 19.12.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Triest. Die neun Tage Ende Juni/Anfang Juli 1914.
Gaetano Lamprecht, junger austroitalienischer Ispettor der k. u. k. Monarchie, wird zu einem Tatort gerufen. Er radelt mit seinem neuen Bianchi-Rennrad - träumt von der Teilnahme am "Kleinen Giro" - hinauf nach Opicina, von wo man den herrlichsten Blick auf Triest und den Golf hat. Doch Gaetano hat jetzt keinen Sinn für das Schöne, denn ein junger Feldjäger seiner Majestät k. u. k. Armee hängt an einem Baum, mit einem Strick um den Hals. Sein kriminalistisches Gespür lässt ihn an der Selbstmordtheorie zweifeln. Seine Recherchen beim Militär werden blockiert, wie von seinem Vorgesetzten Spetich, der an die Selbstmordtheorie glaubt. Gaetanos Freund und Kollege Polizeiinspektor Pietro Pirona erzählt ihm von den Spielschulden des Soldaten, was scheinbar den Verdacht des Selbstmordes bestätigen sollte. Gaetano hat im Triestiner Bürgermeister Valerio einen mächtigen Förderer, zumal er dessen Gattin aus Todesnot gerettet hatte, und einen weithin bekannten Ruf genießt, dass „…er ungefragt Eigeninitiative zeigt und die eine oder andere Weisung von oben ‚überhört‘.“
Wenige Tage später fällt das Österreichische Thronfolgerpaar in Sarajevo einem Attentat zum Opfer, eine Gruppe von Aufständischen droht, die Leichen auf dem Weg von Sarajevo nach Wien zu entführen. Der italienischen Bürgermeister, der österreichische Statthalter, die Polizei und das Militär beraten wie man die Lage unter Kontrolle bringen könnte. Für die Klärung des Todes von dem jungen Soldaten bleibt Lamprecht vorerst keine Zeit mehr. Er muss sich um die Rettung der Monarchie kümmern. „In solchen Augenblicken war er unberechenbar und auch für seine Vorgesetzten schwer zu steuern, da er nur mehr seinem Instinkt und seiner inneren Stimme folgte. Sobald er kriminalistisch Blut geleckt hatte, nahm er auf nichts und niemanden Rücksicht, schon gar nicht auf so etwas wie Nationalität oder Herkunft. …Und da gab es auch kein Besinnen auf dienstrechtliche Vorschriften oder ein Zaudern, um sich die geplante Aktion absegnen zu lassen.“
Lamprecht soll das verhindern. Schon bald steckt er mitten in einer Intrige, die auch für ihn selbst lebensgefährlich wird. Und das ersehnte Radrennen kann er sich abschminken - dafür radelt er auf Istrien irgendwann mitten in der Nacht um sein Leben.
Zunehmend entwickelt sich ein Kriminalroman mit spannenden Szenen eines furchtlosen Geheimagenten seiner Majestät, quasi einem 007 der Donaumonarchie, auf den Gefahr an Land, in der Luft und im und auf dem Wasser lauert und sich gleichzeitig wie ein historischer Reiseführer liest.
Christian Klinger beschreibt sehr gut die unruhigen Zeiten der multikulturellen Gesellschaft kurz vor Ende der Habsburgermonarchie, knapp vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und verpackt das in seinem fiktiven Roman, der vor einem wahren Hintergrund spielt. Das ergibt einen spannenden, lesenswerten und gut gelungenen Krimi mit einer kleinen Lehrstunde in österreichisch-italienischer Zeitgeschichte.
„Mit einem guten Buch ist man nie allein“, so Christian Klinger. Vielleicht ist damit der Startschuss für eine neue Reihe historischer Krimis gefallen.
Einer gegen fast alle
Ilses Lesetipps aus Wien am 03.11.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
„Ein Giro in Triest“ von Christian Klinger ist ein gut recherchierter historischer Kriminalroman.
Worum geht es?
