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Seht mich an

Roman mit einem Nachwort von Daniel Schreiber | Die literarische Wiederentdeckung der Booker-Prize-Gewinnerin

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Seht mich an

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ab 17,99 €

Beschreibung

Details

Verkaufsrang

36331

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

23.02.2023

Verlag

Eisele Verlag

Seitenzahl

288

Maße (L/B/H)

20,8/13,1/3,3 cm

Beschreibung

Rezension

Was in diesem Roman so spannend ist? Ich habe es nicht mit einer Frau zu tun, die am Ende einsam zurückbleibt, sondern mit einer Frau, die zu ihrer Bestimmung zurückfindet und sagt: ‚Die Welt um mich herum mag ja sein, wie sie will. Ich habe meine – ich sitze am Schreibtisch und schreibe Romane.‘ ("Deutschlandfunk Kultur")
Was mich erfreut hat an diesem Buch ist die ruhige Stimme der Autorin, ihre Sprache, wie sie die tiefen und die hohen Gefühle der Einsamkeit in allen Schichten der Einsamkeiten schildert ohne laut zu werden. (…) Brookner findet immer in dieser Sprache einen neuen Klang, um eine neue Schicht von dieser Einsamkeit zu erläutern. ("Schweizer Literaturclub")
Hurra für Anita Brookners ›Seht mich an‹ … makelloser Stil und ungeheuchelte Empfindungen vereinen sich hier. ("The Observer")
Brookner hat ein herausragendes psychologisches Gespür für die verletzte weibliche Seele. ("The New York Times")
Eine der großen Autorinnen der Gegenwartsliteratur. ("Literary Review")
Anita Brookner lenkt einmal mehr ihren kompromisslosen Blick auf das Leben zutiefst einsamer Menschen, deren Versuche eines Ausbruchs von vornherein zum Scheitern verurteilt sind, und seziert dabei die Gedanken und Gefühle, Hoffnungen und Verzweiflung ihrer Protagonistin mit schonungsloser Genauigkeit. Ein melancholischer Roman, wie alle Texte von Brookner, aber trotz – oder gerade wegen – seiner brutalen Ehrlichkeit ein echtes Meisterinnenwerk. ("Buchkultur")

Details

Verkaufsrang

36331

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

23.02.2023

Verlag

Eisele Verlag

Seitenzahl

288

Maße (L/B/H)

20,8/13,1/3,3 cm

Gewicht

408 g

Auflage

1. Auflage

Originaltitel

Look at Me

Übersetzer

Herbert Schlüter

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-96161-153-9

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Ein Psychogramm der Einsamkeit

