Das meinen unsere Kund*innen
Leselust
Jürgen Werth aus Wetzlar am 24.08.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Lieber Willi, ich bin gerade dabei mich Hals über Kopf in dein Buch „Seit ich tot bin, kann ich damit leben“ zu verlieben. So klug, so informiert, so geist-reich, so leichthändig, so humorvoll, so kenntnisfördernd und so tiefschürfend! Schau mich an: Es zaubert ein beständiges Lächeln in mein Gesicht. Kurz: Es ist eine Lust zu lesen! Chapeau! Und Danke!
Originell und spekulativ
Bewertung aus Schaffhausen am 29.03.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Dies ist ein ungewöhnliches Buch. Beschrieben werden neun verschiedene Persönlichkeiten, die aber alle tot sind, fünf Frauen und vier Männer aus den letzten 200 Jahren. Es ist keine Galerie von bekannten (christlichen) Persönlichkeiten. Die Auswahl reicht Querbeet vom Flugpionier Charles A. Lindbergh über die Schwiegermutter von Queen Elizabeth bis zum rücksichtslosen SS-Mann, der in Flossenbürg für die Hinrichtung von Dietrich Bonhoeffer zuständig war. Wer allerdings klassische Biografien erwartet hatte, wird enttäuscht. Auf die Kurzbeschreibungen der einzelnen Personen folgen seitenlange Interviews mit jedem einzelnen. Winston Churchills turbulentes Leben zum Beispiel wird nur auf zwei Seiten beschrieben, während das Interview mit ihm zehn Seiten umfasst. Der Nachteil dieser Interviews: Tote können nicht mehr befragt werden. Trotzdem sind die Antworten nicht einfach aus der Luft gegriffen, sondern zeugen von ausführlichen Recherchen, sind in diesem Sinn doch auf ihre Art authentisch. Das Quellen-Verzeichnis am Schluss des Buches ist imposant – eine Fundgrube für alle, die sich für die eine oder Person näher interessieren.
Nicht alle Interviews sind geglückt. Etwas gewagt finde ich zum Beispiel ein Interview mit Charlie Lindberg, der mit zwei Jahren entführt und ermordet worden ist. Mit ihm über die Ewigkeit zu reden, muss sehr spekulativ sein und stösst an manchen Stellen an die Grenzen der Fantasie.
Trotzdem ist die Perspektive interessant, ein Leben aus dem Rückblick beurteilen. Wer kann das schon? Und der Verfasser schont die Gesprächspartner keineswegs. Viele kritische Fragen erhellen den damaligen Zusammenhang, stossen bei den Befragten zum Teil auf Befremden, enden aber meist harmonisch.
Für mich ist nicht nur die sonderbare Anlage des Buches, sondern auch die Einblicke in mir völlig unbekannte Menschen und ihr oft trauriges Schicksal sehr aufschlussreich. So zum Beispiel die Tragödie der ersten Siedler im Wilden Westen, als 1847 von 87 Gestarteten nur einige wenige das Ziel erreichten. Die Tragödie der "Donner Party" ist in die Geschichte der USA eingegangen und wurde zum Rohstoff unzähliger dramatischer Werke.
Natürlich ist es ein gewagtes Spiel, Tote zu interviewen, ohne die reale Situation nach dem Tod auch nur andeutungsweise zu skizzieren. Näf spricht mit den Verstorbenen nur über die Zeit, die sie hier auf der Erde gelebt haben. Was nachher kommt, interessiert ihn nicht. Dabei lässt uns die Bibel nicht im Unklaren, dass unser Leben einmal von einer höheren Instanz beurteilt wird. Auch die Möglichkeit, dass ein ganzes Leben nur ein Schlag ins Wasser war und seine Spuren vollständig ausgelöscht werden können. Davon liest man in diesem Buch (über den Tod!) kein Wort. Schade! Nun, Willi Näf ist kein Theologe und wollte sich als freischaffender Journalist nicht auf Spekulatives einlassen.