Juni 1914. Das Thronfolgerpaar wurde in Sarajevo ermordet. In Triest, einem Schmelztiegel der verschiedenen Völkergruppen des damaligen Österreich-Ungarn, schwelen Unruhen. Als der Polizist Gaetano Lamprecht mit der Aufklärung eines Mordes an einem Soldaten befasst ist, ahnt er nicht, in welches Wespennest er mit seinen Nachforschungen sticht.
Das Cover des Buches wirkt in seiner nächtlichen Schwärze sehr trist, so ganz konträr zur Vorstellung vom sonnigen Süden, lässt aber jene düsteren Machenschaften erahnen, um die es letztlich geht. Die etwas ungewöhnliche Gestaltung des Einbandes, aus kompakter Pappe, erscheint mir nicht optimal. Das Buch liegt sehr schwer in der Hand, ist eher unhandlich.
Der Schreibstil ist flüssig, sprachlich der damaligen Zeit angepasst. Die Beschreibungen sind sehr bildhaft, manchmal etwas zu detailliert, fast langatmig, was dem Roman Spannung nimmt oder diese erst gar nicht aufkommen lässt, die eine oder andere humorvolle Szene lockert hingegen auf. Die Kapitel sind kurz gehalten, mit Datumsangaben versehen.
Vom historischen Aspekt betrachtet, erscheint das Zeitbild ausgezeichnet recherchiert zu sein. Man gewinnt einen guten Einblick in das damalige Gesellschaftsleben, die nationalen Bestrebungen einzelner Völkerschichten und die daraus resultierenden Probleme, aber auch über den Stand der Technik und insbesondere über den Radrennsport, der damals zunehmend an Bedeutung gewann. Auch das italienische Flair wird gut eingefangen, sei es durch Landschaftsbeschreibungen, durch Kulinarisches oder Kaffeehausbesuche. Die Ermordung des Thronfolgerehepaares und der Transport der Särge von Sarajevo nach Triest sind geschickt verwoben mit der fiktiven Handlung einer Verschwörung, der der junge, strebsame Polizist Lamprecht quasi im Alleingang auf der Spur ist.
Abgesehen von Lamprecht empfand ich die anderen Personen eher als Nebenfiguren, lediglich mit ein paar markanten Äußerlichkeiten versehen. Gaetano Lamprecht, der sowohl österreichische als auch italienische Wurzeln hat, wurde zwar durch eine unglückliche Liebschaft von seinem ursprünglichen Lebensweg abgebracht, geht aber nun voll und ganz in seinem Beruf auf, verfolgt seine Ziele gradlinig, stur und verbissen, heißblütig und impulsiv, oft ohne darüber nachzudenken, welche Folgen sein Handeln für seine Karriere haben könnte. Er ist ein sehr sportlicher Typ, schwimmt und taucht gerne und er ist ein derart begeisterter Radfahrer, was im Übrigen damals noch kein weitverbreitetes Hobby war, dass er sogar von einer Teilnahme am Giro d’Italia träumt.
Die Handlung nimmt nur langsam Fahrt auf, macht mit dem Triester Leben, Lamprechts Familie und seinem Umfeld sowie der Art und Weise der polizeilichen Ermittlungen bekannt. Je tiefer Lamprecht allerdings recherchiert, desto prekärer wird seine eigene Position. Von da an steigert sich die Spannung zusehends. Er sieht sich nicht nur bald auf sich alleine gestellt, sondern gerät zunehmend in lebensgefährliche Situationen. Mit waghalsigen Aktionen gelingt es ihm schließlich, die Verschwörung zu zerschlagen. Für mich waren die Verstrickungen teils zu verworren. Zudem – wenn auch die actionreichen Erlebnisse Lamprechts sehr packend zu lesen waren – erschienen mir dessen Bravourstücke doch zu unwahrscheinlich, mag er auch noch so kräftig und durchtrainiert sein.
„Ein Giro in Triest“ ist ein historisch fundierter Krimi mit dem Flair der k.u.k. Monarchie, der mir informative wie auch spannende Lesestunden beschert hat. Eine Fortsetzung fände ich interessant – wie der weitere Lebensweg von Gaetano Lamprecht verläuft, in punkto Liebe ebenso wie karrieremäßig.
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