Bewertung aus Hamburg am 27.03.2023

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Frances Hinton arbeitet in der Bibliothek eines medizinischen Forschungsinstituts und verwaltet dort das Bildmaterial, das sich vor allem dem menschlichen Wahnsinn in seinen verschiedensten Formen widmet. Privat fühlt sie sich häufig einsam und allein. Sie lebt nach dem Tod ihrer Mutter noch immer mit der gemeinsamen Haushälterin zusammen und auch die Männerwelt liegt ihr nicht unbedingt zu Füßen. Als sie Nick Fraser, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts, und dessen Frau Alix näher kennenlernt, scheint sie der Einsamkeit Schritt für Schritt entfliehen zu können. Doch zu welchem Preis? Denn die beiden entpuppen sich als besitzergreifend und rechthaberisch und versuchen, immer größeren Einfluss auf Frances' Leben nehmen zu wollen... "Seht mich an" ist der dritte Roman von Anita Brookner (1928 - 2016), der als deutsche Übersetzung bereits 1987 erschien und nun in einer neuen Ausgabe des Eisele Verlag, versehen mit einem informativen Nachwort von Daniel Schreiber, erneut veröffentlicht wurde. Der Verlag folgt damit seiner Prämisse, in Vergessenheit geratene Autorinnen wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, wie zuletzt so bewegend und erfolgreich mit Margaret Laurence und ihrem Roman "Eine Laune Gottes". Für ihren bekanntesten Roman "Hotel du Lac" gewann Brookner 1984 den Booker Prize, der kurz darauf zudem fürs Fernsehen verfilmt wurde. Eher Fernsehfilm- als Kinoniveau hat dann auch "Seht mich an", obwohl das Buch durchaus vielversprechend beginnt. Ich-Erzählerin Frances reflektiert klar und präzise über ihre Arbeit und die Verbindung zwischen Kunst und Wahnsinn. Dabei merkt man der Autorin ihren kunsthistorischen Hintergrund an, ohne dass dieser belehrend oder artifiziell wirken würde. Vielmehr weckt Brookner in wenigen Worten großes Interesse an ihrer Protatonistin und deren Tätigkeit. Problematisch ist allerdings, dass sich dieses Interesse im Folgenden nicht aufrechterhalten lässt. Denn die Hauptfigur entpuppt sich als relativ farblos und langweilig. Attribute, die sich ohne Weiteres leider auf den Roman im Ganzen übertragen lassen. Ein Grund dafür sind die Figuren und ihre fehlende Entwicklung. Frances, eigentlich eine kluge Frau, verfällt den vermeintlich charismatischen Nick und Alix mit Haut und Haar. Dabei ist an Alix das Aufregendste schon der Name. Ansonsten entpuppen sich die beiden als nerviges Spießerpaar, das Bohemiens gleichen soll, aber beim Fernsehabend mit Pralinen nur um sich selbst kreist. Es bleibt völlig unverständlich, was Frances an ihnen findet, wodurch dem Roman gleichsam seine Grundlage entzogen wird. Über weite Strecken plätschern die angenehme, aber selbst für 1983 etwas altmodische Sprache und die stagnierende Handlung ohne große Überraschungen oder Aufreger vor sich hin. Man folgt Frances in ihren Gedanken, in ihrem Alltag, ihrer Langeweile, die sich nahtlos auf die Leserschaft überträgt und ihrer Einsamkeit. Trotzdem gelingt es Anita Brookner im Mittelteil plötzlich, für einen kurzen Moment einen veritablen Spannungsbogen zu erzeugen. Frances plant einen Weihnachtsurlaub mit Nicks Kollegen James, zu dem eine Liebesbeziehung möglich scheint. In der Folge geht es darum, diesen vor Nick und Alix so gut wie möglich zu verheimlichen. Dabei beginnt Alix, die Protagonistin in der Bibliothek mit ihren Anrufen zu stalken. Man fiebert in dieser Phase mit der ansonsten unzugänglichen Hauptfigur, die es so gut wie nie schafft, so etwas wie Empathie mit ihr zu empfinden. Doch so schnell diese Ideen auftauchen, so zügig werden sie wieder verworfen. James zieht aus der Wohnung seiner Mutter aus, um bei Alix und Nick zu wohnen, obwohl er sich in deren Anwesenheit merklich unwohl fühlt. Warum? Das bleibt leider Anita Brookners Geheimnis, denn aus den insgesamt wenig komplexen Figuren lässt es sich nicht herauslesen. So funktioniert "Seht mich an" nur teilweise als psychologisches Drama über die Einsamkeit. Hervorzuheben bleibt dennoch, das wirklich wunderbare Anliegen des Verlags, vergessene Autorinnen wieder in Erinnerung zu rücken. Ich persönlich freue mich aber lieber auf die nächste Margaret Laurence-Veröffentlichung, als es noch einmal mit einem Brookner zu versuchen.

