Wer etwas auf sich hält in New Ross, County Wicklow, und es sich leisten kann, lässt seine Wäsche im Kloster waschen. Doch was sich dort hinter den glänzenden Fenstern und dicken Mauern ereignet, will in der Kleinstadt niemand so genau wissen. Denn es gibt Gerüchte. Dass es moralisch fragwürdige Mädchen sind, die zur Buße Schmutzflecken aus den Laken waschen. Dass sie von früh bis spät arbeiten müssen und daran zugrunde gehen. Dass ihre neugeborenen Babys ins Ausland verkauft werden. Der Kohlenhändler Billy Furlong hat kein Interesse an Klatsch und Tratsch. Es sind harte Zeiten in Irland 1985, er hat Frau und fünf Töchter zu versorgen, und die Nonnen zahlen pünktlich. Eines Morgens ist Billy zu früh dran mit seiner Auslieferung. Und macht im Kohlenschuppen des Klosters eine Entdeckung, die ihn zutiefst verstört. Er muss eine Entscheidung treffen: als Familienvater, als Christ, als Mensch.
Mit wenigen Worten erschafft Claire Keegan eine ganze Welt. Auf unnachahmliche Weise erzählt Kleine Dinge wie diese von Komplizenschaft und Mitschuld, davon, wie Menschen das Grauen in ihrer Mitte ignorieren, um in ihrem Alltag fortfahren zu können – davon, dass es möglich ist, das Richtige zu tun.
Dünnes Büchlein, das ich an einem Tag ausgelesen habe. Hat mich zu Tränen gerührt! Appelliert an Gewissen, Zivilcourage und - passend zur Weihnachtszeit - Nächstenliebe. Lässt einen nachdenken, wie hätte man selbst gehandelt? Großartig!
Wunderbar geschrieben, ohne Hast, dafür mit Tiefgang
hamburg.lesequeen aus Bargfeld-Stegen am 17.09.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Für mich das schönste Buchcover des Jahres 2022:
Kleine Dinge wie diese
Claire Keegan,
aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser
New Ross, Irland im Südosten:
Obwohl Bill Furlong 1946 als unehelicher Sohn eines Hausmädchens geboren wurde, wuchs er privilegiert auf. Die Hausherrin und Chefin seiner Mutter, Mrs. Wilson, hatte keine eigenen Kinder und so durfte seine Mutter in Anstellung bleiben und bei ihr wohnen. Dort wurde er bescheiden und gottesfürchtig erzogen, und als seine Mutter früh starb, blieb er bis zu seiner eigenen Hochzeit bei Mrs. Wilson im Hause wohnen.
1985: Jahre später ist Furlong ein selbständiger Brennmaterial- und Kohlenhändler, hat eine Frau und fünf Töchter. Er ist ein strebsamer und freundlicher Mann, meidet die Irischen Pubs und ist ein liebevoller Vater.
Irland versinkt in Arbeitslosigkeit, doch Furlongs Geschäfte laufen gut und bei ihm darf man anschreiben. Für die Armen hat er immer ein wenig Kleingeld in der Tasche.
Über der Stadt thront ein Kloster. Wohlhabende Leute bringen ihre Wäsche dorthin. Junge Frauen waschen diese weißer, als sie je waren.
Dabei hinterfragt keiner im Dorf, was es mit den jungen Frauen auf sich hat, woher sie kommen oder wohin sie gehören. Das ganze Dorf nimmt diese Frauen als gegeben hin.
Kurz vor Weihnachten beliefert Furlong das Kloster mit Brennmaterial. In dem Kohlenkeller findet er ein Mädchen eingesperrt vor.
Diese Begegnung und auch die empathielose Reaktion seiner Frau, nachdem er ihr von dem Vorfall erzählt, führen dazu, dass er sein ganzes Leben neu überdenkt.
Das kleine, schmale Buch mit gerade einmal 105 Seiten hat Tiefgang. Keegan verbindet eine fiktionale Geschichte mit einer traurigen historischen Tatsache, nämlich die der Magdalena-Wäschereien, die erst 1996 geschlossen wurden. (Schwangere) Mädchen und Frauen wurden in diesen Einrichtungen versteckt und zur Arbeit gezwungen. Unzählige Frauen und Babys starben.
Unglaublich ausdrucksstark! Viel zu schnell war dieses Buch gelesen.
Große Leseempfehlung von mir.
5/ 5
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Nur 105 Seiten hat dieser nachdenklich stimmende Kurz-Roman der Irin Claire Keegan,
der auch auf der Shortlist zum renommierten Booker-Preis stand.
Es ist die Geschichte des guten Menschens, des Kohle-und Brennholzhändlers Bill Furlong. Wir schreiben das Jahr 1985, viele Iren sind arbeitslos und können sich im eiskalten Winter kaum über Wasser halten.Es ist Weihnachtszeit- Furlong, der als Kind einer unverheirateten Minderjährigen das Glück hatte, im Haus einer reichen, protestantischen Witwe aufzuwachsen, allen damaligen Gepflogenheiten zum Trotz (die Familie seiner Mutter hatte sie verstoßen),
hat nun selber Frau und fünf wohlgeratene Töchter.
Furlong ist kein Kneipengänger, er arbeitet hart und ist ein anständiger Chef, auch wenn das Geld manchmal knapp ist, kommen sie über die Runden.
Dann aber macht er am bitterkalten Morgen des Heiligabend im Kohlenschuppen des
Klosters neben der Kleinstadt eine erschreckende Entdeckung.
Keegan widmet ihr Buch den sogenannten "Magdalenen"-Wäschereien, ein dunkles Kapitel der Geschichte Irlands, wo in unheiliger Allianz zwischen den noch wohlhabenden Klöstern und dem irischen Staat, "gefallene"(schwangere),junge Frauen quasi wie Sklaven arbeiteten,
während ihre Babies ihnen weggenommen wurden oder in großer Zahl verstarben.
Auch die Bewohner hier munkeln, was hinter den mit Glasscherben gespickten Klostermauern so passiert, aber es wird eine allgemeine Kultur des Wegschauens betrieben,
da das Kloster gut zahlt und seine Verbindungen weit reichen...
Bill Furlong allerdings kann mit seinem Wissen nicht mehr so leben wie bisher.
Ein schmaler Roman mit Wucht, dabei ruhig und atmosphärisch erzählt, über ein wichtiges Thema:
darf man wegschauen, wenn man ein Unrecht sieht, nur weil es so bequemer ist??
Lesen Sie selbst!
P.S.Und aufmachungstechnisch ein Genuss mit dem Raben-Cover in Leinen + Lesebändchen!
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„Wenn es unsere Töchter wären...“ - „Aber es SIND nicht unsere Töchter." Claire Keegan besitzt die Fähigkeit, mit wenigen Worten sehr viel zu sagen. Kaum 100 Seiten voll ruhiger, einfacher Sätze in den Händen, aber eine ganze Welt im Kopf. Eine Novelle über Schuld und Moral, über den Mut, hinzusehen, und die Einfachheit, wegzusehen. Beeindruckend und schrecklich zugleich.
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