Der Gewinner des Booker Preis 2021: Über den Zerfall einer weißen Farmerfamilie in Südafrika – von der Apartheid bis zur Demokratie
»Das Versprechen« erzählt vom zunehmenden Zerfall einer weißen südafrikanischen Familie, die auf einer Farm außerhalb Pretorias lebt. Die Swarts versammeln sich zur Beerdigung ihrer Mutter Rachel, die mit vierzig an Krebs stirbt. Die jüngere Generation, Anton und Amor, verabscheuen alles, wofür die Familie steht - nicht zuletzt das gescheiterte Versprechen an die schwarze Frau, die ihr ganzes Leben für sie gearbeitet hat. Nach jahrelangem Dienst wurde Salome ein eigenes Haus, eigenes Land versprochen ... doch irgendwie bleibt dieses Versprechen mit jedem Jahrzehnt, das vergeht, unerfüllt.
Mit großer erzählerischer Kraft und nah an den Personen schildert Damon Galgut eine Familiengeschichte, die sich über dreißig Jahre des politischen Umbruchs in Südafrika erstreckt - von der Apartheid bis hin zur Demokratie. Während sich das Land von den alten tiefen Spaltungen zu einer neuen, gerechteren Gesellschaft hin bewegt, schwebt über allem die Frage: Wie viel Verbitterung, wie viel Erneuerung, wie viel Hoffnung bleiben?
Ungekürzte Lesung mit Moses Leo
9h 5min
Eine Familiengeschichte in Südafrika, die sich von 1985 über dreißig Jahre erstreckt, wird erzählt. Zugleich der Weg von der Apartheit hin zur Demokratie.
Es geht, wie der Titel des Buches vorwegnimmt, um ein Versprechen. Konkret um das Versprechen, dass die Mutter Rachel Swart am Sterbebett ihrem Mann Manie abverlangt: der schwarzen Haushälterin Salome soll ihr Haus geschenkt werden! beobachtet wird das von der jüngsten Tochter Amor. Der Vater hält dieses Versprechen jedoch nicht ein. Dreißig Jahre wird es dann noch dauern, bis Salome das Haus bekommt.
Das Buch ist überzeugend und interessant aufgebaut, in vier Kapiteln, die nach den Namen der Familienmitglieder benannt sind, die im Laufe der Geschichte beerdigt werden. Die Swarts sind eine reiche weiße Familie in Südafrika, die im Laufe der politischen Umbrüche ihre Privilegien verlieren und teilweise so gar nicht verstehen können, welche Rechte der schwarzen Bevölkerung aufgrund der Demokratiebewegung eingeräumt werden.
Zurecht wurde der Autor Damon Galgut mit dem Booker-Prize ausgezeichnet. Der Roman ist in einer besonderen Weise geschrieben. Ein Erzähler führt durch die Familiengeschichte mit Ironie und Augenzwickern an den richtigen Stellen. Protagonist*innen, die an ihrem Lebensweg scheitern, werden sehr authentisch beschrieben.
Eine lohnenswerte Lektüre.
Sprachgewaltig und ohne Filter
Giselas Lesehimmel aus Landshut am 16.05.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Meine Meinung:
Hier handelt es sich um keine Geschichte, die man mal schnell zwischendurch wegsuchtet. Vielmehr ist es ein Buch, welches intensiv gelesen und verstanden werden will. Mir hat besonders gut gefallen, dass sämtlichen Personen und Geschehnisse mitten aus dem Leben gegriffen sind. Das Ganze passiert in einer poetisch anmutenden Sprache, die immer wieder von Derbheit abgelöst wird.
Drei Jahrzehnte begleiten wir die weiße südafrikanische Familie Swart. Sie beginnt mit dem Tod der Mutter Rachel. Amor ist die kleinere Tochter und möchte den Tod der Mutter nicht akzeptieren. Solange sie das Haus nicht betritt, in dem ihre Mutter sich noch befindet, solange ist sie auch nicht tot. Amor belauschte einst ein Versprechen, welches ihr Vater Manie der Mutter am Sterbebett gegeben hat. Die langjährige schwarze Bedienstete Salome soll das Haus bekommen, in welchem sie schon jahrelang mit ihrem Sohn lebt. Salmoe hatte die komplette Pflege von Rachel übernommen. Saß als Einzige am Sterbebett! Die Farm in der Nähe von Pretoria ist groß. Das Lombarhaus, in dem Salome lebt, ist klein und schäbig. In den 80ern haben schwarze Menschen kaum Rechte. Und so sieht die Familie keine Dringlichkeit, den Wunsch einer Sterbenden zu erfüllen. Noch dazu ist Rachel wieder zu ihrem jüdischen Glauben zurück gekehrt. Amor ist unglücklich über den Verrat ihres Vaters. Auch ihre älteren Geschwister Anton und Astrid schenken ihr keinen Glauben.