Ein Psychogramm der Einsamkeit

Bewertung aus Hamburg am 27.03.2023
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Frances Hinton arbeitet in der Bibliothek eines medizinischen Forschungsinstituts und verwaltet dort das Bildmaterial, das sich vor allem dem menschlichen Wahnsinn in seinen verschiedensten Formen widmet. Privat fühlt sie sich häufig einsam und allein. Sie lebt nach dem Tod ihrer Mutter noch immer mit der gemeinsamen Haushälterin zusammen und auch die Männerwelt liegt ihr nicht unbedingt zu Füßen. Als sie Nick Fraser, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts, und dessen Frau Alix näher kennenlernt, scheint sie der Einsamkeit Schritt für Schritt entfliehen zu können. Doch zu welchem Preis? Denn die beiden entpuppen sich als besitzergreifend und rechthaberisch und versuchen, immer größeren Einfluss auf Frances' Leben nehmen zu wollen... "Seht mich an" ist der dritte Roman von Anita Brookner (1928 - 2016), der als deutsche Übersetzung bereits 1987 erschien und nun in einer neuen Ausgabe des Eisele Verlag, versehen mit einem informativen Nachwort von Daniel Schreiber, erneut veröffentlicht wurde. Der Verlag folgt damit seiner Prämisse, in Vergessenheit geratene Autorinnen wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, wie zuletzt so bewegend und erfolgreich mit Margaret Laurence und ihrem Roman "Eine Laune Gottes". Für ihren bekanntesten Roman "Hotel du Lac" gewann Brookner 1984 den Booker Prize, der kurz darauf zudem fürs Fernsehen verfilmt wurde. Eher Fernsehfilm- als Kinoniveau hat dann auch "Seht mich an", obwohl das Buch durchaus vielversprechend beginnt. Ich-Erzählerin Frances reflektiert klar und präzise über ihre Arbeit und die Verbindung zwischen Kunst und Wahnsinn. Dabei merkt man der Autorin ihren kunsthistorischen Hintergrund an, ohne dass dieser belehrend oder artifiziell wirken würde. Vielmehr weckt Brookner in wenigen Worten großes Interesse an ihrer Protatonistin und deren Tätigkeit. Problematisch ist allerdings, dass sich dieses Interesse im Folgenden nicht aufrechterhalten lässt. Denn die Hauptfigur entpuppt sich als relativ farblos und langweilig. Attribute, die sich ohne Weiteres leider auf den Roman im Ganzen übertragen lassen. Ein Grund dafür sind die Figuren und ihre fehlende Entwicklung. Frances, eigentlich eine kluge Frau, verfällt den vermeintlich charismatischen Nick und Alix mit Haut und Haar. Dabei ist an Alix das Aufregendste schon der Name. Ansonsten entpuppen sich die beiden als nerviges Spießerpaar, das Bohemiens gleichen soll, aber beim Fernsehabend mit Pralinen nur um sich selbst kreist. Es bleibt völlig unverständlich, was Frances an ihnen findet, wodurch dem Roman gleichsam seine Grundlage entzogen wird. Über weite Strecken plätschern die angenehme, aber selbst für 1983 etwas altmodische Sprache und die stagnierende Handlung ohne große Überraschungen oder Aufreger vor sich hin. Man folgt Frances in ihren Gedanken, in ihrem Alltag, ihrer Langeweile, die sich nahtlos auf die Leserschaft überträgt und ihrer Einsamkeit. Trotzdem gelingt es Anita Brookner im Mittelteil plötzlich, für einen kurzen Moment einen veritablen Spannungsbogen zu erzeugen. Frances plant einen Weihnachtsurlaub mit Nicks Kollegen James, zu dem eine Liebesbeziehung möglich scheint. In der Folge geht es darum, diesen vor Nick und Alix so gut wie möglich zu verheimlichen. Dabei beginnt Alix, die Protagonistin in der Bibliothek mit ihren Anrufen zu stalken. Man fiebert in dieser Phase mit der ansonsten unzugänglichen Hauptfigur, die es so gut wie nie schafft, so etwas wie Empathie mit ihr zu empfinden. Doch so schnell diese Ideen auftauchen, so zügig werden sie wieder verworfen. James zieht aus der Wohnung seiner Mutter aus, um bei Alix und Nick zu wohnen, obwohl er sich in deren Anwesenheit merklich unwohl fühlt. Warum? Das bleibt leider Anita Brookners Geheimnis, denn aus den insgesamt wenig komplexen Figuren lässt es sich nicht herauslesen. So funktioniert "Seht mich an" nur teilweise als psychologisches Drama über die Einsamkeit. Hervorzuheben bleibt dennoch, das wirklich wunderbare Anliegen des Verlags, vergessene Autorinnen wieder in Erinnerung zu rücken. Ich persönlich freue mich aber lieber auf die nächste Margaret Laurence-Veröffentlichung, als es noch einmal mit einem Brookner zu versuchen.

