Tim Bergling war ein musikalisches Ausnahmetalent und prägte mit seinen Melodien eine Ära, in der schwedische und europäische House Music die Welt eroberte. Doch zugleich war er ein zurückgezogener und verletzlicher junger Mann, der mit unmenschlicher Geschwindigkeit erwachsen werden musste. Nach mehreren Zusammenbrüchen und Krankenhausaufenthalten folgte 2016 das überraschende Tour-Aus - und kaum zwei Jahre später nahm Tim sich das Leben.
Für "Tim. Die offizielle Avicii-Biografie" führte der vielfach ausgezeichnete Journalist Måns Mosesson Gespräche mit seiner Familie, seinen Freunden und seinen Kollegen im Musik-Geschäft. Das Hörbuch ist ein ergreifendes Porträt, das Tims unbändigen Antrieb ebenso beleuchtet, wie die dunkelsten Seiten seines Lebens.
Als die Nachricht, Avicii würde nicht mehr leben, das Internet und die Zeitungen flutete, konnte ich es kaum glauben. Ein so junger Mann, ein musikalisches Ausnahmetalent und auch noch so jung, zerbrochen am Leben. Natürlich fragt man sich, was hinter den Kulissen abging, was dazu geführt haben mochte.
Genau diesen Fragen und noch viel mehr widmet sich der Autor, der mit diesem Buch einen unglaublich gut recherchierten und damit intimen Einblick in das Leben des Musikers bietet. Man begleitet ihn von seinen Anfängen über die ersten Erfolge. Man durchlebt die Höhen, aber auch die vielen Tiefen. Die ständigen Zweifel wurden greifbar und durch die Worte hat man das Gefühl, ein stiller Beobachter auf einer ganz besonderen Reise zu sein, die sehr oft an eine Achterbahnfahrt erinnert und leider viel zu früh und irgendwie auch unerwartet endet. Besonders gelungen finde ich, dass in dieser Hörproduktion zwei Sprecher gemeinsam agieren und man so die Erzählungen leicht von den tatsächlichen Aussagen Tims unterscheiden kann.
Mich hat diese Geschichte tief berührt und letzten Endes habe ich sogar ein paar Tränchen verdrückt. Obwohl ich jetzt kein großer Fan war, der sein Wirken zu Lebzeiten aktiv verfolgt hat – natürlich habe ich seine Songs gern gehört – hat mir dieser persönliche Einblick in sein Leben das Gefühl gegeben, ihn besser zu kennen und besser zu verstehen, warum er diesen Weg gewählt hat – auch wenn sein Handeln rational vielleicht nicht wirklich zu erklären ist. Er war ein Kämpfer, hat so viele Hürden gemeistert und ist am Ende doch an den Herausforderungen des Lebens gescheitert. Ich werde seine Lieder zukünftig anders wahrnehmen und ich bin froh, durch dieses Werk ein bisschen mehr über einen außergewöhnlichen Künstler erfahren zu haben, der mit seiner Musik Zeichen gesetzt hat.
Avicii vs. Tim
Bewertung aus Regensburg am 02.02.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Ich war nie ausgesprochener Avicii-Fan. Den Dokumentarfilm "Avicii - True Stories" habe ich mir damals mehr oder weniger aus Langeweile angeschaut. Heute würde ich mich immer noch nicht als Avicii-Fan bezeichnen, eher als Bewunderin von Tim Bergling!
Avicii war die Maschine, die aus industriellen Zwecken funktionieren musste. Tim hingegen war der Mensch hinter der Maschine, voll künstlerischer Energie und - was es umso schwerer macht, sein Schicksal zu akzeptieren - in meinen Augen einer großen Portion Lebenslust. Wie uns seine Biografie zeigt, war Tim bereits als Kind vielseitig interessiert und voller Leidenschaft für das, was er getan hat. Er hat Gedichte geschrieben, gezeichnet, sich für den Weltraum, Literatur und Filme interessiert. Die Musik war es schließlich, die ihm Erfüllung geben konnte. Diese Erfüllung wollte er mit der Welt teilen.
Das Buch zu lesen, schmerzt auf gewisse Art und Weise. Je tiefer Måns Mosesson uns in Tims Welt blicken lässt, desto wütender und trauriger wird man. Darüber, dass ein junger Mensch langsam am Leben zerbricht, trotz aller Warnungen aus seinem Umfeld, das - so mein Eindruck aus der Erzählung - nicht mangelte an Familie und Freunden, die ihm stets liebend und unterstützend zur Seite standen.
Eine Szene aus "Avicii - True Stories", die es auch ins Buch geschafft hat, hat sich mir nachhaltig eingebrannt:
Tim entdeckt über einen Persönlichkeitstest das Konzept der Introversion von C. G. Jung, in dem er sich auch selbst wiederfindet. Diese Erleichterung und Freude, mit der er anschließend einer anderen Person davon erzählt, haben mich sehr ergriffen. Zu sehen, wie ein Mensch, der bereits sein ganzes Leben lang rastlos und getrieben ist von einer unerklärlichen Angst, eine Art Zufluchtsort für seine Seele findet. Es waren nur ein paar Worte irgendwo im Internet, die ihm gesagt haben: Du bist okay so wie du bist. Und du bist nicht allein.