Die Geschichte erzählt vom Leben und Sterben. Von einem Buch, das Anton nie zu Ende geschrieben hat. Dem Wandel der Zeit, in dem dunkelhäutige Menschen mehr Rechte erhalten und die Kriminalitätsrate steigt. Das bekommt besonders die Familie Swart zu spüren. Sie erzählt vom Verfall einer Familie, bei der jeder sein eigenes Süppchen kocht. Vorurteile und Rassismus nehmen einen großen Raum ein. Sei es der Glaube oder die Hautfarbe. Mir persönlich ist besonders der Verrat an der verstorbenen Rachel sauer aufgestoßen. Ich bin ein Mensch, der seine Versprechen hält. Besonders wenn es sich um den letzten Wunsch eines Menschen handelt. Somit konnte ich die gut situierte Familie Swart nicht verstehen. Einzig Amor verfügt über einen Charakter bei dem Versprechen nicht gebrochen werden.
Ich habe ganz besonders den Schreibstil von Galgut geliebt. Ohne Anführungszeichen und ungefiltert beschreibt er die verschiedenen Gedanken der Protas. Ein Pastor, der kaum noch erwarten kann bis eine Beerdigung zu Ende ist, weil er unbedingt zum pissen muss. Die Gedankengänge des Geistlichen sind alles andere als keusch. Auch die Gedanken aller anderen kommen so mitten aus dem Lieben daher. Sie haben mir das eine oder andere Lächeln ins Gesicht gezaubert und manchmal fassungslos zurückgelassen. Das Setting spiegelt Südafrika wieder. Heiß und trocken und dennoch mit einem ganz besonderen Charme.
Fazit:
Drei Jahrzehnte der Familie Swart haben mich bestens unterhalten. Der Verfall und mangelnde Zusammenhalt der Familie stimmen stellenweise sehr traurig. Der ungefilterte Schreibstil entbehrt so manches mal jeglicher Rührseligkeit. Der Autor spricht des öfteren die Leserschaft persönlich an. Das Besondere daran: Ich habe mich wirklich angesprochen gefühlt. Ein Versprechen, welches ganz leicht zu erfüllen gewesen wäre, hängt wie eine Damokleschwert viele Jahre über der Familie!
Von mir eine absolute Empfehlung. Danke Damon Galgut. Ich habe jedes einzelne Wort genossen.
Zitat:
Das Buch ist so etwas wie eine traumveränderte Version von Antons Leben. Ein Abbild dessen, was die Psyche im Schlafzustand aus dem Rohmaterial des Lebens macht.
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Der südafrikanische Schriftsteller Damon Galgut erhielt 2021 für seinen Roman "Das Versprechen" den Booker Preis - ich hatte hohe Erwartungen, die sich nahezu erfüllten. Thematisiert wird der Zerfall einer wohlhabenden, südafrikanischen Familie, die auf einer Farm in Pretoria lebt. Der viel zu frühe Tod eines Familienmitglieds, dessen letzter Wille und ein nicht gehaltenes Versprechen sorgen für Unstimmigkeiten, auch Verdruss - schlussendlich driften alle auseinander.
Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels und politischen Umbruchs lesen wir von Sehnsüchten, Verletzungen und Verdrängtem, aber auch von Hoffnung. Dementsprechend ein emotional wuchtiges Buch, eindringlich und aufwühlend.
Ein literarisch großartiges Werk über den Untergang einer weißen Farmerfamilie im Südafrika während und in den Jahren nach Ende der Apartheid. Psychologisch ausgefeilte Charaktere und ein Plot der die Geschichte einer kollektiven Schuld erzählt aus der es kein entkommen zu geben scheint.
Zurecht mit dem Booker Prize ausgezeichnet!
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