Toxische Freundschaft

Bewertung am 23.02.2023

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

"Ich finde solche Menschen [...] durchaus faszinierend. [...] Es ist mir klar, dass sie vielleicht gar keinen Verdienst haben, und doch werde ich mich bemühen, ihnen zu gefallen und ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Seht mich doch an!" Solche Menschen - damit bezieht sich die Protagonistin Fanny auf ihre neu gewonnenen Freunde Alix und Nick. Das Boheme-Paar ist so ganz anders als die junge sittsame Bibliothekarin. Alix und Nick inszenieren ihre Ehe, sammeln einen illustren Kreis Freunde um sich und speisen fast jeden Abend im Restaurant. Fanny hingegen fühlt sich von der Welt ausgeschlossen, in ihrem zurückgezogenen Leben, das sie zwischen der Wohnung ihrer toten Mutter, der Arbeit und den Pflichtbesuchen bei Bekannten im Seniorenalter führt. Ihr bliebt die Rolle der schreibenden Beobachterin, die sich durch geistreiche und pointierte Erzählungen um die Gunst ihrer Leserschaft bemüht. Dass Nick und Alix sie unter ihre Fittiche nehmen, kommt für Fanny mehr als überraschend. Doch sie genießt den Klatsch, die Lästereine, den Genuss und den neu erlernten Egoismus - bis sie eines Tages erkennen muss, das die Aufmerksamkeit solcher Menschen ihren Preis hat. Anita Brookner hat ihren Roman "Seht mich an" vor knapp vierzig Jahren geschrieben. Dennoch sind Thema und Handlung höchst aktuell und fügen sich nahtlos in moderne Romane über toxische Beziehungen ein. Fannys Leben ist - wie Daniel Schreiber in seiner feinen Analyse im Nachwort schreibt - allenfalls erträglich zu nennen. Ihre Einsamkeit springt die Lesenden förmlich an. Man hat Mitleid mit der Frau, die so sehr auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt ist, dass sie verlernt hat, sich selbst anzunehmen. Gerne möchte man ihr zurufen, dass sie stärker auf sich selbst vertrauen soll und das die Welt des schönen Scheins weniger begehrlich ist, als es den Anschein haben mag. Man möchte Fanny ans Herz legen, dass sie sehr wohl da ist - und dazu nicht unbedingt die Aufmerksamkeit der Schönen und (ehemals) Reichen benötigt. Gleichzeitig kann man ihren Wunsch nach Anerkennung so gut nachvollziehen. Anita Brookner gelingt es vielleicht auf deshalb, eine so authentische Figur zu schaffen, für die der Leser große Zuneigung empfindet, weil sie möglicherweise ein kleines Stück ihrer eigenen Erfahrungen in der Figur spiegeln kann. Denn viele Parallelen zu ihrem Leben lassen sich erkennen, ist Fanny doch ebenfalls Schriftstellerin und hat auch Brookner ihre Mutter bis zu deren Tod gepflegt. Aber nicht nur der Inhalt mit seiner fein ausgearbeiteten Protagonistin macht diese Wiederentdeckung zu einem Lesegenuss. Brookner versteht es meisterhaft, Motive in die Handlung einzuweben, immer wieder auftauchen zu lassen und so einen Deutungsrahmen zu schaffen. Wie zufällig scheinen Fannys Gedanken über die weibliche und männliche Darstellung von Melancholie zu Beginn des Buches zu sein. Doch sind Sätze wie "Ist aber ein Mann von Melancholie befallen, dann, weil er an der romantischen Liebe leidet" nicht auch eine versteckte Deutungsschablone für den Roman? Und was ist mit Fannys häufig wiederholten Forderung: Seht mich an! oder ihr Sinnieren darüber, dass man einmal Gehörtes nicht mehr vergessen kann? Diese Brotkrumen machen das Lesen von "Seht mich an" zu einem ganz besonderen Vergnügen. Mit dem Roman ist der "Herrin der Düsternis", wie Brookner schon oft von Kritikern bezeichnet wurde, ein Meisterwerk der Melancholie gelungen. Von der vielleicht anfangs etwas sperrigen Sprache darf man sich nicht abbringen lassen, denn dieser Roman ist die Lektüre definitiv Wert.