Trotz der Gewissheit über Tims Schicksal, keimt kurzzeitig Hoffnung auf. Er schien auf dem richtigen Weg zu sein, ging zur Therapie, verließ die Überholspur und sagte Auftritte ab. Doch er war weiter auf der Suche, nach sich selbst und der einzigen Sache, die dem Leben in seiner Essenz Sinn verleiht. Er hat stundenlang meditiert, sich mit seinen Gefühlen auseinandergesetzt und spirituelle Lehren verinnerlicht. War es einfach zu spät? Waren sein Körper und seine Seele bereits von all den Drogen, dem Stress und der ständigen Angst zerfressen? Saß der Schmerz bereits zu tief, hat er nach all den Jahren ohne Stillstand zu schnell und zu tief gegraben, bis er keinen Weg zurück mehr gefunden hat?
Letztendlich können wir nur mutmaßen. Wie Måns Mosesson selbst am Anfang des Buches schreibt, sollten wir uns nicht damit beschäftigen, welche Details Tims Ende umgeben, sondern uns stattdessen fragen, was wir aus seinem Schicksal lernen können. Ich denke, dass wir vergessen, wer wir sind. Menschen, die geboren sind, um Mensch zu sein. Nichts weiter. Warum hatte Tim das Gefühl, nie irgendwo reinzupassen? Warum dachte er, er darf nicht auf die Bremse treten? Warum sah er sich zu einem Leben gezwungen, das seiner Natur so sehr zuwider war? Das sind Fragen, über die wir als Gesellschaft, nachdenken müssen. Denn es handelt sich nicht um einen Einzelfall.
Niemand von uns ist für das Leben auf der Überholspur gemacht. Es bleibt vielleicht nicht jeder auf der Strecke, doch für viele gibt es kein Zurück mehr. Manche kriegen gerade noch die Ausfahrt, haben aber möglicherweise bereits massiven Schaden davongetragen.
Wir müssen aufeinander Acht geben und, noch viel wichtiger, endlich eine Gesellschaft schaffen, in der Menschen ohne Angst vor Ausgrenzung die Lebensweise finden können, die für sie richtig ist. Sonst verlieren wir noch mehr Menschen wie Tim. Seine Kunst ist so besonders, weil er sie um ihrer selbst willen erschaffen hat, nicht wegen Geld oder Fame. Er war nicht nur unsäglich talentiert, sondern hatte noch dazu ein unvergleichliches Arbeitsethos. Er wollte seine Liebe zur Kunst und die Botschaften, die er versuchte auszudrücken, mit uns teilen.
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Abschließendes Fazit:
Ich war gespannt, ob Måns Mosesson die richtigen Worte finden würde, um Tims Geschichte zu erzählen. Meiner Meinung nach hat er den richtigen Ton getroffen! Dabei zeigt er uns Tims Leben nicht nur aus dessen persönlicher Perspektive anhand von Tagebucheinträgen und persönlichen Nachrichten, sondern wir dürfen ihn auch durch die Augen seiner Familie, Freunde oder anderer Personen sehen, die mit ihm gearbeitet haben und mit denen der Autor selbst viele Gespräche geführt hat.
Von den fehlenden Kapitelüberschriften war ich zunächst genervt. Jetzt im Nachhinein finde ich es passend. Das Leben hat keine Kapitel. Es ist chaotisch, manchmal bricht es über uns herein und es passen 1000 Dinge gleichzeitig. So muss sich auch Tim zeitweilig gefühlt haben, für ihn gab es lange Zeit kein Unten oder Oben. Es gab nur Avīci (gem. Sanskrit und Pali die tiefste Ebene der buddhistischen Hölle) - einen Ort ohne Stillstand und Zuflucht.
Ob Fan oder nicht, ich empfehle jedem, Tims Geschichte zu lesen und darüber nachzudenken, was wir aus seinem Schicksal lernen können!
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Diese Biografie umkreist sowohl die Höhenflüge, die glücklichsten Stunden eines begabten Musikproduzent und Künstlers, als auch die dunklen Momente, voller Angst und inneren Kämpfen. Man bemerkt bereits nach wenigen gelesenen Seiten, dass dieses Werk sehr gut recherchiert wurde, sowie in Zusammenarbeit mit den Eltern von Tim Bergling entstanden ist. Er erklärt den gewählten Schritt des Musikers seinem Leben ein Ende zu geben, man versteht diesen in gewisser Weise sogar, aber es ist keinesfalls eine Rechtfertigung oder Anklageschrift.
Ein ergreifendes Porträt eines jungen Mannes im Scheinwerfer, der am liebsten aber im Schatten geblieben wäre und gleichzeitig einen kritischen Blick auch auf die Pharmaindustrie wirft. Interessant, vielschichtig und sehr ergreifend!
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