Rezension
"Sylvie Schenk macht 'Maman' über die autobiografische Komponente hinaus zum Prototyp einer Frau aus einfachen Verhältnissen, die in den Zwängen einer repressiven Bürgerlichkeit geknebelt ist und darin untergeht, resigniert. […] ‚Maman‘ ist ein bestürzendes und gleichzeitig brillantes Buch, das tiefe Abgründe im Verhältnis einer Tochter und ihrer Mutter, zu ihrer gesamten Familie erahnen lässt. […] Sylvie Schenk (ver-)urteilt nicht, sondern sie stellt dar, beschreibt, hält fest. Und das in einem transparenten, einnehmenden, schnörkellosen und doch eleganten Stil. Dieser Ton macht den Roman trotz der scheinbaren Distanziertheit so berührend und anrührend." Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk Lesart, 06.03.23
"Der Roman von Sylvie Schenk über 'Maman' ist eine behutsame Annäherung an ein schweres Schicksal. Aber er ist kein Klagelied, sondern erzählt auch mit Temperament und Witz einfach von dem alltäglichen Stress von Leuten, die sich lieben. … Eine Beschäftigung mit den eigenen Eltern in literarischer Form hat nur Wert und ergibt Sinn, wenn es zu keiner Schönfärberei der Familiengeschichte gerät und eine Art inszenierte Leistungsschau mit ein paar schwarzen Schafen dazwischen wird. Gerade die bedingungslose Suche nach Wahrheit macht ein solches Schreibprojekt auch für andere Leser zu einer wertvollen Lektüre - wie in diesem Fall." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 21.02.23
"Dieser gewobene Text … ist auch eine berührende Rehabilitierung dieser Mutter, die nur wenig Mütterlichkeit besaß. Es ist mehr als ein Verzeihen, es ist die unausgesprochene Bejahung dieser Mutter, und zwar exakt so, wie sie war. Die Sprache, die Renée Gagnieux fehlte, hat Sylvie Schenk für sie erfunden. Wäre Sylvie Schenk eine weniger gute Autorin, wäre die Funktion dieses Buches in der Aussöhnung mit der eigenen Biografie erschöpft. Doch Sylvie Schenk ist eine brillante Autorin, die ihren Text über das Biografische hinaus in etwas Universelles überführt." Andrea Zuleger, Aachener Nachrichten, 20.02.23
"'Du darfst alles aufschreiben, ich weiß, dass du es aufschreiben wirst', soll Maman schließlich auf dem Sterbebett gesagt haben. Vielleicht hat Sylvie Schenk nun wirklich Frieden mit ihr, mit sich und der eigenen Herkunft geschlossen. Der Auftrag der Mutter ist jedenfalls das Glück des Lesers, der Leserin: Diese Muttergeschichte ist eine der gleichermaßen lebendigsten, klügsten und berührendsten seit langem." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 17.02.23