1964: Die Jagd nach Nazi-Verbrechern ist für Hannah Bloch endgültig vorbei. Sie folgt ihrem Ehemann Scott in dessen Heimatstadt Boston. Doch auch in den USA findet Hannah kein Glück. Ein Schicksalsschlag zwingt sie, nach Deutschland zurückzukehren. In Frankfurt am Main kreuzen ihre Wege die der sechzehnjährigen Marie, die gegen die Doppelmoral der Kriegsgeneration aufbegehrt und in ihrer Familiengeschichte ein dunkles Geheimnis entdeckt.
1964 Hannah Blochs Jagd nach Nazi-Verbrechern ist beendet und sie hat Scott Young geheiratet. Sie erstreite vor Gericht das Sorgerecht für ihre Tochter und bereitet dem Vater Harald Lenz eine empfindliche Niederlage. Als sie ihre Tochter aus dem Kinderheim abholen will, ist diese inzwischen an Polio verstorben. Sie folgt ihrem Ehemann Scott in seine Heimat Boston. Als er nach Selma versetzt wird, mischt Hannah sich in den Konflikt zwischen den Weißen und Schwarzen ein. Dabei lernt sie nicht nur den 16 jährigen dunkelhäutigen Ben kennen sondern auch Martin Luther King. Als Scott bei einem Anschlag ums Leben kommt, reist Hannah mit Ben nach Deutschland. Dort hat Marie Lenz zwischendurch eine beschädigte alte Puppe auf dem Dachboden gefunden, Gegen den Willen ihrer Eltern macht sie sich auf die Suche nach ihren Wurzeln.
Das Cover und der Titel passen sehr gut zu diesem dritten teil der Reihe um Hannah Bloch. Die Protagonisten werden am Anfang in einem Personenregister vorgestellt. Die kämpferische Hannah kenne ich ja schon aus den beiden Vorgängerbüchern. Besonders beeindruckt hat mich Martin Luther King, der mit seiner charismatischen Art, die aufgebrachte Menge beherrschen kann. Die Erzählstränge wechseln teilweise zwischen den Ereignissen in Amerika und denen in Deutschland. Dieser historische Roman ähnelt teilweise einem Krimi und ist so interessant und spannend zugleich.
»Vergiss nie, dass man eine Brücke stets von zwei Seiten baut, sonst stürzt sie ein.«
Auch im dritten der Reihe um Hannah Bloch fehlt es nicht an Dramatik. Inzwischen sind wir im Jahr 1964 angelangt und die Zeit Nazi-Verbrecher zu jagen und zu enttarnen ist vorbei. Sie folgt ihrem Ehemann Scott Young in die USA. wenig später muss sie feststellen, dass Rassismus hier zum Alltag gehört. Die Afroamerikaner sind hier, trotz Massenprotesten, die Unerhörten.
„Sie hatte Deutschland verlassen, weil sie die Jagd nach Kriegsverbrechern beinahe das Leben gekostet hatte. Für ihr Verlangen, die kleinen Nazis und Mitläufer zur Rechenschaft zu ziehen, hatte sie einen hohen Preis gezahlt, Freunde und Weggefährten verloren, allen voran Ruth. Sie war nicht in die USA immigriert, um ihren Kampf hier fortzusetzen. Frieden und Vergessen war es, was sie hatte finden wollen.
Und nun begann alles von vorne. Es entsprach eben ihrer Natur, sich einzumischen. Wie könnte sie jemals, nach alldem, was sie in Deutschland während des Krieges erlitten hatte, schweigend mit ansehen, wie Menschen nur aufgrund ihrer Hautfarbe gequält und gedemütigt wurden?“
Als während der Protestmärsche gegen Rassismus 1965 Scott getötet wird, hält Hannah nichts mehr in den USA. Sie kehrt nach Deutschland zurück, nicht ohne Ben Morrison, einen schwarzen Jungen, den sie in ihr Herz geschlossen hat und der unbedingt Brücken konstruieren lernen will, mitzunehmen. Doch damit sind ihre Probleme noch nicht zu Ende, denn in Frankfurt am Main kreuzen sich Hannahs Wege mit jenen der sechzehnjährigen Marie Lenz, die vor Kurzem ein dunkles Familiengeheimnis in ihrer Familiengeschichte entdeckt hat, und ob der Doppelmoral der Nachkriegszeit von zu Hause ausgerissen ist und ihre eigenen Nachforschungen anstellt.
Meine Meinung:
Auch in diesem dritten Teil der Reihe ist die Handlung unglaublich fesselnd aufgebaut. Die regelmäßigen Perspektivenwechsel zwischen den einzelnen Protagonisten erlauben tiefe Einblicke in die Gedanken und Gefühle der relevanten Charaktere. Sehr gut sind auch Hannahs Rückblicke in die Vergangenheit gelungen. Die sind für jene Leser, die die Vorgänger noch nicht kennen, unerlässlich. Trotzdem ist es ratsam „Die Unwerten“ und „Die Ungerächten“ zu lesen, um Hannahs Beweggründe kennenzulernen und zu verstehen.
Sprachlich sind Volker Dützer historische Romane ein Genuss, wenn auch der Inhalt (NS-Zeit, Judenverfolgung und Nachkriegszeit) auf manche verstörend wirken könnten. Fakten und Fiktion sind gekonnt zu einem spannenden Plot verwebt.
Wie im Nachwort zu lesen ist, hat Volker Dützer penible Recherche betrieben. Die eine oder andere historische Begebenheit musste aus Rücksicht auf die Dramaturgie des Romans ein wenig geglättet werden. Ob es, wie der Autor andeutet, einen möglichen vierten Band geben könnte, steht noch in den Sternen. Doch ich habe einen Namen ausgemacht, der in den späteren Jahren in Deutschland noch Geschichte schreiben wird: Ulrike Meinhof. Sollte es ein weiteres Buch mit Hannah Bloch geben, bin ich wieder dabei.
Fazit:
Dieser dritte Teil der Hannah-Bloch-Reihe hat es in sich. Wie schon oben angesprochen, empfehle ich, die beiden ersten Teile aus Hannahs Leben zu lesen. Dieser historische Roman erhält 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
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