Toxische Freundschaft

Bewertung am 23.02.2023
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

"Ich finde solche Menschen [...] durchaus faszinierend. [...] Es ist mir klar, dass sie vielleicht gar keinen Verdienst haben, und doch werde ich mich bemühen, ihnen zu gefallen und ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Seht mich doch an!" Solche Menschen - damit bezieht sich die Protagonistin Fanny auf ihre neu gewonnenen Freunde Alix und Nick. Das Boheme-Paar ist so ganz anders als die junge sittsame Bibliothekarin. Alix und Nick inszenieren ihre Ehe, sammeln einen illustren Kreis Freunde um sich und speisen fast jeden Abend im Restaurant. Fanny hingegen fühlt sich von der Welt ausgeschlossen, in ihrem zurückgezogenen Leben, das sie zwischen der Wohnung ihrer toten Mutter, der Arbeit und den Pflichtbesuchen bei Bekannten im Seniorenalter führt. Ihr bliebt die Rolle der schreibenden Beobachterin, die sich durch geistreiche und pointierte Erzählungen um die Gunst ihrer Leserschaft bemüht. Dass Nick und Alix sie unter ihre Fittiche nehmen, kommt für Fanny mehr als überraschend. Doch sie genießt den Klatsch, die Lästereine, den Genuss und den neu erlernten Egoismus - bis sie eines Tages erkennen muss, das die Aufmerksamkeit solcher Menschen ihren Preis hat. Anita Brookner hat ihren Roman "Seht mich an" vor knapp vierzig Jahren geschrieben. Dennoch sind Thema und Handlung höchst aktuell und fügen sich nahtlos in moderne Romane über toxische Beziehungen ein. Fannys Leben ist - wie Daniel Schreiber in seiner feinen Analyse im Nachwort schreibt - allenfalls erträglich zu nennen. Ihre Einsamkeit springt die Lesenden förmlich an. Man hat Mitleid mit der Frau, die so sehr auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt ist, dass sie verlernt hat, sich selbst anzunehmen. Gerne möchte man ihr zurufen, dass sie stärker auf sich selbst vertrauen soll und das die Welt des schönen Scheins weniger begehrlich ist, als es den Anschein haben mag. Man möchte Fanny ans Herz legen, dass sie sehr wohl da ist - und dazu nicht unbedingt die Aufmerksamkeit der Schönen und (ehemals) Reichen benötigt. Gleichzeitig kann man ihren Wunsch nach Anerkennung so gut nachvollziehen. Anita Brookner gelingt es vielleicht auf deshalb, eine so authentische Figur zu schaffen, für die der Leser große Zuneigung empfindet, weil sie möglicherweise ein kleines Stück ihrer eigenen Erfahrungen in der Figur spiegeln kann. Denn viele Parallelen zu ihrem Leben lassen sich erkennen, ist Fanny doch ebenfalls Schriftstellerin und hat auch Brookner ihre Mutter bis zu deren Tod gepflegt. Aber nicht nur der Inhalt mit seiner fein ausgearbeiteten Protagonistin macht diese Wiederentdeckung zu einem Lesegenuss. Brookner versteht es meisterhaft, Motive in die Handlung einzuweben, immer wieder auftauchen zu lassen und so einen Deutungsrahmen zu schaffen. Wie zufällig scheinen Fannys Gedanken über die weibliche und männliche Darstellung von Melancholie zu Beginn des Buches zu sein. Doch sind Sätze wie "Ist aber ein Mann von Melancholie befallen, dann, weil er an der romantischen Liebe leidet" nicht auch eine versteckte Deutungsschablone für den Roman? Und was ist mit Fannys häufig wiederholten Forderung: Seht mich an! oder ihr Sinnieren darüber, dass man einmal Gehörtes nicht mehr vergessen kann? Diese Brotkrumen machen das Lesen von "Seht mich an" zu einem ganz besonderen Vergnügen. Mit dem Roman ist der "Herrin der Düsternis", wie Brookner schon oft von Kritikern bezeichnet wurde, ein Meisterwerk der Melancholie gelungen. Von der vielleicht anfangs etwas sperrigen Sprache darf man sich nicht abbringen lassen, denn dieser Roman ist die Lektüre definitiv Wert.

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